Nach Anschlägen in Jakarta:Reiseveranstalter warten ab

Lesezeit: 2 min

Während Australien seine Bürger vor Reisen nach Indonesien warnt, warten deutsche Reiseveranstalter auf die Einschätzung des Auswärtigen Amtes.

K. Schnitzler

Zwei Bombenexplosionen haben Indonesiens Hauptstadt Jakarta erschüttert. Das Ziel der Attentäter: die Luxushotels Marriott und Ritz-Carlton. Mehrere Menschen starben, zahlreiche wurden verletzt.

Indonesien: Explosionen in Hotels
:Anschläge im Herzen Jakartas

Terrorattacken auf Hotels: Bei Bombenanschlägen auf zwei Nobelherbergen in Indonesiens Hauptstadt Jakarta sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen.

Daraufhin warnte Australien seine Landsleute vor Reisen nach Indonesien: "Wir raten, wegen der sehr hohen Gefahr von Terroranschlägen, zu überlegen, ob Reisen nach Indonesien, auch nach Bali, jetzt nötig sind", hieß es am Freitag auf der Webseite des australischen Außenministeriums.

Auf der Seite des deutschen Auswärtigen Amtes wird zunächst nur über die Anschläge informiert, die Reisenden werden gebeten, "die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen".

Generell würden Orte besonders in Jakarta und auf Bali als potentiell gefährdet gelten, die "bevorzugt von Ausländern frequentiert oder mit dem westlichen Ausland identifiziert werden, wie Hotels, Botschaften, Einkaufszentren und touristische Einrichtungen", warnt das Auswärtige Amt.

Derzeit würden die aktuellen Sicherheitshinweise ausreichen, erklärte ein Sprecher - eine Reisewarnung werde nicht ausgesprochen. Ob die Sicherheitshinweise noch weiter verschärft werden, hänge nun von den Entwicklungen in Indonesien ab.

Reiseveranstalter warten nun eine genauere Einschätzung der Lage in Indonesien seitens des Auswärtigen Amtes ab.

"Momentan gibt es ja noch keine Einschränkungen - und das sagen wir auch den Urlaubern, die jetzt anrufen", sagt Dertour-Sprecherin Antje Günther. Das Unternehmen der Rewe-Gruppe bietet Rundreisen in Indonesien an.

Dertour wolle auch abwarten, ob ganz Indonesien oder nur Regionen als gefährdet eingeschätzt werden, "schließlich ist Jakarta vor allem eine Umsteigemöglichkeit. Und etwa Bali wird von uns von Singapur aus angeflogen, so dass man gar nicht in Jakarta landet", erklärt Günther - für Dertour bestehe noch kein Anlass zur Unruhe.

Daher gelten auch für Urlauber derzeit normale Rücktrittsbedingungen: Wer seine Reise nach Indonesien kurzfristig absagen möchte, muss dies zu den normalen Rücktrittsbedingungen und damit auf eigene Kosten tun.

Wer etwa am Wochenende doch nicht nach Indonesien fliegen will, muss damit rechnen, bis zu 90 Prozent des Reisepreises dennoch zahlen zu müssen. Je weiter entfernt der Abflugstag zur Zeit der Stornierung ist, desto geringer sind die Rücktrittskosten.

Auch Veranstalter Tui, der ebenfalls Rundreisen in Indonesien anbietet, wartet erst einmal ab: "Gott sei Dank ist keiner unserer Kunden betroffen, und die nächste Rundreise startet erst in ein paar Tagen", sagt Sprecherin Alexa Hüner. Bis dahin stehe das Krisenmanagement der Tui in ständigem Kontakt mit ihrer Agentur vor Ort. Je nachdem, wie diese die Lage bewerte, werde Tui in den nächsten Tagen entscheiden, ob die Rundreise wie geplant startet: "Jetzt können wir noch keinen Entschluss fassen", so Hüner.

Zwischen 2002 und 2005 hatte es in Indonesien zahlreiche Attentate gegeben, für die die islamistische Extremistenorganisation Jemaah Islamiyah verantwortlich gemacht wurde. Darunter waren auch die Bombenanschläge auf der Insel Bali 2002, bei denen 202 Menschen getötet wurden, darunter zahlreiche Australier. Seitdem wurden viele Extremisten verhaftet.

2003 war das Marriott-Hotel in Jakarta schon einmal Ziel eines Anschlags, bei dem zwölf Menschen getötet wurden. Seit fast vier Jahren hat es in Indonesien jedoch keinen größeren Terroranschlag mehr gegeben.

Doch in einem australischen Bericht zur Sicherheitslage am Tag vor den Bombenexplosionen in Jakarta hieß es, die Jemaah Islamiyah könnte zu neuen Anschlägen bereit sein.

Indonesien ist der größte Inselstaat der Erde. Seine mehr als 17.000 Inseln erstrecken sich in Südostasien über 5100 Kilometer.

© sueddeutsche.de/kaeb/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Chronik
:Terrorziel Nobelhotels in der islamischen Welt

Nobelherbergen in islamischen Ländern werden immer wieder Ziel tödlichen Terrors. Eine Foto-Chronologie.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: