Radtour in Bayern:Er ruft

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Wer es bis zur Archenkanzel mit Blick über den Königssee geschafft hat, kann sich trösten: Ab jetzt geht es nur noch abwärts. (Foto: Hans Gasser)

Mit dem Radl direkt an den Watzmann: Die Fahrt auf die Kührointalm ist anstrengend, aber lohnend.

Von Hans Gasser

Die Berchtesgadener gelten als bergsportfanatisch. Wer dort öfter mal unterwegs ist, weiß: Das ist eine Zustandsbeschreibung, kein Vorurteil. Je nach Jahreszeit sind sie zu Fuß, mit den Skiern, dem Gleitschirm oder dem Mountainbike unterwegs in ihren ja wirklich schönen Bergen. Und in Übergangszeiten bedient man sich auch gerne mal mehrerer Sportgeräte gleichzeitig.

Im Spätfrühling etwa wird man bei der doch recht schweißtreibenden Auffahrt von der Wimbachbrücke zur Kührointalm von Einheimischen, darunter nicht wenigen topfitten Rentnern auf dem E-Bike, überholt. Sie haben Rucksäcke geschultert, auf denen Tourenskier und Skischuhe befestigt sind, manch einer tritt auch in Skischuhen hinauf. Ihr Zwischenziel ist die sogenannte Benzinkurve, wo sie das Rad stehen lassen und bei ausreichender Schneelage (die heuer bis weit in den Mai ging) mit ihren Skiern das Watzmannkar hinaufschnaufen, um selbes auf bestem Firn wieder hinunterzufahren.

Aber auch wer nur ein Mountainbike dabei hat, kommt bei dieser Tour auf seine Kosten. Die knapp 800 Höhenmeter über einen Forstweg mit teils steilen Rampen kosten zunächst einiges an Kraft und Schweiß. Aber: Man wird entschädigt durch einen immer schöner werdenden Blick auf den Watzmann. Ist die Alm erreicht, steht man direkt vor dem Postkartenberg. Besser ist es aber zu sitzen und auf der Terrasse der Almhütte ein Weißbier oder Ähnliches zu trinken. Da fällt der Blick auch auf eine kleine Kapelle mit Sonnenuhr, unter der steht: "Nutzet die Zeit, denn die Tage sind kurz." Ein doppeldeutiger Satz, denn die Kapelle ist all den Wanderern und Bergsteigern gewidmet, die in den Berchtesgadener Alpen ums Leben gekommen sind.

Derart nachdenklich gemacht, sollte man auf keinen Fall auf der Alm verharren, sondern zu Fuß noch etwa 15 Minuten leicht abwärts zur Archenkanzel gehen. An diesem Aussichtspunkt fällt jedwede Beklommenheit wieder ab: Von hier schaut man aus großer Höhe über den smaragdfarbenen Königssee bis zum Hochkönig. Und wie ein solcher fühlt man sich hier an der steil abfallenden Waldkante auch. Unten ziehen die Ausflugschiffe nach St. Bartholomä ihre Schneisen ins Wasser, bei richtigem Wind dringt das Trompetenecho bis hier herauf. Wer dies lange genug im Schatten einer der Kiefern genossen hat, sieht auch die unmittelbare Zukunft tröstlich: Denn für Mountainbiker geht es von der Kührointalm nur noch bergab.

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