Kolumne "Ende der Reise":Alles dreht sich

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Mit dem Bike auf den Berg, das ist längst kein Privileg mehr von den Bewohnern jener Regionen, die auch eine vertikale Dimension haben. (Foto: Albrecht Weißer/Imago)

Höher, schneller, weiter: Die Mountainbiker sind auf dem Gipfel angekommen.

Von Stefan Fischer

Sie nennen ihn tatsächlich einen Berg. 168 Meter hoch ist dieser Bungsberg, höher hinaus geht es nicht in Schleswig-Holstein, jedenfalls nicht unter geografischen Gesichtspunkten. Aus alpiner Sicht ist das nicht viel mehr als eine Bodenwelle. Flensburg liegt noch tiefer als dieser, nun ja: Gipfel des Bungsbergs. Ziemlich genau 168 Meter tiefer nämlich, jedenfalls in der Nähe des Hafens.

Aber auch jede Mountainbike-Tour beginnt im Tal, und so ist es nur konsequent, dass Flensburg sich nicht davor scheut, bei Null zu beginnen. Oder genauer: bei Normalnull. Dieser Sommer ist der erste Flensburger Fahrradsommer. Das Ziel: Mehr Menschen sollen in Zukunft das Auto stehen lassen und aufs Fahrrad steigen. Man möchte, so die Initiatoren, mit einer Ausstellung, mit geführten Touren und Vorträgen erreichen, dass Radfahrer endlich anerkannt werden als gleichwertige Akteure im Straßenverkehr und überhaupt im Stadtraum. Und nicht bloß als lästige Hindernisse.

Da die Städter aber nichts lieber machen, als aufs Land zu fahren, wird es nicht lange dauern, und die Flensburger werden den umkämpften Stadtraum hinter sich lassen und ins Grüne aufbrechen. Die Pioniere unter ihnen werden sogar die Deiche der Nordsee erklimmen, und bald darauf werden sie auch auf dem Bungsberg stehen. Sie werden davon so angefixt sein, dass sie fortan vom Mont Ventoux träumen, von einer Alpenüberquerung, von Mountainbike-Touren im Pfälzerwald.

Mit dem Bike in die Berge, das ist längst kein Privileg mehr von den Bewohnern jener Regionen, die auch eine vertikale Dimension haben. Mountainbiken ist ein Volkssport geworden, und durch E-Bikes hat sich der Radius der Radler noch einmal deutlich erhöht. Irgendwann wird jemand auf den Gipfel des Matterhorns radeln, und dass eine Fahrspur der Brennerautobahn für Mountainbiker freigegeben wird, ist vermutlich auch absehbar.

Bleibt nur die Frage, wann sich die unter die Räder gekommenen Wanderer zu Wort melden, um als gleichwertig akzeptiert zu werden unter allen Funktionswäscheträgern in den Bergen.

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