Süddeutsche Zeitung

Moskauer Zoo:Touren tierischer Treue

Schwäne, Albatrosse oder einige Affenarten sind ihrem Partner treu - ein Potenzial, das der Moskauer Zoo nun ausschöpfen will und besondere Spaziergänge für Liebespaare anbietet. Eines scheinen die Verantwortlichen aber nicht beachtet zu haben.

Von Carolin Gasteiger

Mit Schwänen ist es besonders tragisch: Werden diese monogam lebenden Tiere von ihrem Partner verlassen, tun sie sich oft schwer, einen neuen zu finden. Aber sie sind nicht die einzigen Tiere, die Wert auf Treue legen: Albatrosse treffen ihre Partner alle paar Jahre, um sich fortzupflanzen und ein einziges Ei gemeinsam aufzuziehen.

Von dieser tierischen Treue können sich Besucher des Moskauer Zoos künftig selbst überzeugen - vor allem verliebte Besucher. Denn der Tierpark, einer der ältesten Europas, will Pärchen auf sogenannten Love Walks durch den Zoo lotsen. "Liebespaare wollen eher das Leben treuer Tiere beobachten", sagt Zoo-Sprecherin Anna Katschurowskaja der Zeitung Iswestija.

"Dieser Spaziergang könnte also an Papageien, Schwänen und Menschenaffen vorbeiführen, die zudem alle gute Eltern sind", erklärt Katschurowskaja weiter. Aber gerade unter Menschenaffen gibt es auch moderne Partnerschaftsmodelle: So sollen Weißhandgibbons - die zu den Kleinen Menschenaffen zählen - des Öfteren in einer "Ménage-à-trois" mit einem Weibchen und zwei Männchen leben. Und auch ein Silberrücken duldet in Paarungsfragen keinen Nebenbuhler in der Nähe seiner Gorilla-Weibchen. Ob das auch den russischen Zoobesuchern auffallen wird?

Dann vielleicht lieber bei den Bibern vorbeilaufen: Sie sind die monogame Ausnahme unter den sonst eher umtriebigen Säugetieren. Und da sie immerhin 20 Jahre alt werden können, dürfte ihre Einehe länger dauern als die mancher Menschen.

Wer bei den Organisatoren nun übertrieben romantische Veranlagungen zu erkennen glaubt oder die Absicht, die Zoobesucher moralisch erziehen zu wollen, irrt. Hinter den Love Walks verbergen sich pragmatische Motive: Auf verschiedenen thematischen Touren sollen die Besucherströme entzerrt werden. Auch für kleine Kinder oder für Fans bestimmter Tierarten soll es eigene Routen geben. Also von wegen Romantik. Wenn das die Schwanenmama wüsste.

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