Mitten in ... Hirschegg
Die Sandalenbrigade ist wieder unterwegs. Vor ein paar Tagen in der Breitachklamm: Eine Frau, vielleicht Mitte zwanzig, trägt Schuhe mit Pfennigabsätzen und goldenen Applikationen, so wackelt sie über die Stege. Einer fragt, ob sie lebensmüde sei. "Ja", schnauzt sie ihn an.
Heute ein paar Kilometer weiter Richtung Hirschegg, Kleinwalsertal: Eine nicht mehr ganz junge, nicht mehr ganz schlanke Dame beim Aufstieg.
Bergstöcke hat sie, und an den Füßen: Sandalen. Breiter brauner Riemen, Fußnägel in Altrosa. "Heute will ich's schaffen", sagt sie, diesmal habe sie das Auto stehen lassen.
Man sieht ihr die Mühsal an, und den Stolz. Würde es mit Schuhen, richtigen, nicht mehr Spaß machen? "Die hab' ich dabei", antwortet sie, "die Turnschuhe. Aber ich hab' sie im Auto gelassen." Die Sandalen scheuern. "Man ist halt hochmütig." Immerhin.
(Detlef Esslinger/SZ vom 06.09.2008)
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