Mitten in Absurdistan:Mit Blaulicht zum Friseur

Stoisches Hupen, teures Drängeln und eine unvergessliche Nacht im "Hard-Sleeper". Kuriose Verkehrs-Erlebnisse von SZ-Autoren aus aller Welt.

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Mitten in ... München

Nur 'ne Vier? Das kann doch nicht sein. Philipp Tschauner und Stefan Aigner, zwei Fußballprofis vom Zweitligisten 1860 München, sitzen mittags in einem Giesinger Restaurant vor ihren Salat-Tellern. Auf dem Tisch liegt das aktuelle Kicker-Magazin. Mittelfeldspieler Aigner zeigt mit dem Finger auf eine Seite und sagt zu Torwart Tschauner: "Ey, schau dir mal die Note an. Der Fink (Anton, 22, Stürmer, derzeit bei Karlsruhe, zuvor bei Unterhaching tätig, d. Red.) kriegt nur 'ne Vier, obwohl der doch das 1:1 gegen Rostock gemacht hat."

Beide schütteln den Kopf, nehmen einen Schluck Schorle und sinnieren über die Leistungsdaten der Bundesliga. Nach einer halben Stunde ordern sie die Rechnung. Aigner zahlt für beide, Tschauner sagt: "Ich würde auch für alle zahlen, wenn ich wie du einen Vertrag bis 2012 hätte." Den gibts aber nur mit guten Noten.

Philipp Crone, SZ vom 17./18.4.2010

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Mitten in ... Teheran

Es ist Nachmittag, die Sonne brennt. Hunger und Durst führen uns in eine der vielen Imbiss-Buden. Mein Dolmetscher Esmaeil erklärt das Angebot: Sandwich mit Hamburger, Würstchen, die wie Wiener aussehen, Hühnchen, Lammzunge, Lammhirn - alles zu dekorativen Haufen geschichtet in einer Kühlvitrine. Ich nehme mir vor, die Lammzunge zu testen, weiche aber auf Hamburger aus, als Esmaeil nur Würstchen ordert. Zu trinken gibt es Limo, so orange wie ein Müllauto oder Cola, aber süßer als das US-Original. Zwischen den Fleischbergen stehen verdächtige grüne Flaschen mit Getreideähren und einer Zitrone auf dem Etikett.

"Iranisches Bier", sagt Esmaeil grinsend. Oder vielmehr: iranisches Radler, bestehend aus Hopfen und Zucker. Alkohol? "0,0 Prozent", wie die Aufschrift versichert. Zu 100 Prozent Fleisch die perfekte Nährstoffergänzung.

Paul-Anton Krüger, SZ vom 17./18.4.2010

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Mitten in ... Barcelona

Immerhin: Im Notfall-Waschbeutel befindet sich auch ein T-Shirt, weiß, Größe XXL, ein unförmiger Lappen. Taugt für die erste Nacht. Eigentlich kann es ja nicht so schwierig sein, einen Koffer von München nach Barcelona zu bringen, denkt man. Ist es aber offenbar. Der Anruf am nächsten Vormittag am Flughafen bringt nichts außer Ärger: mein Gepäck ist verschollen. Dummerweise ist Feiertag, in der Innenstadt haben nur chinesische Lebensmittelmärkte, marokkanische Geschenkeläden und katalanische Konfiserien offen.

Die Klamotten stinken vom Vorabend nach Rauch, in spanischen Kneipen und Clubs wird gequalmt. Die Suche nach Unterwäsche endet im Hotelzimmer. Immerhin gibt es Seife und einen Föhn, Wasch- statt Antoni Gaudí-Tag. Übrigens, der Koffer fand sich in Mailand ein. Bis Barcelona schaffte er es in den vier Tagen nicht.

Michael Ruhland, SZ vom 17./18.4.2010

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Mitten in ... Völs

Der Pfarrer ist beim Metzger! Krisensitzung hinter der Kasse, gegenüber von Schinken und Kaminwurzen. Die Schiebetür - zugezogen. Es geht hoch her, das kann man ja hören. Im Dorf tuscheln sie schon seit Tagen über den Pfarrer.

Im Fernsehen und in den Zeitungen haben sie davon gehört, dass es in der Kirche nicht immer christlich zugeht. Da haben sie sich erinnert, dass ein junger Mann damals allein beim Pfarrer war. Auf der einsamen Hütte hinterm Schloss. Was die da wohl gemacht haben?

Der Pfarrer hat von den Gerüchten Wind bekommen und sich so dermaßen über die grundlosen Unterstellungen geärgert, dass er seiner Gemeinde in der Messe nicht nur die Predigt, sondern auch den Segen verwehrt hat. Seitdem schlagen die Wellen hoch. Beim Friseur, beim Bäcker, beim Schuster. Nun soll der Metzger schlichten. Er ist ja Pfarrgemeinderat!

Martin Zips, SZ vom 17./18.4.2010

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Mitten in ... Buenos Aires

Der argentinische Ferienort Villa General Belgrano bei Córdoba ist bekannt für alpenländische Fassaden und sein Oktoberfest, das deutsche Einwanderer eingeführt haben. Weitere Höhepunkte im Kalender sind das Wiener Tortenfest sowie das Schokoladenfest. Lokale heißen Edelweiss, Don Otto, Tante Leny oder Altes Zeppelin, und für die Firma Bayer wirbt eine Holzfigur in Lederhosen. Zu den stilprägenden Bewohnern zählten Überlebende des Panzerschiffs Graf Spee, dessen Versinken in Buchhandlungen dokumentiert ist.

In einem Schaufenster kleben zwischen Logos eiserner Kreuze von 1939 T-Shirts mit Aufdruck "Deutsche Luftwaffe". Die geschäftstüchtigen Anbieter haben einen Hinweis angehängt: Der Laden teile keineswegs die Ideologie von Nazis und Faschisten, "die Ware wird nur zu historischen Zwecken ausgestellt."

Peter Burghardt/SZ vom 10./11.4.2010

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Mitten in ... Helsinki

Die Kotiharju Sauna ist bekannt für ihre lange Tradition und für ihre angenehm weiche Hitze. Seit 1928 wird hier ausschließlich mit Holz gefeuert. Hektisch stopft ein etwa 40-jähriger Mann seine Kleidung in den hölzernen, kunstvoll verzierten Spind. Haare und Bart sind blond und lang. Das faserige Tattoo auf seinem blassen Arm zeigt die Westküste Finnlands. Deutlich sind die Hafenstädte Rauma und Vaasa eingezeichnet. Unruhig beginnt der Mann in seinem Rucksack zu kramen.

Das Handtuch vergessen? Mit einer Hand zerrt er drei Dosen Bier hervor und platziert sie auf dem Dach seines Schließfachs. Wie Pokale stehen sie dort oben. Das erste Bier trinkt der blonde Nackte auf dem Weg zur Dusche. Das zweite leert er, noch bevor er sich abtrocknet. Das dritte hebt er sich auf - bis nach dem ersten Saunagang.

Jonas Reese/SZ vom 10./11.4.2010

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Mitten in ... München

Filme über den Kongo-Krieg gehören nicht zur Massenware, die bei Amazon verkauft wird. Es gibt sie aber. Der US-Sender ABC hat zwei Dokumentationen gedreht. Leider sind beide nicht von der Freiwilligen Selbstkontrolle überprüft worden und somit erst ab 18 Jahren zu haben, auch wenn weder Pornographie noch grobe Gewalt zu sehen ist. Der Postbote bringt die DVDs, grinst und bittet um den Ausweis. Leider sind die Paketdaten in seinem Lesegerät noch nicht vorhanden. "Sie müssen sich gedulden", sagt er, "bis Sie zu Ihrem Spaß kommen."

Beim Einwand, dass Kongo-Filme kein Spaß sind, grinst er wieder. "Jaja, bis morgen." Am nächsten Tag ein anderer, grinsender Postbote, diesmal klappt's mit dem Lesegerät.

"Das muss ja krasses Zeug sein", sagt der Mann bei der Übergabe, "Sie wurden ja gleich zwei Mal überprüft."

Michael Bitala/SZ vom 10./11.4.2010

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Mitten in ... Istanbul

Schon mal Fernsehen verschrieben bekommen? Unser Sohn wurde operiert, er hörte schlecht: die Polypen. "Sie werden sehen", sagte der Arzt, "danach wird Ihr Sohn Sie bitten, den Fernseher um zwei Stufen leiser zu stellen." Die Schwester kam: Darf der Junge alles essen? Ja. Angeborene Krankheiten? Nein. Wie viel Stunden am Tag darf er fernsehen? Gar nicht. Die Schwester, verblüfft: "Gaaar nicht?" Nein, flüsterten wir verschämt. Unser Sohn ist drei. Die OP lief gut. Wieder zuhause schwenkte der Kleine freudig einen Malblock, den ihm die Klinik geschenkt hat. "Falsch/Richtig"-Bilder zum Ausmalen. Das Deckblatt zeigte einen Knirps vor dem Fernseher. "FALSCH" stand fett darunter. Sieh mal einer an!, dachte ich. Dann sah ich das zweite Bild. "RICHTIG": Derselbe Junge vor demselben Fernseher - aber zwischen beiden eine Linie: "Drei Meter Abstand".

Kai Strittmatter/SZ vom 3./4.4. 2010

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Mitten in ... San Francisco

Rasierter Schädel, breite Schultern und an den Armen Muskelpakete: Er sieht aus wie ein harter Junge. Aber seine Knie zittern. Er war so lange weg jetzt. Drei Jahre Irak, ein Jahr Kandahar, ein Jahr Kabul. Fünf Jahre Krieg gegen den Terror. "Ein Albtraum", sagt er. Die Strapazen und die permanente Angst haben ihn fertiggemacht. "Der Rücken tut weh, die Beine wollen nicht mehr. Ich fühle mich wie ein alter Mann." Er wartete, bis sein Vertrag bei der Army auslief, jeder gottverdammte Tag ein Tag weniger. Dann war es vorbei. War er froh! "Man was I glad." Und jetzt? Er weiß es nicht, er kommt mit leeren Händen. Vielleicht zur Polizei, vielleicht zurück aufs College. 35 Jahre ist er alt, der Mann mit den zitternden Knien, fünf Jahre hat er seine Heimat nicht gesehen, und als nun San Francisco im Flugzeugfenster auftaucht, da wischt er sich die Augen.

Tanja Rest/SZ vom 3./4.4. 2010

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Mitten in ... Stuttgart

Manche sagen, an den Vierertischen der Deutschen Bahn sei Deutschland am grausamsten. Hier lernen sich fremde Menschen kennen, indem sie sich darüber austauschen, wie furchtbar die Bahn doch ist: Zu unpünktlich, zu teuer, zu bürokratisch. Aus solchen Gesprächen sollen schon Freundschaften entstanden sein. An diesem Nachmittag sitzt nur eine einzelne Frau am Vierertisch des ICE von Ulm nach Stuttgart und schaut traurig aus dem Fenster, es regnet. Dann greift die Frau zum Handy und schreit ihren Gesprächspartner an, dass es so nicht weiter gehe: Die Bahn habe nur einen Zugteil eingesetzt, weshalb sich nun alle stapelten, es herrsche Chaos und Plünderei, auf der Schwäbischen Alb sei der Zug fast stehengeblieben, da komme sicher wieder eine riesige Verspätung zusammen. Minuten später hält der fast leere Zug auf die Minute pünktlich in Stuttgart.

Bernd Dörries/SZ vom 3./4.4. 2010

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Mitten in ... Brüssel

In Marrakesch wollten sie einem Glasperlen als Diamanten verkaufen. In Peking gab es Elfenbein-Döschen aus Hartplastik, in Lhasa handgeschnitzte Gebetsmühlen "Made in Hongkong" und in Agra Modelle des Taj Mahal, die angeblich aus Marmor waren, aber in der Hand zerbrachen. Man hat das alles gesehen und erlebt, man würde sich also hier, in Brüssel, nie über den Tisch ziehen lassen. Nicht in der Hauptstadt der EU. Nicht in diesen vertrauenserweckend malerischen Gassen mit ihren barocken Häuschen, direkt hinter dem Grand Place, dem vielleicht schönsten Platz Europas. Zehntausende Touristen, Hunderte Restaurants, ein Menü für 12 Euro. "Das erste Getränk geht aufs Haus", sagt der Kellner und gewinnt: Man ist durstig, hungrig und überhaupt, die belgische Braukunst ist weltberühmt. Kaum sitzt man, kommt das geschenkte Bier. Im Schnapsglas!

Johannes Boie/SZ vom 3./4.4. 2010

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Mitten in ... Madrid, iStock

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Mitten in ... Madrid

Es ist selten ein Vergnügen, in Spanien TV-Nachrichten zu schauen. Denn mit Nachrichten im klassischen Sinn haben sie nicht viel gemein. Ehe solche verkündet werden, sitzt man im Sessel und muss Geschichten zu den Kapriolen des Wetters ertragen, Bilder von Wetterkatastrophen aus aller Welt, oder Berichte über Festtagsumzüge, die ins Wasser fallen oder unter sengender Hitze leiden.

Auch gern genommen: Umfragen. Ein Reporter von La Sexta begab sich dieser Tage an die Schule Juan de Ocaña in Móstoles bei Madrid. Um Erstklässler zu befragen. Nach ihrem Zukunftswunsch. "Feuerwehrmann", sagte einer. "Sängerin", eine andere.

Zuletzt erklärte ein Mädchen, es würde gerne Tierärztin werden. Überraschend fügte sie hinzu: "Aber mein größter Wunsch ist, dass unsere Schule von einer zerstörerischen Bombe vernichtet wird." Ihr Name ist Lucía. Ganz Spanien liebt sie.

Javier Cacerés, SZ vom 27./28.3.2010

Mitten in ... Stockholm, ddp

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Mitten in ... Stockholm

Frühling kommt in vielerlei Gestalt daher: Mal reckt er sich als Krokus aus einem Beet, mal zwitschert er als Vogel von einem knospenden Ast oder plätschert vom Eise befreit durch ein Flussbett.

In Schweden humpelt der Frühling, Gipsbein und Krücke sind heuer seine typischen Vorboten. Denn noch sind die nordischen Städte von Schnee bedeckt und was tagsüber taut, friert nachts wieder ein. "Der Sonnenschein verwandelt Stockholms Wege in Eisbahnen", warnte neulich die Zeitung Dagens Nyheter und merkte an, das schöne Wetter sei "nicht nur gut". Die Notaufnahmen sind voll, Orthopäden machen Überstunden.

Ja, man fragt sich, ob es nicht eigentlich noch Winter ist. Aber so pessimistisch wollen Schwedens Journalisten dann doch nicht sein. Deshalb haben sie für das eisige März-Spektakel ein freundliches Wort gefunden: "Vårhalkan" - "Frühlingsglätte".

Gunnar Herrmann, SZ vom 27./28.3.2010

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Mitten in ... München, iStock

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Mitten in ... München

Unsere Nachbarin hat einen neuen Job. US-Unternehmen. Offene Feedback-Kultur. "Schafft Effizienz und gutes Arbeitsklima", haben die Kollegen Lena erklärt: "Wir sagen uns alles - schonungslos. Was immer dir auffällt: raus damit!"

Tage später steht die erste Kollegin vor ihrem Schreibtisch. Sie wolle nur mal fragen: dieser eine Blick von Lena heute im Meeting. Was der bedeutet habe? Lena kann sich an keinen Blick erinnern. "Echt, du kannst offen zu mir sein", mahnt die Kollegin, bevor sie geht.

Später kommt eine andere: "Ich wollte mich entschuldigen." Wofür? "Dafür, dass ich dir vorhin an die Schulter gefasst habe." Lena weiß nicht, was die Kollegin meint. "Na, du magst es doch nicht, wenn Leute dir so nahe kommen, du kannst mir sofort sagen, wenn es dich stört."

Lena wäre so gern offen. Nur würden die Kollegen damit nicht umgehen können.

Marten Rolff, SZ vom 27./28.3.2010

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Mitten in ... Salvador, iStock

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Mitten in ... Salvador

Salvador, das gefährlichste Pflaster in Brasilien. Sagt der Reiseführer. Gleich nichts Falsches denken, liebe Leser: Vier Uhr früh im Mädchenwohnheim der Universität. Wir hielten das für einen sicheren Ort.

Es gibt einen Nachtwächter dort, drei Beobachtungen zum Thema: Erstens, man spürt da ganz schlimme Vorurteile gegenüber Männern aus Westeuropa. Zweitens, der Herr ist nicht mehr so gut zu Fuß. Drittens, wenn er den Anschluss verliert, wirft er mit Taschenlampen.

Der Morgen danach, am Strand. Okay, raus damit: Wir haben uns von einem für sein Alter eher kleinen 15-Jährigen eine Rolle Schokokekse klauen lassen. Der Kerl zeigte uns das Messer in seiner Hosentasche. Wir überantworteten ihm die Kekse, es waren die guten mit Kakaocreme. Der Bandit sagte "danke", dann lief er feige davon.

Nie hat man eine Taschenlampe, wenn man sie wirklich braucht.

Roman Deininger, SZ vom 27./28.3.2010

Mitten in ... Absurdistan Skurrile Geschichten von Autoren der Süddeutschen Zeitung

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Mitten in ... Dallas

Eine Meile vor dem Ziel kommt die erste Aufforderung: Erstbesucher bitte Warnblinklicht einschalten! Die ersten drei Schilder lassen sich noch ignorieren,  beim vierten siegt die Neugier. Mit blinkendem Rotlicht rollt man auf einen großen grauen Kasten zu. Drei Parkplatzanweiser weisen den Weg direkt vor den Eingang. Man hat das Auto noch nicht verlassen, da steht Sarah, eine blonde Hostess, schon bereit: "Willkommen! Wie schön, dass Sie heute mit uns feiern!"

An der nächsten Tür grüßt Mike, an der dritten übernimmt Justin und sucht für den Erstbesucher einen Platz. Wenig später sind alle 3500 Kinosessel belegt. Es wird dunkel, eine neunköpfige Band betritt die Bühne. Blaue Scheinwerfer und drei Großleinwände erhellen den Raum. Der Schlagzeuger spielt ein Solo. Sonntagmorgen.

Willkommen im Gottesdienst.

(Ann-Kathrin Eckardt, SZ vom 20./21.3.2010)

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Mitten in ... Absurdistan Skurrile Geschichten von Autoren der Süddeutschen Zeitung

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Mitten in ... Paris

Bei Chanel an der Rue Cambon verschwindet eine junge Asiatin in der Umkleide. Im Ledersessel bleibt ihr Begleiter zurück, sie lässt ihn lange warten, ein Glas Champagner kann er in der Zwischenzeit leertrinken und noch eine Tasse Espresso. Dann kommt sie. Sie trägt ein cremefarbenes, über und über mit Blüten besticktes Taftkleid. Sie sagt kein Wort.

Sie senkt das Kinn, streicht sich laaaangsam die Haare aus der Stirn und schaut ihn von unten rauf so an. Nie im Leben hat man so einen Blick gesehen! Du kannst alles von mir haben, sagt der Blick, ich massier dir die Füße, ich sing dich in den Schlaf, ich geh heut mit dir ins Bett und koch dir Suppe, wenn du alt bist, ich bin sogar nett zu deiner Mutter - aber kauf mir dieses Kleid!

Zehn wortlose Sekunden.

Dann er: "Okay." Wenn dieser Blick nicht angeboren ist, dann möchte man ihn lernen.

(Tanja Rest, SZ vom 20./21.3.2010)

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Mitten in ... Absurdistan Skurrile Geschichten von Autoren der Süddeutschen Zeitung

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Mitten in ... Saaldorf

Auf jeder Jägermeister-Flasche steht's: "Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild." Und so fort. Die Jäger von Saaldorf, die in den Wäldern von Mooswastl und Moosen auf die Pirsch gehen, nehmen den Ehrenkodex besonders ernst. Ihr Motto: Füttern statt ballern.

Vor allem wenn Schnee liegt. Im Berchtesgadener Land ist das ein heißes Eisen. Denn die Waldbesitzer sind gegen die Fütterungen. Rehe bekommen dadurch erst Appetit und fressen ihre Tannenschösslinge auf. Sagen sie. Wie sollen da neue Christbäume nachwachsen!? Unsinn, rufen die Jäger, ein Reh, das nichts zu essen bekommt, frisst noch mehr Bäume! Die Empörung erinnert an die Sex Pistols und ihren Tierschützer-Hymnus "Who killed Bambi". Das großartige Rehragout, das es beim Wirt in Saaldorf gibt, stammt von glücklichen Rehen.

(Rudolf Neumaier, SZ vom 20./21.3.2010)

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Mitten in ... Absurdistan Skurrile Geschichten von Autoren der Süddeutschen Zeitung

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Mitten in ... Berlin

Die Ecke mit dem Zigarettenautomaten ist in jeder Bar ein Ort der Emotionen. Raucher fluchen, wenn sie sich bei der Sortenauswahl vertippen. Sie trommeln wild gegen das Metall, wenn eine Münze steckenbleibt. Andere seufzen erleichtert, wenn das ersehnte Päckchen fällt. Und hin und wieder sieht man auch Käufer in Gelächter ausbrechen.

Der junge Mann in der Bar in Berlin-Kreuzberg kann es nicht fassen: In seinem Päckchen ist eine Ein-Euro-Münze fein säuberlich in die Verpackungsfolie eingeschweißt. Ein Gag? Ein Dankeschön der Tabakindustrie? Der Barkeeper kennt die Lösung: Für gewöhnlich kostet ein Päckchen mit 20 Stück fünf Euro. Es gibt aber Restbestände, in denen nur 18 Stück sind. Die Konzerne legen einen Entschädigungs-Euro für die zwei fehlenden Zigaretten bei. Kein schlechter Deal. 50 Cent hätten ja gereicht.

(Wolfgang Luef, SZ vom 20./21.3.2010)

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Mitten in ... München, dpa

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Mitten in ... München

Aus Sicht eines eher stillen Kunden mit schlichten Ansprüchen muss ein Friseur nicht unbedingt schwafeln. Er muss auch nicht jede Woche in der Bunten erwähnt werden. Nein, er sollte halt Haare schneiden, und das möglichst schnell, billig und ohne Geschwätz.

Bei einem Schnellschneide-Salon am Münchner Hauptbahnhof ist man da genau an der richtigen Adresse - falls man mit einem maschinell geschorenen Kurzhaareierkopf leben kann - und mit der Angst: Auf dem Behandlungsstuhl sitzt gerade ein Kunde, dem der Friseur ein Muster auf den Schädel rasiert, das an die Google-Maps-Ansicht von Venedig erinnert. Ein gepiercter Bodybuilder bricht in Tränen aus, weil ihm brutal die Brauen gezupft werden. Und ein anderer Kunde zittert vor dem Flammenwerfer, mit dem der Friseur bei ihm die Ohrhaare abfackelt.

Hilfe! Weg hier! Zu spät. Der Nächste, bitte.

(Titus Arnu, SZ vom 12./13.3.2010)

Foto: dpa, Szene aus "The man, who wasn't there"

Mitten in ... Bremen, ddp

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Mitten in ... Bremen

Graue Schwaden wabern durch die Festhalle des Bremer Rathauses und verhüllen die hölzernen Segelschiffe, die von der Decke schaukeln. Der Rauch von vielen Hundert Zigarren vernebelt den Blick auf die mehr als 400 Kaufmänner, die in Smoking und Fliege gedrängt an langen Tischen sitzen.

Hier treffen sich ausgewählte Hanseaten einmal im Jahr zum Stiftungsfest des Ostasiatischen Vereins Bremen. Ihre Frauen sind zuhause geblieben, das machen sie seit 109 Jahren so.

Plötzlich durchbricht eine weibliche Stimme den Nebel: "Es ist lange her, dass ich zu 400 Pinguinen gesprochen habe", sagt die Rednerin in roter Jacke und lacht über die Anzüge. Es ist Delia Domingo-Albert, Botschafterin der Philippinen. "Das ist das erste Mal, das hier eine Frau spricht", knurrt ein älterer Herr. Vielleicht sollte er besser aus dem Verein austreten.

(Kristina Läsker, SZ vom 12./13.3.2010)

Foto: ddp

Mitten in ... Moskau, Reuters

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Mitten in ... Moskau

So ist das mit dem schönen Schein in Moskau: Im grauen Hinterhof hinter einem unauffälligen Eingang verbirgt sich oft das gemütlichste Restaurant; der nette offizielle Taxifahrer hingegen haut einen übers Ohr, während sich der Griesgram im günstigen Privat-Lada als charmanter und redlicher Fahrer erweist.

Ecke Lenin-Bibliothek/Kreml, Warten auf den Trolleybus: Plötzlich wird es ruhig, die Polizei stoppt den Verkehr, die mehrspurige Straße ist leer. Dann nähern sich mehrere Busse, drei sind es, nein vier, fünf, sechs. Eine recht bunte Kolonne braust da heran. Es sind alles Schulbusse, knallgelb mit roter, grüner, blauer Bemalung und großen Schildern "KINDER!".

Ach wie nett, bestimmt winken die jetzt alle. Aber sie winken nicht. Sie sind auch nicht fröhlich, sie wirken ernst und ermattet. In ihnen sitzen Soldaten.

(Frank Nienhuysen, SZ vom 12./13.3.2010)

Foto: Reuters

Mitten in ... Buenos Aires, AFP

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Mitten in ... Buenos Aires

Müssen die Autopiloten jetzt umgestellt werden von und nach Südamerika? Legen sich die Passagiere ab sofort noch mal ganz kurz zurück, bevor das Flugzeug zum Beispiel am Rio de la Plata landet oder drüben im alten Europa?

Bis zum 27. Februar waren es 10.879 Kilometer von München nach Buenos Aires, seit den chilenischen Erdbeben sind es 3,9 Zentimeter mehr. Die Stöße haben die Region nach Westen verschoben, die Weinberge von Mendoza gleich um 13,4 Zentimeter und Chiles Katastrophenstadt Concepción um mehr als drei Meter.

So rückte der Subkontinent trotz des Werbebesuchs von Außenminister Westerwelle eher ab von Deutschland. Die Nachbeben haben uns sicher noch weiter Richtung Ozeanien und Asien getrieben, bald wird es nur ein Katzensprung nach Neuseeland sein. Das meiste argentinische Soja kaufen sowieso die Chinesen.

(Peter Burghardt, SZ vom 12./13.3.2010)

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Mitten in; oh

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Mitten in ... Bonito

Bei Bonito in der brasilianischen Feuchtsavanne. Auf zur Schnorcheltour im kristallklaren Rio Peixe. "Attacke!", sagt der rüstige alte Herr aus Paraguay. Er stamme ursprünglich aus dem Hunsrück, erklärt er den beiden Deutschen, die das eigentlich gar nicht wissen möchten.

"Das sind Landsleute", erklärt der Alte seiner Frau. Der brasilianische Oberschnorchler deutet auf einen Wasserfall, den man sich später noch ansehen werde. "Aha! Den erledigen wir auf dem Rückzug!", übersetzt Paraguay. Im Wasser sagt Paraguay dann, seine Enkelin stehe auf Roque Santa Cruz, den Ex-Bayern-Profi: "Memme!"

Die Deutschen müssen einräumen, auch viele Münchner Frauen seien solcher Art verirrt. Beim Abtrocknen, der Bus wartet, findet Paraguay: "Schön war das." Nur eines habe ihn gestört: "Der Führer sollte Deutsch sprechen."

(Roman Deininger, SZ vom 27./28.2.2010)

Foto: oh

Mitten in; oh

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Mitten in ... München

München-Haidhausen, im Restaurant. Am Nebentisch sitzen zwei Männer und eine Frau um die 30 und lästern über die Kollegen von ihrer Castingshow. Blackberrys und iPhones liegen griffbereit neben den Tellern, man muss ja erreichbar sein, wenn die Babycalamares serviert werden.

Die Kellnerin nähert sich mit der zweiten Flasche Wein. Der Anführer des Trios, vom Rang mindestens ein Fernsehproduzent, nippt am Glas und verzieht das Gesicht. "Kork. Eindeutig", sagt er sehr laut. Sein Kompagnon bestätigt, dass der Wein schon irgendwie anders schmeckt als die erste Flasche. Die Kellnerin wird einbestellt, inzwischen weiß das halbe Lokal von der angeblichen Kork-Affäre.

Nächste Flasche, neuer Versuch. "Mmh, wusste ich's doch - der is' okay", sagt der Anführer. Und die Fernsehfrau, leiser: "Echt jetzt? Hätt' ich gar nicht gemerkt."

(Christian Mayer, SZ vom 27./28.2.2010)

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Grüne Eier; dpa

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Mitten in ... New York

In "Green Eggs and Ham", dem amerikanischen Kinderbuchklassiker von Dr.Seuss, drängt eine penetrante Katze namens Sam dem Helden grüne Eier mit Schinken auf, obwohl der immer wieder beteuert, sie nicht zu mögen.

50 Jahre später sind grüne Eier das ganz große Ding in New York. Auf dem Markt am Union Square reißen sich die Leute um die blassgrünen Araucana-Eier. Beim Bio-Giganten Whole Foods liegen riesige dunkelgrüne Emu-Eier im Stroh. Auch sonst gilt: Wenn Eier heute noch weiß oder braun sind, sind sie nicht mehr zeitgemäß. Was bei diesem Trend zuerst da war, die Henne oder das Ei, ist unklar.

Stecken die Köche der Kochsendung "Iron Chef" dahinter? Oder war es Martha Stewart, die Exotenhühner als eierlegende Pudel propagiert? Diese Mode hat jedenfalls längst die Dekadenzphase erreicht.

(Jörg Häntzschel, SZ vom 27./28.2.2010)

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Burka; dpa

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Mitten in ... Kabul

Der Winter verschwindet aus Kabul. Die Kinder machen sich ein Vergnügen daraus, die Schneereste auf die Straßen zu werfen. Sie kreischen vergnügt, wenn Autos den Matsch zerdrücken. Hassib steht vor dem Shahr-e Naw Park. Er friert nun nicht mehr, wenn er seine CDs und DVDs anbietet.

Das Geschäft läuft ganz gut, etwa 25 Silberscheiben bringt er jeden Tag für umgerechnet einen Euro an den Mann. Im Angebot: Die besten Szenen aus dem Leben des Kriegsfürsten Dostum, Tom und Jerry, Bollywood-Streifen. Ein Cover verspricht 100 afghanische "Top Hits", die in Wirklichkeit 16 iranische Volkslieder sind. Besonders beliebt sind Filme mit leicht bekleideten Bauchtänzerinnen.

"Davon können meine Kunden nicht genug bekommen", sagt er. Eine Frau geht an seinem Stand vorbei. Sie trägt eine Burka, ihr ganzer Körper ist bedeckt.

(Tobias Matern, SZ vom 27./28.2.2010)

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Waeschekorb; Schauhuber

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Mitten in ... Kapstadt

Ein tropischer Garten, eine Oase der Ruhe. Es ist ein kleines Paradies, welches sich Ralf mit seinem Bed & Breakfast in Kapstadt geschaffen hat. Einer seiner Gäste war dieser Tage eine Dame vom deutschen Privatfernsehen, die, wenn man sie als Luxusweib bezeichnet, dieses als Auszeichnung empfinden würde. Angereist ist die Blondine mit einem Koffer, der fast die Ausmaße einer deutschen Eichenschrankwand einnimmt.

Es ist heiß, gut 30 Grad, man könnte dreimal am Tag die Wäsche wechseln. Sie macht das auch - ihr steht ja genug zur Verfügung. Nach vier Tagen will sie die Rechnung begleichen und fragt Hotelier Ralf, wann denn eigentlich ihre Kleider zurückkomme, die sie jeden Tag in den hübschen Wäschekorb getan habe.

Der schickt ein ungläubiges Lächeln zurück: "Wir haben doch gar keinen Wäscheservice. Das war der Abfalleimer."

(Lars Langenau, SZ vom 20./21.2.2010)

Foto: Schauhuber

Paris; Kröncke

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Mitten in ... Paris

Keine Ahnung, wann es angefangen hat, plötzlich waren sie da. Im Gittergeländer der Brücke hängen Dutzende kleine Vorhängeschlösser. Und täglich werden es mehr. Da schaut ein junges Paar in die Wellen der Seine, man küsst sich. Was man einander zu sagen hat, soll keiner hören, es ist ein selbstvergessener Augenblick. Er zieht ein Schloss aus der Tasche, nicht zu klein, ein Herz und zwei Namen passen drauf, mit Nagellack gemalt.

Selbst ältere Paare und "heimlich stille Liebe, von der niemand nichts weiß", wie es im Volkslied heißt, darf sich hier offenbaren. Die Fußgängerbrücke, die vom Institut de France zum Louvre führt - Pont des Arts - wird von Liebenden besonders geschätzt. Mit Taschenmessern in Baumrinden zu ritzen, das war im vorigen Jahrhundert.

Nun können sie sagen, sie hätten ein Schloss an der Seine. Der Schlüssel wird ins Wasser geworfen.

(Gerd Kröncke, SZ vom 20./21.2.2010)

Foto: Kröncke

Kuckucksuhr; Buschmann

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Mitten in ... Frankfurt

Das riesige Kaufhaus auf der Zeil ist relativ leer. Nur eine Gruppe chinesischer Touristen strömt durch die Gänge. Sie haben sich aufgeteilt. Die ersten staunen im Erdgeschoss, tiefgebeugt über die teuren Uhren. Andere im vierten Stock, bei den Haushaltswaren. Kichernd umkreisen sie einen Mülleimer, der sich per Fußtritt öffnen lässt.

Offenbar eine Errungenschaft der westlichen Welt, die den chinesischen Markt noch nicht überschwemmt hat. Die einen wirken orientierungslos, die anderen sind angetan von all den guten Erfindungen. An der Kasse trifft man sich wieder.

Zwei junge Touristen haben etwas erstanden, das sie mitnehmen werden in die Heimat. Ein kleines Stück Deutschland. Zwei Spiegelei-Formen. Bald wird es also auch in China Spiegeleier geben, die aussehen wie Wolken. Erst in China, und dann auf der ganzen Welt.

(Marc Widmann, SZ vom 20./21.2.2010)

Foto: Buschmann

Vonn; ddp

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Mitten in ... Washington

Olympia, betrachtet durch die Filter des US-Fernsehens, ist eine rein amerikanische Sache. NBC, der Monopolist für bewegte Bilder aus Vancouver, räumt zwei 15.- und 16.-platzierten US-Rodlerinnen zehnmal mehr Sendezeit ein als der ganzen Sportart Biathlon, wohl, weil sie als unamerikanisch gilt. No Neuner in DC.

Übertroffen wird der Chauvinismus nur vom Kommerz: Den Abfahrtslauf der Damen sendete NBC nicht live, sondern abends zur Prime Time - als Konserve mit BWM- und Audi-Werbung. Vergeblich versucht der Deutsche, sich über das Internet die Spiele in Echtzeit anzusehen. Zwar fand sich für Einsätze von St.Pauli stets irgendein salvadorianischer Privatsender, der übertrug.

Bei Olympia aber haben die NBC-Gewaltigen die US-Bürger eingemauert wie einst nur die SED das Volk der DDR: Ausländische Livestreams bleiben tot.

(Christian Wernicke, SZ vom 20./21.2.2010)

Foto: ddp

Mitten in ... Kentucky, Reuters

Quelle: SZ

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Mitten in ... Kentucky

Die Countdown-Anzeigen in den Schaufenstern blinken seit Wochen. Noch 21, noch 14, nur noch ein Tag! Get your last minute gift for Valentine's Day! Im Herzen der USA, in Kentucky, hat der 14. Februar neben der Umsatzförderung noch eine andere Bedeutung. Sie hat auch mit Liebe zu tun, allerdings mit körperlicher.

Im US-Staat der millionenschweren Rennpferde wird bei der Zucht nämlich nichts dem Zufall überlassen. Da die Fohlen zwischen Januar und April zur Welt kommen sollen, beginnt jedes Jahr um den Valentinstag die Paarungszeit. Dreimal am Tag müssen die männlichen Gewinner großer Derbys dann ran, drei Monate lang.

Penibel wird jeder Akt mit Video und Samenprobe dokumentiert. Ein sehr weicher Boden und einige Helfer schützen den Hengst in der Liebeskammer vor Verletzungen - und bissigen Stuten.

(Ann-Kathrin Eckardt, SZ vom 13./14.2.2010)

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Mitten in ... Buenos Aires, Reuters

Quelle: SZ

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Mitten in ... Buenos Aires

Argentiniens Rindfleisch ist teuer geworden, das und die sagenhafte Sommerhitze machen Buenos Aires zu schaffen. Immerhin warb die Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner an einem besonders heißen Tag kürzlich für Schweinefleisch: "Schweinefleisch verbessert die sexuelle Aktivität", gab die Staatschefin bekannt. Spanferkel sei besser als Viagra.

Das Publikum schwitzte und staunte. Sie wolle keine Reklame machen, fuhr die Expertin fort, aber: "Ich habe das danach gemerkt." Danach? Sie lachte.

Kirchner, ihr Vorgänger und Mann, werde sie umbringen, wenn sie noch mehr erzähle. Wenige Tage später musste Herr Kirchner dann an der verstopften Halsschlagader notoperiert werden. Cholesterin? Zu lange Nächte?

Ging alles gut aus, er ist wieder entlassen. Schwein gehabt, sicher wird am Wochenende wieder gegrillt.

(Peter Burghardt, SZ vom 13./14.2.2010)

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