Mitten in Absurdistan:Leider verschwommen

Ein See-Elefant fern der Heimat, gar nicht so unterkühlte Hamburger und Münchner Schick-Schick-Schickeria, dazu ein viel zu wachsames Auge über Buenos Aires.

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Quelle: AFP

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Ein See-Elefant fern der Heimat, gar nicht so unterkühlte Hamburger und Münchner Schick-Schick-Schickeria, dazu ein viel zu wachsames Auge über Buenos Aires: SZ-Korrespondenten berichten Kurioses aus aller Welt.

Mitten in ... Sorrento

Wäre es dem See-Elefanten am australischen Strand vergönnt, "Urmel aus dem Eis" zu lesen, so wüsste er, was er zu sagen hat: "Öch bön sooo trauuurig." Doch dieser hier ist still. Nun ja, er ist auch kein einsamer Held aus dem Kinderbuch, sondern ein richtiger See-Elefant. Was nicht bedeuten muss, dass er keine Traurigkeit kennt. So weit weg von daheim. Das Tier ist in Sorrento aus dem Wasser gerobbt, im Westen Australiens. Eigentlich viel zu weit nördlich für so einen Brocken aus der Kälte (der Eisberg auf dem Bild wurde 2009 vor Macquarie Island aufgenommen). Kein Mensch weiß, warum er hier gelandet ist. Aber alle sind entzückt. Er sieht so knuffig aus. Nur die Tierärztin, die aus dem Zoo herbeieilt, muss sich wundern. Viele gehen aus Angst vor den Haien nicht ins Wasser, aber diesen Kerl wollen sie am liebsten knuddeln. Das allerdings kann böse enden, mag der Dicke auch noch so melancholisch blinzeln.

Arne Perras, SZ vom 1./2. März 2014

LASTWAGEN-DEMONSTRATION IN HAMBURG

Quelle: DPA

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Mitten in ... Hamburg

Der Hamburger gilt ja gemeinhin als kühl. Ein Allgemeinplatz, der, wie jedes schöne Vorurteil, im Alltag ständig widerlegt wird. Etwa, wenn man nahe der Außenalster in einen Bus steigt. Der Soundtrack zu den strengen Villen, die am Fenster vorbeiziehen: Gloria Estefan & Miami Sound Machine, "Rhythm Is Gonna Get You", hatte man auch länger nicht gehört. Doch aus welchem iPod dröhnt so laute Musik? Aus keinem, sie dringt aus den Boxen des Fahrers. Der Fan der Latino-Queen trägt akkuraten Silberscheitel und Goldbrille. Rhythm Is Gonna Get You - für den Busfahrer heißt das auch, im Rhythmus der Rotphasen ein riesiges Rätselheft aufs Steuer zu ziehen und rasch einige Kästchen auszufüllen. Bei den Passagieren: gelöstes Einverständnis, einige wippen mit, nie würde sich einer beschweren. Man weiß hier: Ist er entspannt, dann sind wir sicher.

Marten Rolff, SZ vom 1./2. März 2014

Kir Royal (4/6)

Quelle: picture-alliance / obs

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Mitten in ... München

Klischees haben einen schlechten Ruf, aber manchmal haut dir das Leben so eins in die Fresse, von wegen Unvoreingenommenheit und Differenzierung und so. Neulich landete ich frisch aus Peking und marschierte direkt in eine "Bar/Pizzeria", wo mir beim Eintreten folgender Eingeborenenmonolog um die Ohren flog: "Du, des Material an Fraun da untn, da Hamma. Da Wong hot des Klima net so meng, i kimm grod von der Werkstatt, Porsche, woast eh. Aba die Hasn, Luidschi, die Hasn, I sog's dir, da Wahnsinn. Und beim Täbl-Däns, da sans' gflong, die Schua und die Strümpf, gflong san s', Luidschi, wie die Schwalberl. Du, bringst ma amoi an Pellegrino und a Flascherl Weißn, aba koid, mille grazie." Es tritt auf: etwas sehr Blondes. "Jo mei, die Biiiine. I kriag mi nimma." Busserl hier und da und aufs Tattoo. Ach, Schwabing.

Kai Strittmatter, SZ vom 1./2. März 2014

Argentina Needs to Slow Inflation, Central Bank Chief Says

Quelle: Bloomberg

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Mitten in ... Buenos Aires

Wir werden in Buenos Aires beobachtet. Ausnahmsweise nicht von der NSA, sondern vom Bürgermeister. Die Kameras seiner Stadtpolizisten hängen jetzt sogar an der Spitze des Obelisken im Zentrum. An diesem Wahrzeichen der Stadt, am Platz der Republik, Kreuzung 9 de Julio und Corrientes, 1936 erbaut von Siemens! Der 67 Meter hohe Betonstab war unter anderem schon Weihnachtsbaum, Kondom, Bleistift und argentinisch-deutsches Banner. Aber Wachturm? Man hat sicher eine erstklassige Sicht da oben, doch wir schließen uns hiermit der Klage von Andrés Pérez Esquivel an, dem Enkel des Nobelpreisträgers. Der erinnert daran, dass das Denkmal durch das Gesetz Nr. 3792 geschützt sei, außerdem habe Rios Christus-Figur auch keine künstlichen Augen. Also, lasst den Obelisken in Frieden, man muss nicht überall glotzen.

Peter Burghardt, SZ vom 1./2. März 2014

Athen Griechenland obdachlos

Quelle: dpa

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Mitten in ... Athen

Am traurigsten unter den vielen Obdachlosen in Athen sind die alten Leute. Eine Frau am Flughafen mit schon erwachsener Tochter, das Mädchen ist behindert. Die beiden haben kein Reisegepäck. Das Mädchen läuft in einen Spielwarenladen, die Frau hinterher. Der Flughafen ist kein schlechter Platz für Menschen ohne Dach über dem Kopf. Ich hoffe, niemand verjagt sie. In der Stadt, in einer Straße, wo es viele Restaurants gibt, sehe ich an einem Abend eine Frau am Straßenrand stehen. Mit Hut, Schirm und Tüte. Die Frau ist vielleicht 70, trägt einen guten Mantel und Seidenstrümpfe, steht einfach da. Zwei Stunden später gehe ich wieder durch die Straße. Sie steht immer noch da, schwenkt nun den Schirm. Dann bricht sie auf, als hätte ich ihr ein Signal gegeben. Ich bin sicher, sie sucht einen Schlafplatz. In einem Hauseingang.

SZ vom 22./23. Februar 2014

Buenos Aires Rio de la Plata Argentinien

Quelle: AFP

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Mitten in ... Buenos Aires

Wir wollten mit dem Papst-Schiff nach Uruguay rasen, diesem sagenhaften Rennboot. Francisco heißt der neue Katamaran der Reederei Buquebus, die Buenos Aires und Montevideo verbindet. Er trägt den Namen des Papstes und gilt seit September als Attraktion: Nur 2:12 Stunden braucht der Francisco über den Río de la Plata, gefüllt mit 1000 Passagieren und 150 Autos. Die schnellste Fähre der Welt. 108 km/h, Gasturbinen, schnittig, leise, riesiger Duty-free. Heißt es. Aber der Wunderschlitten schepperte kürzlich beim Anlegen in Montevideo gegen die Pier, seither werden seine Beulen behandelt. Wir sahen den weißen Patienten im Hafen von Buenos Aires liegen, als wir ersatzweise mit der alten Silvia Ana ablegten. Die Fahrt dauerte mehr als drei Stunden. Wie früher. Wir beten für eine schnelle Genesung des flotten Franziskus.

Peter Burghardt, SZ vom 22./23. Februar 2014

Hotdog

Quelle: REUTERS

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Mitten in ... Stockholm

Kaffee, to go, gibt's in Stockholm rund um die Uhr bei 7Eleven. Zum Beispiel in der Filiale am Medborgarplatsen, dem großen "Bürgerplatz" im Süden der Stadt. Die Hotdog-Würstchen drehen sich auf dem Grill neben der Kasse, das Radio läuft. Ich bestelle auf Schwedisch. "Where are you from?", fragt der junge Mann hinter der Theke zurück. Er lächelt aufmunternd, während er den Kaffeeautomaten bedient. Wenn Schweden merken, dass jemand nicht aus Schweden kommt, fallen sie sofort ins Englische. Sie wollen nett sein zu ihren Gästen. Germany, sage ich. "Oh, Scheiße!", ruft er. Wie bitte? "The only german word I know", sagt er. Ach so. Der junge Mann fügt hinzu: "And: Arsch!" Er reicht den Kaffee über die Theke, das Lächeln weiterhin freundlich. Jetzt vielen Dank, und nichts wie raus hier. "Tschüss!" ruft er noch hinterher. German word Nummer drei.

Silke Bigalke, SZ vom 22./23. Februar 2014

Egon Schiele "Liegender weiblicher Akt mit langem Haar"

Quelle: Egon Schiele/Sammlung Leopold

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Mitten in ... München

"Hey, Sie! Wollen Sie nicht mal was investieren?" Ein Mann mit wenig Zähnen, aber umso mehr Haaren verstellt den üblichen Weg zur S-Bahn. Investieren? In was denn? In Kunst natürlich, sagt er. Ist heutzutage ja ein sicheres Geschäft. "Hier, ich hätte da ein paar Aktzeichnungen." Er zeigt auf die Plastiktüten, die neben ihm auf dem Boden stehen. Von Weitem hatten die ausgesehen wie ein tragbares Zuhause. Aber neben Schlafsack, Lebensmitteln und Socken stapeln sich in einer der Tüten auch schwarz bekritzelte Papierbögen. Aktzeichnung. An der Hauswand lehnt eine hüfthohe Spanplatte, auf der Primärfarben ineinander explodieren. In meinem Portemonnaie ist nur ein Euro. Den nimmt der Künstler, ein Bild rückt er nicht heraus: "So billig kann ich Ihnen keins geben", sagt er, "der Wiederverkaufswert meiner Bilder liegt zurzeit bei 1000 Euro."

Nadia Pantel, SZ vom 22./23. Februar 2014

Motorrad Sonnenuntergang Strand

Quelle: Getty Images

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Mitten in ... Los Angeles

Es ist dann doch ein klein wenig beunruhigend, wenn um drei Uhr morgens ein Polizeihubschrauber über dem Haus kreist und mit seinem Scheinwerfer ins Schlafzimmer leuchtet. Noch beunruhigender wird es, wenn man dann aus dem Fenster sieht und sechs Polizisten mit gezogenen Waffen entdeckt, wie sie die Straße absuchen, in der man wohnt. Die Nachbarn sind ebenfalls wach, sie informieren sich über Facebook: "Es gab eine Verfolgungsjagd, ein Motorradfahrer ist durch eine Kontrolle gerast, er wird offensichtlich wegen mehrerer Delikte gesucht. Er hat seine Flucht zu Fuß fortgesetzt." Ach, deshalb steht da ein Motorrad keine 20 Meter von der Haustür entfernt. Eine Stunde später ist alles wieder ruhig. Die wirklich beunruhigende Nachricht erreicht einen am Tag später: Der Motorradfahrer ist immer noch auf der Flucht.

Jürgen Schmieder, SZ vom 15./16. Februar 2014

Charles Chaplin in "Lichter der Großstadt", 1931

Quelle: Süddeutsche Zeitung Photo

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Mitten in ... Wien

Jeder Club hat seine Regeln. Man muss sich nur dran halten. Der Wiener Westbahnhof an einem sonnigen Vormittag. Drei Obdachlose reden aufeinander ein. Alle recht laut und in der Argumentation nicht immer schlüssig. Einer von ihnen zieht jetzt ein Smartphone aus der Tasche. Dann ein Notebook. Auf dem Smartphone wischt er herum, das Notebook klappt er auf. Unter Geschäftsreisenden wäre das überhaupt kein Problem. Doch in dieser Runde ist das ein Affront. "A Computer?", fragt einer der Männer. Er hält eine Rotweinflasche in der Hand. "Bist du deppert?" Sein Gegenüber kontert: "Bist jetzt neidig, du Trottel?" Nun spricht der Dritte: "Und das Handy? Wer zahlt dir das?" Die Antwort: "Jeder Oasch hat heut' doch a Handy!" Der Streit eskaliert. Die Polizei schreitet ein. Einer wird abgeführt. Es ist: Der Handy-Besitzer.

Martin Zips, SZ vom 15./16. Februar 2014

Mathias Döpfner Axel Springer

Quelle: Sean Gallup/Getty Images

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Mitten in Absurdistan:Döpfners neues Team

Mitten in ... Berlin

Großer Andrang vor dem Zoo-Palast, die Berlinale-Premiere des Spielfilms "Yves Saint Laurent" ist ausverkauft. Ein Hauen und Stechen um Plätze, dann beginnt der Film. Nach 15 Minuten rennen aufgeregte Berlinale-Mitarbeiter mit Headphones im Dunklen durch die Reihen. "Wir brauchen unbedingt noch zwei Plätze für zwei ganz Wichtige", sagt eine. Zwei Frauen neben uns werden von den Plätzen gescheucht. Irritiert laufen sie durchs dunkle Kino. Wird jetzt Angela Merkel neben uns platziert? Es ist dann ein Mann, der locker den Zoo-Palast für Privatvorführungen mieten könnte: Mathias Döpfner, Chef des Springer-Verlags. Der Film scheint ihn nicht zu interessieren. Er plaudert mit seinem Freund, tippt ständig Nachrichten in sein Smartphone. Als das Licht angeht, sehe ich eine der beiden Frauen. Sie hat sich den Film im Stehen angeschaut.

Thorsten Schmitz, SZ vom 15./16. Februar 2014

Wassermelonen

Quelle: REUTERS

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Mitten in ... Peking

Der Führer-Reflex. Erwischt einen überall auf der Welt, meist im Taxi. "Woher kommt ihr?" - "Deutschland" - "Aaaah". Pause. Rechter Arm schnellt ausgestreckt in die Höhe. "Chhheil Chhhi-te-ler!! Hehehe." Prüfender Blick in den Rückspiegel, ob man auch brav applaudiert. Was China angeht, muss man sagen: Die Hitler-Rufe sind weniger geworden über die Jahre. Mehr und mehr wurde man begrüßt mit einem bellenden: "Bei-ken-bao-er" oder "Ke-lin-si-man". Gestrecktes Bein statt gereckter Arm. Mit "Löw" übrigens eher selten. Mein Highlight hatte ich in einem Pekinger Taxi. "Woher bist du?" Ok, dachte ich, jetzt kommt's. "Deutschland". "Ha!", rief der Fahrer, als habe er jahrelang auf den Moment gewartet. "Ich kann auch Deutsch!" Nazideutsch? Fußballdeutsch? Dann brüllte er, so laut er konnte: "Was-sa-mä-lo-ne!"

Kai Strittmatter, SZ vom 15./16. Februar 2014

Torycore Death-Metal

Quelle: OH

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Mitten in ... London

Ein Samstagabend im Camden People's Theatre, einem kleinen Theater im Nordwesten Londons. Auftreten soll die Death-Metal-Band Torycore, versprochen wird düstere, laute Musik, am Eingang gibt es Ohrenstöpsel. Auf der Bühne steht eine zierliche Frau, auf dem Notenständer vor ihr viele Manuskriptseiten. Neben ihr auf einem Stuhl zupft ein grauhaariger Mann an seinem Bass herum, der Gitarrist bereitet sich ebenfalls vor. Dann geht es los. Die zwei Herren machen aufopferungsvoll Krach, die Sängerin schreit dagegen an. Sie brüllt Auszüge aus der Haushaltsrede des britischen Finanzministers George Osborne ins Mikrofon, es geht um Sparen und um Kürzen und um Streichen. Die Idee dahinter: Man wolle Osbornes Aussagen mit passender Musik hinterlegen - "Klängen des puren Bösen", erklären die Künstler. Dem Publikum gefällt's.

Björn Finke, SZ vom 8./9. Februar 2014

Lappland Finnland

Quelle: dpa-tmn

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Mitten in ... Äkäslompolo

Lappland, weit oben. Viel Wald, viel Schnee, minus 19 Grad. In der Blockhütte bollert der Sauna-Ofen, aber irgendwann ist man weichgekocht und muss mal raus. Eine Husky-Schlittentour wäre was Feines, aber die kostet mehr als 200 Euro pro Nase und Tag. Also lieber spazieren. Wir laufen los und landen sofort auf einer Loipe. Wir wollen abbiegen, aber da sind wieder nur Loipen. Hier gibt's gar keine Wanderwege, merken wir, jedenfalls nicht im Winter. Wir fühlen uns fremd und falsch, wie Radler auf der Autobahn. Und jetzt gleiten auch schon Langläufer heran, feindlichen Blicks. Einer von ihnen hält und raunzt uns an: "Das ist illegal, was Sie machen. Gehen Sie auf die Straße!" Als Friedensangebot verdrücken wir uns an den Rand der Loipe - wo wir im Schnee einbrechen bis zum Bauchnabel. Kiitos, sagt der Finne, danke schön.

Thomas Kirchner, SZ vom 8./9. Februar 2014

Eminem Rap Rapper

Quelle: Imago Stock&People

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Mitten in ... Berlin

Beim Rap am Mittwoch im Bi Nuu sind die ganz harten Jungs am Start. Wenn in dem Club am Schlesischen Tor Rapper wie Fresh Polakke oder Brutos Brutaloz gegeneinander antreten, werden Mütter, Schwestern und alles, was an weiblicher Verwandtschaft noch zu kriegen ist, hergenommen. Je krasser das Battle, desto mehr Applaus. Danach eine Umarmung, alles nur Sport. "Hol dir dein Fame!" ist das Motto der Show, die Videos der Rap-Duelle werden im Netz oft hunderttausend Mal angeklickt. Zwischen den Battles wird im Raucherraum diskutiert. Einer der Jungs steht wild gestikulierend auf, kommt an unseren Tisch: "Ladies, eine Frage: Kann es wahre Liebe ohne Hass geben? Niemals, oder?" Die Antwortet wartet er nicht ab, sondern er dreht sich triumphierend zu seinen Jungs um: "Siehst du! Deshalb mach' ich das alles!"

Charlotte Theile, SZ vom 8./9. Februar 2014

ADAC Gelbe Engel Pannendienst

Quelle: OH

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Mitten in ... Hamburg

Gerade beim Frühstück noch die neuesten Enthüllungen zum ADAC gelesen und verdaut, jetzt schnell ins Büro. Kaum tritt man aus dem Haus: eine Erscheinung. Ein gefallener gelber Engel steht am Straßenrand, aufgebockt, ein Hinterreifen ist hinüber. Herrje. Der arme Pannenhelfer schwitzt und schraubt, er würde jetzt wohl lieber andere retten. Er kann ja nichts für den Zustand seines Autos und seines Arbeitgebers, denkt man sich. Immerhin geht der Reifenwechsel bei ihm recht flugs. So eilt man weiter und wehrt sich noch ein wenig gegen die Gedanken, die jetzt kommen, unaufhaltsam: Ob er sich bei dieser Gelegenheit noch schnell eine neue Batterie andreht? Ob solche Pannen eigentlich auch in der Pannenstatistik auftauchen? Ob er vielleicht Mitglied beim AvD werden sollte, damit er das nicht mehr selber machen muss? Herrje.

Marc Widmann, SZ vom 8./9. Februar 2014

WM 2010 - Feature

Quelle: dpa

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Mitten in ... Paris

Frankreich kriselt. Der "Grande Nation" fehlen die Helden, auch auf dem Rasen im Parc Sainte-Périne. Sechs Bengel balgen sich um den Ball, auf ihren Trikots lassen sie wissen, wem sie nacheifern: Messi (Argentinien), Ronaldo (Portugal), Ibrahimovic (Schweden) - letzterer kickt im Prinzenpark für Saint-Germain. Franzosen? Fehlanzeige! Die Nationalelf hat es zur "Mondiale" geschafft, doch nach dem WM-Fiasko 2010 traut den Blauen niemand etwas zu - vor allem nicht Franck Ribéry, dem unberechenbaren Genie, der gerade einer Strafe wegen gekauftem Sex mit einer Minderjährigen entkommen ist. Und doch kommt da Hoffnung auf. Zwei Jungs im Park ist es zu warm, sie streifen Messi und Ronaldo ab - hervor tritt, auf verwaschenem Blau, zwei Mal Ribéry. Die Mutter am Rasenrand billigt das Idol: "Er kriegt seine zweite Chance!"

Christian Wernicke, SZ vom 1./2. Februar 2014

Promotion an Hochschulen

Quelle: Julian Stratenschulte/dpa

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Mitten in ... Iquique

Die jungen Leute tragen Doktorhüte und Talare. Sie posieren für ihre Abschlussfotos an der Promenade der Playa Cavancha, gleich neben dem Streichelgehege mit den Alpakas. Die Hochhäuser der chilenischen Hafenstadt, der breite Sandstrand und der heranrollende Pazifik liefern die ideale Fotokulisse. Von den Doktorhüten wippen gelbe Quasten, auf den passenden Schärpen steht "Graduación" - Abschluss. Die Graduierten plappern aufgeregt durcheinander, dazwischen mischt sich das Gekrächze der Kormorane, die überall in den abgefressenen Wipfeln der Palmen sitzen. Nach ein paar Fotos fangen die jungen Leute an, ungeduldig an ihren Talaren zu zerren, der Blick wandert Richtung Spielplatz. Die Mitglieder der Abschlussklasse sind sechs, sieben Jahre alt. Sie haben soeben ihre Kindergartenlaufbahn erfolgreich abgeschlossen.

Lena Jakat, SZ vom 1./2. Februar 2014

Eröffnung des neuen Skigebietes am Wurmberg im Harz

Quelle: dpa

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Mitten in ... Sunapee

Eineinhalb Stunden dauert die Reise von Boston aus Richtung Norden. Man fährt durch die einsamen verschneiten Wälder von Neuengland. Auf einem zugefrorenen See haben Eisfischer kleine Holzhütten aufgestellt. "Live free or die" lautet das Motto der Menschen hier in New Hampshire. Auf dem Parkplatz des Skigebietes Sunapee Mountain weht ein frischer Wind, der die eisige Kälte noch kälter wirken lässt. Willkommen in den White Mountains, Heimat des US-Skirennstars Bode Miller. Auf einer Tafel am Eingang zum Sessellift ist die Tagestemperatur am Gipfel notiert: minus zehn Grad Fahrenheit, das sind 23,3 Grad Celsius unter Null. Darunter der Hinweis: "Vor Erfrierungen wird gewarnt." Der Mann am Lifteinstieg lacht. "Ich will keine Beschwerden hören", ruft er: "Ihr habt Schnee und Sonne - na gut, es ist etwas frisch."

Caspar Busse, SZ vom 1./2. Februar 2014

ADAC - Mitgliedskarte

Quelle: dpa

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Mitten in ... Adelsried

Eine dieser Dauerbaustellen auf der Autobahn von Stuttgart nach München, im Radio Dudelmusik und Neuigkeiten zum ADAC-Skandal. Die Leute vertrauen dem Verein immer weniger, heißt es. So geht es dahin, bis hinter einer engen Kurve ein Motorrad auftaucht, das auf dem Asphalt liegt. Der Vorderreifen ist geplatzt, daneben zwei Leute am Boden. Also Sanka und Funkstreife rufen, Warndreieck aufstellen und sehen, ob man Erste Hilfe leisten kann. Die Beifahrerin hält sich den Arm. Der Fahrer, etwa fünfzig Jahre alt, graues Haar, seine Lederkluft ist total durchgescheuert an Hüfte und Ellbogen, beginnt unruhig auf und ab zu laufen. Er steht unter Schock, wie es aussieht. "Alles okay?", fragt man, als schon der Krankenwagen herbeirast. Doch der Mann ist untröstlich: "So ein Mist. Jetzt habe ich meinen ADAC-Ausweis nicht dabei."

Max Hägler, SZ vom 1./2. Februar 2014

© SZ/cag
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