Mitten in ... Rom
Die Römer neigen dazu, laut und derb zu reden. Und alles radikal abzukürzen - ganze Silben, die Grundformen der Verben, die Vornamen. Bei den Namen ist die Radikalität am größten, eine wahre Metzgerei. Zum Beispiel unter Vätern von Fußballersöhnen im Stadion "Campo Roma", Stadtteil San Giovanni. Sergio ist Se, Fabio nur Fa, Paolo ist Pa, Sandro Sa. Geht schneller. Oliver, übrigens, ist O. "Oh, O!" steht für: "Oliver, da bist du ja!" Nur Angelo bleibt Angelo, immer. Wäre ja auch ein Frevel, wenn ein Engel, ein Angelo, gestutzt würde. Angelo ist aber eben auch der Vater des Mittelstürmers. Der ist zwei Meter groß, ein Turm da vorne, eine Garantie, 14 Tore allein in der Rückrunde der Meisterschaft. Man konnte auch schon hören, wie der Vater "Signor Angelo" genannt wurde, Herr Angelo. Im Sommer trainieren wir den Torschuss, in famiglia.
Oliver Meiler
SZ vom 17. Juni 2016