Mitten in Absurdistan:Berliner Gespür für Schnee

Wenn ein Berliner über Wintersport spricht, wird es finster. Hellwach wird ein Buddhist, wenn er seine Spendenquittungen zückt:: SZ-Autoren berichten Kurioses aus aller Welt.

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Mitten in ... Tikrit, AFP

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Mitten in ... Tikrit

Kunst kann man mögen. Oder auch nicht. Das Kunstwerk um das es hier geht, steht in Tikrit, Irak. In einem Park einer Wohltätigkeitsorganisation für Kinder, deren Eltern nach Einmarsch der US-Truppen durch Gewaltakte umgekommen sind.

Der Schuh ehrt den als Schuhwerfer bekannt gewordenen irakischen Journalisten Muntasser al Saidi. Die Bronze von Laith al Ameri, einem irakischen Bildhauer, trägt an der Seite ein Gedicht, das al Saidi als Helden lobt. Er hatte seine Schuhe nach George W. Bush, der mal US-Präsident war, geworfen.

Das kann man mögen. Oder auch nicht. Al Saidi jedenfalls sitzt seitdem in Haft. Er wartet auf den Beginn seines Prozesses.

Karin El Minawi/SZ vom 31.1./1.2.2009

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Mitten in ... Buenos Aires, AFP

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Mitten in ... Buenos Aires

Gelegentlich erinnert sich Buenos Aires, dass am Häusermeer der breiteste Fluss der Welt vorbei fließt. Bei vielen Einwohnern ist das dann der Fall, wenn sie mit dem Schnellboot über den Rio de la Plata nach Uruguay fahren. Oder wenn ein Kreuzfahrtschiff im Hafen ankommt, gerade landete die schwimmende Kleinstadt namens "Mariner of the Sea".

Aber die edlen Badeanstalten an dem Strom sind Vergangenheit, die braune Brühe ist längst zu dreckig. Trotz Badeverbots hat der Bürgermeister an zwei Uferstellen immerhin Sand aufschütten, gelbe Plastikstühle aufstellen und für diesen Hochsommer bis Ende Februar das Motto "Buenos Aires Strand" ausrufen lassen. Das habe sich in Paris, Berlin und Amsterdam bewährt.

So weit ist es gekommen, dass sich die Metropole am Silberfluss von Binnenstädten inspirieren lassen muss.

Peter Burghardt/SZ vom 31.1./1.2.2009

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Mitten in ... Sderot, AFP

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Mitten in ... Sderot

Stippvisite auf dem "Journalistenhügel" vor den Toren der israelischen Stadt Sderot. Während des Gaza-Kriegs haben sich auf dem Erdhügel die berühmtesten Reporter der Welt auf die Füße getreten, weil der Gaza-Streifen für Journalisten gesperrt war und man von hier den besten Blick auf das Kriegsgebiet hatte.

Heute haben nur Japans Israel-Botschafter und sein Fahrer den Wall erklommen und schauen durch ihre Ferngläser auf den Gaza-Streifen. Zu ihren Füßen klauben zwei Müllmänner von Sderot den Dreck der vergangenen drei Wochen zusammen. Plastikflaschen, Zigarettenschachteln, Fast-Food-Verpackungen.

Plötzlich ruft einer den anderen und hält eine Kondom-Packung hoch. Später fällt mein Blick in Sderot auf eine Karikatur, die Soldatenuniformen auf einer Wäscheleine zeigt und den Satz: "Make Love not War".

Thorsten Schmitz/SZ vom 31.1./1.2.2009

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Mitten in ... Paris

Im Centre Pompidou haben sie die Maler vertrieben, was schade ist. Jetzt, da sie weg sind, vermissen wir sie. Man sah ihnen, auf einer Café-Terrasse sitzend, gerne zu, studierte verschiedene Techniken der Kundenansprache.

Sie waren nicht besonders gut, nicht zu vergleichen mit denen oben an der Place du Tertre neben Sacré-Coeur, aber das störte nicht. Niemand muss sich malen lassen. Erfolgreich waren die, bei denen die Ähnlichkeit ihren Modellen schmeichelte.

Nun sind sie weg, die Stadtbürokratie wollte sie nicht länger dulden. Auf dem Platz Georges Pompidou locken weiterhin Gaukler, doch kann man sie vom Café aus nicht sehen: Pantomimen, Jongleure, Feuerschlucker, manchmal auch ein Maler. Einer kann Che Guevara mit verbundenen Augen malen. Wenn er fertig ist, sind alle verblüfft, spenden Beifall und Kleingeld. Eine Karriere fängt so nicht an.

(Gerd Kröncke/SZ vom 24./25.1.2009)

Foto: Kunstaustellung im Centre Pompidou, dpa

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Mitten in ... Singapur

Plötzlich ist der Konsument wieder König, ja Retter in der großen Krise, und wird mit Privilegien und Aktionen umgarnt. Zum Beispiel in Singapur, einem Land mitten in der schlimmsten Rezession seiner Geschichte.

Um uns in Kauflaune zu halten, verteilen nun auch all jene Restaurantketten und Kleidergeschäfte Treuekarten, die bisher noch keine hatten. Da gibt es eine thailändische Kette, die kürzt jede Rechnung grundsätzlich um 10 Prozent, 20 Prozent sind es, wenn man im Monat Geburtstag hat. Und neu kriegt man nun auch noch, kumulierbar (!), zusätzliche 5 Prozent Abschlag, wenn man zweimal in einer Woche hier isst.

Alles wird billiger, sogar die Autozulassungsgebühren, sonst etwas vom Teuersten hier. Und der Mitgliederbeitrag gewisser Golfclubs bricht geradezu dramatisch ein. Es gibt schon welche ab 100.000 Singapur-Dollar. Da ist noch Spielraum drin.

(Oliver Meiler/SZ vom 24./25.1.2009)

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Mitten in ... Kairo

Falafel brutzeln in der Pfanne, Pizzateig wird in die Luft geworfen, und überall duftet es nach frisch gemachtem Gebäck: In Kairo wurde gerade die 41. Internationale Buchmesse eröffnet, eine der wichtigsten in der arabischen Region.

Sie gleicht eher einem Rummelplatz: Schreiende Kinder, die noch Zuckerwatte oder Popcorn haben wollen, überall riecht es nach Essen, und ein Zug, der die Besucher durch die Open-Air-Anlage fährt, ist mit Liebespärchen und Großfamilien besetzt.

Der Andrang ist groß. 28 Länder, darunter auch Deutschland, sind auf der Messe durch 743 Verleger vertreten. Doch Literatur ist auf dieser Buchmesse nicht das Wichtigste. Man kann sich ja auch an anderen Dingen erfreuen: Pizza aus Italien etwa, Hamburger aus Amerika und Shawerma, ein Fleischgericht, aus dem Libanon. Wie heißt es in Ägypten? Ein leerer Bauch studiert nicht gern.

(Karin El Minawi/SZ vom 24./25.1.2009)

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Mitten in ... Stockholm

Summ. Ratsch! Klonk! Polternd frisst der Dosenpfandautomat des Supermarkts die Wertstoffe der vergangenen Woche aus meiner vollen Plastiktüte. Zeit, mal wieder über sein Konsumverhalten nachzudenken: Wer hat eigentlich die ganzen Biere und Colas getrunken? Da sind doch viele, zu viele Kalorien drin? Pfand hin oder her - ist das nicht umweltschädlich? Sollte ich mehr Leitungswasser trinken?

Es ist ein Moment des Zweifelns, der nach einer guten Tat verlangt. Schwedische Supermärkte haben extra für diesen Moment einen wunderbaren Knopf an ihren Pfandautomaten angebracht. Er ist gelb und heißt "Biståndknappen" - auf Deutsch: "Beistandsknopf".

Per Daumendruck spende ich meine gesamten 11,50 Kronen Pfand (gut 1 Euro) für Entwicklungshilfeprojekte in Afrika. Wie leicht das geht! Mit leerer Tüte und gutem Gewissen gehe ich - zum Einkaufen.

(Gunnar Herrmann/SZ vom 24./25.1.2009)

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Mitten in ... Sofia, dpa

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Mitten in ... Sofia

Flachbildschirme, schwer loungeverdächtige Designermöbel, Markenespresso. Der bulgarische Finanzexperte hat die Besucher aus dem Westen in eine Bar auf dem Vitosha Boulevard geladen: "Wie bei Ihnen zuhause." Nur am Service, das gebe er zu, gebreche es in seiner Heimat noch.

Aus den Lautsprechern dudelt Popmusik. Ob man kurz mal leiser machen könnte, fragt eine Radioreporterin, bloß wegen des Tonmitschnitts: "Bitte!" Die hübsche junge Kellnerin guckt recht kryptisch. Dann geht sie zur Stereoanlage und dreht die Musik lauter.

Der Experte unternimmt einen zweiten Anlauf. Die Kellnerin verzieht keine Miene - und dreht lauter. Man muss sich jetzt ins Ohr schreien, um sich zu verstehen. Er kenne da noch ein anderes tolles Café, sagt der Experte. Auf dem Weg nach draußen hören die Besucher, wie die Musik leiser wird.

(Roman Deininger/SZ vom 17./18.1.2009)

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Mitten in ... Rom, dpa

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Mitten in ... Rom

Gut, dass wenigstens noch einer aufpasst in Rom. Sonst wäre ausgerechnet auf dem Petersplatz der gute Brauch gebrochen worden, Krippen erst an Mariä Lichtmess, also am 2. Februar, abzubauen.

Was aber musste Papst BenediktXVI. erblicken, als er diese Woche ein Fenster seiner Wohnung im Apostolischen Palast öffnete, um etwas frische Luft zu schnappen? Der Arbeitstrupp da unten auf dem Petersplatz räumte nicht nur den 33 Meter hohen Christbaum aus Niederösterreich ab, sondern auch gleich noch die Krippe am Obelisken mit ihren überlebensgroßen Figuren.

Benedikt war entsetzt und beschwerte sich sofort an höchster Stelle. Nein, nicht ganz oben, aber immerhin bei seinem Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Der Kardinal befahl, die Krippe sofort wieder vollständig aufzubauen. Und so geschah es.

(Stefan Ulrich/SZ vom 17./18.1.2009)

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Mitten in ... Berlin, ddp

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Mitten in ... Berlin

Immer wenn's am schönsten ist, muss man gehen. Dann ist das Taxi da und aus dem Absacker wird nix mehr.

Wohl dem, der in solch misslicher Situation nachts in Berlin unterwegs ist und auf Hans-Jürgen trifft. Dessen Droschke ist nämlich eine Art verlängerte Theke, was man jedoch erst dann merkt, wenn man am Ziel angekommen ist - und Hans-Jürgen gute Laune hat.

Dann kramt er unter seinem Sitz eine Wodkaflasche hervor und eine Stange mit Einweg-Schnapsgläsern und schenkt ein, bei Bedarf auch reichlich. Der Gast trinkt, der Fahrer nicht und Geld für die Zeche will er auch keines. "Denkt beim nächsten Mal an mich", sagt er und reicht seine Visitenkarte herüber.

Darauf trägt Hans-Jürgen eine Clownsnase und in der Hand hält er eine Wodkaflasche, Grasovka, der mit den Büffeln. Auf der Karte steht: "Immer voll für Sie da." Ab jetzt nur noch Wodkataxi.

(Claudia Fromme/SZ vom 17./18.1.2009)

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Mitten in ... Tel Aviv, AP

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Mitten in ... Tel Aviv

Die Oper in Tel Aviv ist am Abend ausverkauft, ein Gastspiel der kanadischen Tanztheatertruppe "La La La Human Steps". In der Zeitung war zu lesen, dass einige Tänzer Furcht hatten, bis man ihnen erklärt habe, dass Tel Aviv nicht im Gaza-Streifen liegt.

Neben uns nimmt ein älteres Ehepaar Platz, vor uns ein junges. Das ältere Ehepaar blättert im Programm, der junge Mann vor uns checkt die Nachrichtenlage auf seinem iPhone. Der Saal wird dunkel, alle haben ihre Handys ausgestellt, nur der junge Mann vor uns nicht.

Während auf der Bühne der Schwanensee auf moderne Weise abgewandelt interpretiert wird, schaut er immer wieder auf das Display.

Neben mir hat Müdigkeit den älteren Herr erfasst, er schnarcht. Das famose Stück endet mit lauten Knallern, der ältere Mann schreckt hoch und fragt verwirrt: "Wer hat geschossen?"

(Thorsten Schmitz/SZ vom 17./18.1.2009)

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Mitten in ... Berlin, dpa

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Mitten in ... Berlin

Ein Stück Jugendkultur in der Berliner S-Bahn. Am Ostbahnhof steigen zwei Mädchen zu. 18 Jahre alt sind sie vielleicht, sie tragen weiße Lederjacken und weiße Stiefel. Beide sind grün geschminkt um die Augen. Grasgrün.

"Bevor ich mit jemandem ins Bett gehe, küsse ich ihn doch erst auf den Mund", sagt die eine, ziemlich empört und für alle anderen Fahrgäste sehr gut hörbar. "Du hast den Ücel auch nicht auf den Mund geküsst", sagt die andere, noch empörter.

Kurzes Schweigen. Die beiden blitzen sich an aus ihren grünen Augen. "Hab ich doch", sagt die Erste. "Hast Du nicht", zischt die Zweite ihr wiederum entgegen.

Längeres Schweigen. Die Erste zieht langsam ihren Lippenstift nach, dann gesteht sie: "Ich hab den Ücel nur nicht auf den Mund geküsst, weil er so gestunken hat."

(Roman Deininger/SZ vom 10./11.1.2009)

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Mitten in ... Buenos Aires, AP

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Mitten in ... Buenos Aires

Der Ventilator läuft auf Stufe eins, gleich wird auf Stufe zwei hochgeschaltet und im Wohnzimmer die Klimaanlage in Gang gesetzt. Man muss aufpassen in diesem Sommer, Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner hat gerade einen Schwächeanfall erlitten. 34 Grad heute.

Die Stadtverwaltung veranstaltet Kinoabende, Tango und Theater unter freiem Himmel, und wer es sich leisten kann, der verbringt den heißen Januar in Punta del Este, Brasilien, Cariló oder Mar del Plata, jedenfalls am Meer. Zur Kühlung für Gestrandete treffen Fernsehbilder aus der Antarktis oder ähnlichen Gebieten wie Deutschland ein.

Frau Kirchner sei Erholung in ihrer frischen Heimat Patagonien empfohlen - "wir sind Pinguine, wir gewöhnen uns nicht an die Hitze", sagt ihr Mann Néstor. Sie muss jetzt aber erst mal zum Staatsbesuch nach Kuba.

(Peter Burghardt/SZ vom 10./11.1.2009)

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Mitten in ... München, ddp

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Mitten in ... München

Was heißt wohl "Einzelfahrkarte ab 4 Zonen" auf Finnisch? Keiner weiß es, und die Finnen am S-Bahnhof des Münchner Flughafens wissen es ihren Gesichtern nach zu urteilen auch nicht. Für sie ist das Wortgebilde auf der Anzeige des Ticketautomaten eine unverständliche Antwort auf die Frage: Was kostet die Fahrt in die Stadt?

An Flughäfen weltweit wird diese mit fetten Lettern und großen Knöpfen beantwortet. Die Knöpfe drückt man und erwirbt ein Ticket, fertig.

In Bayern gehen die Fahrscheinautomaten anders: Um die winzigen Schriftzeichen neben den vielen Tasten zu verstehen, benötigt man erst einmal gute Augen sowie Grundkenntnisse in S-Bahnologie und Tarifzonenlehre.

Nach genauer Textanalyse kann man den Finnen erklären: "Ein Ticket nach München kostet 9,20 Euro". Auf Finnisch würde man das übrigens so schreiben: "München: 9,20 Euro".

(Gunnar Herrmann/SZ vom 10.11.1.2009)

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Mitten in ... Amsterdam, ddp

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Mitten in ... Amsterdam

Nachdem die Beamten des niederländischen Außenministeriums einen Nachmittag eisfrei bekommen haben und binnen kürzester Zeit eine halbe Million Schlittschuhe im Land verkauft worden sind , fiebern die Eisläufer in der Hauptstadt nun danach, dass sie nun endlich auch wieder auf den zugefrorenen Grachten ihre Runden drehen können.

In der vergangenen Woche gab es berechtigte Hoffnung und die Keizersgracht war für Rundfahrtboote gesperrt, damit die Wasseravenue Zeit bekommt, um eine Eisfläche zu bilden - so wie es ein Gesetz von 1979 vorschreibt, damit auch Amsterdamer ihren Eisspaß haben.

Ein Touristenboot hat das Verbot ignoriert - was nicht gut ankam. Nun passt die Polizei auf und alle Schleusen stehen auf "Schlittschuhstand", damit kein Wasser mehr fließt und das Eis schneller frieren kann. Die Amsterdamer stehen bereit.

(Siggi Weidemann/SZ vom 10./11.1.2009)

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Kalb, dpa

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Mitten in ... Dschenin

Die Fahrt von Jerusalem nach Dschenin ins nördliche Westjordanland zieht sich hin. Die Straßen sind löchrig, Checkpoints der Armee verzögern die Fahrt des weißen SUV mit den schwarzen UN-Buchstaben. Zeit, die Landschaft zu studieren.

Auf der Hauptstraße in einem Dorf vor Dschenin wundern wir uns über die vielen Metzger. Plötzlich dreht sich uns der Magen um: Eine ganze Kuh liegt auf dem Rücken vor einer Metzgerei, alle vier Beine kadaverstarr in die Luft gestreckt. Drei Metzger nehmen das tote Tier aus.

Ich schwöre: Nie wieder Fleisch! Nie wieder! Auf der Rückfahrt passieren wir den Ort der öffentlichen Schlachtung wieder. Das Fleisch der Kuh hängt jetzt über dem Metzgereieingang. Zu unserem Grauen auch der ganze abgetrennte Kopf inklusive der Zunge. Sie ist aus dem Kuh-Maul gerutscht. Nie wieder Fleisch.

(Thorsten Schmitz/SZ vom 3./4.1.2009)

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Bardot AFP

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Mitten in ... Paris

"Ich bin so unglücklich, ich habe den ganzen Morgen geweint," hat Brigitte Bardot am Neujahrstag gestanden. Nina ist nämlich weggelaufen. Am Trocadéro-Platz, wo der Eiffelturm das Jahr einleuchtete, hatten viele Tausende fröhlich gefeiert.

Christophe Marie, der bei der Tierschutz-"Stiftung Brigitte Bardot" für herrenlose Hunde zuständig ist, hätte die kleine Hündin Nina nicht mit auf die Straße nehmen sollen, wo sie doch trotz ihrer vermutlich elf Jahre so schreckhaft ist.

Jedenfalls war sie plötzlich im Gewühl verschwunden. Bis zwei Uhr nachts hatte Monsieur Marie vergeblich gesucht. Nun kleben Fotos von Nina an den Laternenmasten.

Dabei hätte sie es gut haben sollen. "Wir kümmern uns um kleine alte Hunde, die ausgesetzt sind", sagt Frau Bardot, die ein Herz für Tiere hat. Sie wollte Nina nächste Woche nach Saint-Tropez holen.

(Gerd Kröncke/SZ vom 3./4.1.2009)

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Bus Reuters

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Mitten in ... Dinsho

In das südäthiopische Dorf Dinsho führt eine malerische Piste. Der Bus schlängelt sich an Feldern und bizarren Felsen vorbei. Besonders gut ist die Aussicht vom Beifahrersitz. Von dort kann man auch beobachten, mit welcher Hingabe der Fahrer die berauschenden Kath-Blätter kaut und der Mechaniker nach und nach Kupplung, Anlasser, Kühler und Gangschaltung repariert.

Klappt prima, bis auf die Schaltung. Das Getriebe rutscht plötzlich in den Leerlauf, der Bus schießt die Böschung hinunter und bleibt in Schieflage stehen.

Die Passagiere stürmen ins Freie, schimpfen auf den Mechaniker, erwägen gar, ihn zu lynchen. Keine gute Stimmung. Der Fahrer manövriert den Bus zurück zur Piste. Die Passagiere klettern stumm auf ihre Plätze. Der Fahrer bekreuzigt sich und kaut Khat. Die Reise geht weiter. Die Aussicht ist bestens.

(Judith Raupp/SZ vom 3./4.1.2009)

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Mitten in ... Vatikanstadt, AP

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Mitten in ... Vatikanstadt

Auch Päpste sind fehlbar, wenn es um Süßes geht. Dem sechzehnten Benedikt etwa wird von Vertrauten eine Schwäche für Kaiserschmarrn, Lebkuchen und ähnlich zuckrige Sünden nachgesagt. Daher stellten die bayerischen Konditoren den Pontifex auf die Probe.

Die Spitze der Innung - quasi ihr Sahnehäubchen - kredenzte dem Kirchenführer jetzt im Vatikan eine Torte mit dem Päpstlichen Wappen. Benedikt konnte erst in letzter Sekunde von seinem Privatsekretär Georg Gänswein gehindert werden, sogleich eine Trüffelpraline das Zeitliche segnen zu lassen.

Sodann überraschten die Zuckerbäcker den Heiligen Vater mit der Frage nach ihrem Schutzpatron. Der Papst musste passen. Er versprach aber, einen Heiligen zu suchen und zum Welt-Patron der Konditoren zu küren. Das wollen die Kuchenkünstler feiern - allerdings in Bayern.

(Stefan Ulrich/SZ vom 20./21.12.2008)

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Mitten in ... Buenos Aires, dpa

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Mitten in ... Buenos Aires

Unten im Hof steht ein grünes Nadelbäumchen mit roten Kugeln. Angeblich ist bald Heilig Abend, es wird wieder heiß. Deshalb ist das Exemplar unserer Hausgemeinschaft natürlich aus Plastik, Tannenbäume sind in Buenos Aires so selten wie stiller Advent und vertragen die Hitze noch schlechter als der Mensch.

Kürzlich sahen wir im Gewächshaus ein leibhaftiges Tännchen fürs Fest, mit Wurzeln im Blumentopf, aber da wurden die Zweige bei 35 Grad schon braun. Außerdem stand "vendido" dran, verkauft. Nachbestellung zwecklos.

Ersatzweise empfahl uns der Verkäufer ein Kunststoffstück zu 550 Pesos, 130 Euro, eine Thuje und eine Palme. Letzteres eine schöne Idee, nur sind die glatten Blätter für Kerzen ungeeignet.

(Peter Burghardt/SZ vom 20./21.12.2008)

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Mitten in ... Moskau, dpa

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Mitten in ... Moskau

Die Moskauer leiden. Wochenlang pieselwarme Temperaturen. Keine Sonne. Kein Schnee. Nur Grau. Auch Schnee ist in Moskau kein Spaß. Nach drei Stunden sind die Nummernschilder der Autos unleserlich, nach zwei Tagen die Schneehügel teerschwarz. Aber immer noch besser als Krokusse zum Fest.

An der Moskwa tobten jüngst Verkleidete entlang, vorn ein Mädchen mit weißem Hut, ein Eiskristall in der Hand: "Ein Hoch auf den Klimawandel!" Der Rest leidet.

Die jüngste Entwicklung: Winzige Flocken, die nicht vom Himmel, sondern aus den Fabriken rieseln, eine Folge der Inversionswetterlage. Die Industrie-Emissionen gefrieren oben und sinken als giftiges Schnee-Surrogat zu Boden.

Aber irgendwann wird es ja Frühling und Fliederduft mischt sich in den Smog. Dann kommt der Glut-Sommer. So ist jede Jahreszeit etwas Besonderes.

(Sonja Zekri/SZ vom 20.21.12.2008)

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Mitten in ... Tel Aviv, AP

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Mitten in ... Tel Aviv

Samstagmorgen, sieben Uhr. Tel Aviv schläft noch. Der Strand und das Meer gehören den harmlosen Frühaufstehern, Durchschnittsalter 70, und mir. Doch was machen die drei Jugendlichen hinter dem Haus des Bademeisters? Sie rauchen und trinken Bier.

Mit einem unguten Gefühl lasse ich meinen Stoffbeutel am Strand zurück. Als ich nach einer halben Stunde vom Schwimmen zurückkehre, ist der Stoffbeutel weg, also T-Shirt, Hose, Haus- und Fahrradschlüssel. Von den drei Jungs keine Spur.

Langsam mache ich mich mit dem Gedanken vertraut, dass ich in Badehose und barfuß durch halb Tel Aviv nach Hause laufen muss. Gerade will ich die Straße am Strand überqueren, da sehe ich im Gebüsch mein T-Shirt und die Jeans.

Sogar die Schlüssel sind noch in einer der Hosentaschen. Und ein Zettel: "Slicha" steht darauf, Entschuldigung.

(Thorsten Schmitz, SZ vom 13./14.12.2008)

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Mitten in ... Axum, AFP

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Mitten in ... Axum

Axum, einst Krönungsstätte der äthiopischen Könige und Schauplatz eines Kulturraubes von Mussolini, der erst vor drei Monaten wiedergutgemacht wurde: Die Stele des Königs Ezana aus dem 4. Jahrhundert wurde nach mehr als 62 Jahren an seinem Originalstandplatz wiedererrichtet. Ein Weltereignis.

Nicht weit entfernt ein Waisenhaus. Davor betteln Kinder um Stifte und Geld. Drinnen sind 146 Mädchen und Jungen. Einer von ihnen ist Tadese Tegarha, elf Jahre alt. Ein ernster Junge. Seinen Vater hat er im Krieg mit Eritrea verloren - und dann seine Mutter durch Aids.

17 Dollar im Monat benötigt Tadese für ein menschenwürdiges Leben: Er hat ordentliche Kleidung, ein Bett in einem Schlafraum, dreimal am Tag Essen, Schulbücher - und Träume im Kopf. Er will Doktor werden, sagt er lächelnd. Die Königsstadt ist auf einmal ganz weit weg.

(Lars Langenau,SZ vom 13./14.12.2008)

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Mitten in ... Yamoussoukro, AFP

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Mitten in ... Yamoussoukro

Die höchste Kirche der Welt steht mitten im afrikanischen Busch. Wie eine Fata Morgana erhebt sich die silberne Aluminiumkuppel aus den Kokosnusspalmen, 158 Meter hoch. Eine Kopie des Petersdoms, nur größer.

Notre Dame de la Paix thront am Rande von Yamoussoukro, dem Heimatdorf des ersten Präsidenten der Elfenbeinküste, Félix Houphouët-Boigny. Aus Italien ließ er den Marmor anschiffen, aus Frankreich die prachtvollen Glasfenster. 18.000 Menschen fasst die Basilika - nur zweimal war sie voll: Als Johannes Paul II. sie 1990 weihte und bei der Beerdigung ihres Erbauers.

Ist sie nicht viel zu groß für einen Ort im Nichts, wo die Kinder auf der Straße nackt im Müll spielen? Bei dieser Frage wird die lustlose Führerin plötzlich munter. "Als ihr Europäer das Schloss von Versailles gebaut habt, sind bei euch auch Menschen verhungert", ruft sie.

(Marc Widmann, SZ vom 13./14.12.2008)

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Mitten in ... Cadiz, AP

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Mitten in ... Cadiz

In den 60er Jahren wählten rebellische junge Frauen kurze Röcke, um ihr feminines Selbstbewusstsein zu demonstrieren. Oder haben es ihnen doch nur ein paar Machos verordnet? Mmmh.

Im südspanischen Cadiz jedenfalls demonstrierten kürzlich die Krankenschwestern des Hospitals San Rafael. Es könne nicht sein, fanden sie, dass ihnen ein paar Machos in der Krankenhausleitung kurze Röcke verordneten. Ein Lohnabzug von 30Euro drohte! "Wir sind doch keine Blumenvasen", war ein Argument der Frauen. Zudem würden sie durch kurze Röcke zu sehr in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

Nun erklärte das oberste Gericht in Andalusien die Auflage für zulässig. Ein privates Krankenhaus sei auch nur ein ganz normales Unternehmen und dürfe das anordnen. Die Gewerkschaft kündigte Einspruch an.

(Javier Cáceres/SZ vom 13./14.12.2008)

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Mitten in Absurdistan, Reuters

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Mitten in ... Shanghai

Als "konterrevolutionär" haben zwei Studentinnen in Shanghai einen ihrer Dozenten bei der Polizei angezeigt. Der Professor Yang Shiquan so die Begründung, soll im Unterricht angezweifelt haben, dass Chinas "5000-jährige Geschichte" wirklich 5000 Jahre lang nur glorreich gewesen sei.

Nach dem Unterricht hätten ihn die zwei mit Tränen in den Augen zur Rede gestellt, berichtet Yang. Weil das Wort "konterrevolutionär" und Angriffe von Studenten auf Lehrer sehr an die schlimme Zeit der Kulturrevolution erinnern, gibt es viele Studenten, die nun den Professor und seine Redefreiheit verteidigen.

Die Polizei allerdings sowie die Parteizelle der Ostchinesischen Universität für Politik und Recht haben eine Akte angelegt und ermitteln nun gegen Yang. Sein Internet-Blog ist inzwischen von der Zensurbehörde verboten worden.

(Henrik Bork/SZ vom 06.12.2008)

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Mitten in Absurdistan, dpa

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Mitten in ... London

Eine Jacke hängt einsam über dem Sitz im fast leeren Kino am Leicester Square. Nach und nach füllen sich die Plätze und die ältere Dame neben der Jacke sagt sehr oft: Nein, es ist nicht meine. In der Londoner U-Bahn wäre längst ein Sprengkommando angerückt. Würde auch gut zum Film passen: James Bond. Im Kino indes: Irritation.

Dass sich jemand den Platz gesichert hat, liegt fern, das macht in England keiner, nur Deutsche reservieren mit Handtüchern Liegen am Pool, was ein Urlaubstrauma der Briten ist. Zwei Minuten vor Filmstart schlendert ein Mann zur Reihe mit der Jacke; als er die Sitzenden mit deutschem Akzent bittet, ihn durchzulassen, geht ein Raunen durchs Kino, das erst abebbt, als der Film anläuft.

Die Sun meldet tags darauf, dass die Deutschen den in Thailand gestrandeten Briten die Plätze in den Fliegern nach Europa wegnehmen. Es ist Sitzkrieg.

(Claudia Fromme/SZ vom 06.12.2008)

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Mitten in ... Miami

Am Ocean Drive in Miami Beach ist es mit der Krise noch nicht so arg. Außenrum mögen Häuser verkauft werden und Banken pleitegehen - das lustige Schaulaufen zwischen Art-deco-Meile, Palmen, Strand und Ozean geht weiter.

Im Stau steht ein BMW-Typ, von dem man gar nicht ahnte, dass es ihn gibt. Es folgen Ferrari, Hummer und ein Amischlitten, dessen schwarz-weiße Felgen sich in wechselnden Rhythmen gegen die Fahrtrichtung drehen. Wunderbar auch der weiße Rolls-Royce, der weißhaarige Chauffeur mit blauem Einstecktuch und schwarzer Lagerfeld-Sonnenbrille hält in einem Arm zwei weiße Pudel, in einer Hand einen Schellenkranz, dazwischen das Lenkrad.

So fährt man im Kreis, ganz entspannt, und unterhält das Volk. Doch halt, da kommt ein altes Wohnmobil mit Fahrer in abgerissenem Outfit. Zeichen des Niedergangs?

(Peter Burghardt/SZ vom 06.12.2008)

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dpa

Quelle: SZ

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Mitten in ... Abidjan

Mittagszeit, drei Männer sitzen in einem Straßenrestaurant. Sie essen Reis mit Fleisch und Pistaziensoße, als ein vierter hinzutritt, im durchgeschwitzten Anzug. Graue Bartstoppeln sprießen im Gesicht des Alten. Aus seiner schwarzen Tasche zieht er einen dunklen Holzpenis von beachtlicher Größe und beginnt, mitten über dem gedeckten Tisch, daran zu reiben.

Der Alte nuschelt: Wer eine mächtige Erektion bekommen und stundenlang Liebe machen will, für den habe er das Richtige. Seine Ledertasche ist gefüllt mit einem braunen Pulver. Ein Löffel ins Essen reiche völlig, sagt der Alte.

Das Wunder-Medikament riecht nach Katzenfutter. Was drin ist? Kommt aus Nigeria - mehr will Andoubou nicht verraten. Sein Französisch ist etwas unverständlich. Im Gegensatz zu seinem Werkzeug, mit dem er weiterzieht, im Dienste der Männlichkeit.

(Marc Widmann/SZ vom 29./30.11.2008)

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ddp

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Mitten in ... Rennes

Die Kneipe erinnert eher an einen Schülerclub als an eine exquisite Cocktailbar. Doch mein Freund kennt sich aus in der bretonischen Stadt und besteht darauf, den Drink des Abends hier einzunehmen. Die Auswahl, so sein Argument, sei mannigfaltig.

In der Tat: Auf zwölf eng bedruckten Seiten listet die Karte Mixgetränke auf. "Schlechter Umgang" heißt eines, "Samtkissen" ein anderes. Und das ist nur Band sieben. 1423 Cocktails bietet die Kneipe insgesamt. Das war Weltrekord, bis eine Bar in Bulgarien vor drei Jahren noch mehr zu bieten hatte.

Ich bin überfordert: Eine Viertelstunde lang grüble ich. Der Freund ist schneller. Er bestellt ein schlichtes Gläschen Rum, mit Kardamom aromatisiert. "Wie immer", sagt er zur Kellnerin. Und zu mir: "Keine Experimente. Je größer die Auswahl, desto größer die Gefahr, danebenzuliegen."

(Varinia Bernau/SZ vom 29./30.11.2008)

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Mitten in ... München

Letztens trat ein Beamter der Münchner Lokalbaukommission vor den Laden. Er hat nicht gegrüßt, nur fotografiert: Die Tafel nämlich, die immer vor dem Geschäft steht. Auf ihr kritzelt der Getränkehändler statt Bierpreisen gerne Sinnsprüche. "Carpe Diem!" etwa. Mit Kreide. Der Händler heißt Mohammed, doch alle nennen ihn Sammy.

Sammy stammt aus Eritrea, ist nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht alt. Eigentlich kennt er sich mit Flugzeugen aus. Während einer Dienstreise entschloss er sich, in Deutschland zu bleiben. Sammy ist eine Seele von Mensch: Immer freundlich und gut gelaunt.

Die Lokalbaukommission hat ihm einen fünfseitigen Brief geschrieben. Wenn er nicht sofort die Tafel wegräume, drohe ihm ein saftiges Bußgeld. Doch noch steht die Tafel. Jetzt ist auf ihr zu lesen: "Siege über Dich und die Welt liegt Dir zu Füßen!"

(Martin Zips/SZ vom 29./30.11.2008)

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Mitten in ... Mexiko

Manchmal regen sich Menschen in Weilern wie München über Staus auf und Abgase. Zum Trost sei eine Autofahrt durch Mexiko-Stadt empfohlen.

Kürzlich an einem Dienstag im Berufsverkehr: Vom Trabantenviertel Santa Fé bis in den Süden dauerte es nur drei Stunden. Zwei Stunden stand ich auf dem Paseo de la Reforma im Villenviertel Lomas de Chapultepec, ungefähr eine davon vor der Residenz des russischen Botschafters. Auf der Stadtautobahn unter einem Plakat für die Wiedereinführung der Todesstrafe bei Entführungen. Ein Radiosender warnte vor Drogenhändlern und Geldwäsche, so wurde es nicht langweilig.

Laut einer Studie verstopfen die mexikanische Zentrale fünf Millionen Fahrzeuge und produzieren jährlich 4000 Tote durch Abgase und 2500 Tote durch Unfälle und klauen 2,5 Millionen Arbeits- und Feiertage.

(Peter Burgarhdt/SZ vom 29./30.11.2008)

Foto: AP

Mitten in ... Berlin, ddp

Quelle: SZ

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Mitten in ... Berlin

Der Club ist total in und verboten, das Tapetenmuster psychedelisch, die Gäste auch. Freaks mit tätowierten Gesichtern laufen herum, einer hat eine Clownsmaske aufgemalt, ein anderer trägt einen Army-Helm und sieht aus wie eine tanzende Schildkröte.

Man muss kein Landei sein, um das erstaunlich zu finden. Ich staune - wohl zu offensichtlich: "Ey, mach dich ma' locker, dit hier is Berlin!", nuschelt mich da die Schildkröte an. Ich erkläre, ich sei gerade erst aus München gekommen - und ernte Verachtung: "Bayern? Typisch. Darum guckst du, als denkste grad ans Finanzamt."

Ich will fragen, ob er nicht selbst nur ein assimilierter Schwabe ist, aber da spielt schon eine sehr coole, sehr unmünchnerische Band los. Der Sänger tritt ans Mikro und sagt: "Griaßts euch".

Ich blicke die Berliner Schildkröte triumphierend an. Sie merkt nichts mehr.

(Charlotte Frank/22./23.11.2008)

Foto: ddp

Mitten in ... Kuala Lumpur, Reuters

Quelle: SZ

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Mitten in ... Kuala Lumpur

Wie eine Apokalypse lag die Androhung über der Stadt. Vermeintlich. In Kuala Lumpur haben in dieser Woche politische Aktivisten gedroht, sie würden sich nackt ausziehen, um gegen die geplanten Mietpreiserhöhungen für Sozialwohnungen zu protestieren. Doppelt so teuer sollen viele dieser Wohnungen in der Hauptstadt Malaysias demnächst werden, von umgerechnet 30 auf 60 Euro im Monat.

Nun ist zwar politischer Protest durchaus üblich in Malaysia, er darf gerne auch laut und ein bisschen handgreiflich sein. Nur öffentliche Nacktheit geht nicht, niemals.

Der spirituelle Anführer der größten islamistischen Partei im Land argumentierte mit seiner ganz eigenen Logik: "Selbst eine Kuh, die ja nackt ist, hat einen Schwanz, der ihre Genitalien versteckt. Hier reden wir aber von Menschen, denen ein Hirn gegeben ist."

(Oliver Meiler/SZ vom 22./23.11.2008)

Foto: Reuters

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