Mitten in ... München
An der Kasse eines Münchner Traditionskinos. Nachmittag, die Schlange ist kurz, der Atem lang. Besucherin, um die 60, Goldrandbrille: "Ein Mal Parkett." Kassiererin, um die 60, zauberhaft: "Reihe 14, gell?" Besucherin: "Bitte?" Kassiererin: "Sie sitzen immer in Reihe 14." Besucherin: "Hm."
Kassiererin, redselig: "Das ist schön, Sie mal wieder zu sehen. Sie waren jetzt aber lange nicht mehr da." Besucherin: "Mja. Also dann Reihe 14, Mitte." Kassiererin: "Links." Besucherin, gnadenlos: "Wie bitte?" Kassiererin: "Sie sitzen immer links."
Inzwischen ist die Schlange länger geworden. Alle hoffen, diese störrische Person möge jetzt höflicherweise wenigstens so tun, als erinnere sie sich an ihren Stammplatz, Reihe 14, links. Den Teufel tut sie. Sie zahlt und geht rein, dann beginnt der Film. "Wall Street 2". Die Umgangsformen bleiben mies.
Tanja Rest, SZ vom 13./14.11.2010