Der wahre Supergast
Selbst in den luxuriösesten Hotels fühlt er sich wie zu Hause, ohne sich so zu benehmen. Der weibliche wie männliche Supergast ist von der Natur bevorzugt, sieht dementsprechend gut aus, ist perfekt gekleidet, ohne an Lässigkeit einzubüßen, spricht mindestens zwölf Sprachen und 23 Dialekte, in denen er im Gespräch locker hin- und herwechselt, ohne dabei den Faden oder an Witz zu verlieren. Der wahre Superstar weiß sogar, wie man Angestellten - vom Kofferträger bis zum Maître d'hôtel - ganz nebenbei das passende Trinkgeld zukommen lässt, ohne dass es peinlich wirkt. Unangenehm fallen höchstens Gäste auf, die von dieser filmreifen Erscheinung so überwältigt sind, dass sie die Kontrolle über ihre Kinnlade verlieren. Dass alle ihn anstarren, merkt der Supergast natürlich - doch er sieht betont gelassen darüber hinweg. Wie wichtig ihm die Aufmerksamkeit tatsächlich ist, würde er niemals, auch nicht mit dem kleinsten Mundwinkelzucken, verraten.
Typischer Satz zum Personal: "Martini. Geschüttelt, nicht gerührt."
Typischer Satz zu den anderen Gästen: "Ein Autogramm? Lassen Sie den Stift ruhig stecken, ich habe einen Füllfederhalter (in Gold, Anm.d.Red.)."
In einem unbeobachteten Moment auf dem Zimmer... fällt ihm auf, dass er unbeobachtet ist und wechselt auf den Balkon, um dort auf dem Tischchen anatomisch eigentlich unmögliche Yoga-Stellungen einzunehmen. Und minutenlang zu halten.