Kolumne „Hin & Weg“: Maut:Panik an der Mautstation

Lesezeit: 2 Min.

Wohin muss ich fahren? Und wie funktioniert das nochmal? Jeder dritte Autofahrer befürchtet, nicht zu verstehen, was er oder sie an einem Maut-Automaten konkret tun soll. (Foto: Manfred Segerer/imago images)

Laut einer Umfrage stellen sich Autofahrern die Nackenhaare auf, wenn sie an eine Mautstelle kommen. Aber nicht, weil sie Geld ausgeben müssen.

Von Stefan Fischer

Sich wie ein Idiot zu benehmen, damit haben etliche Autofahrer kein Problem – manche sehr grundsätzlich, andere zumindest hin und wieder nicht. Ganz anders sieht es aus, wenn man sich im Straßenverkehr wie ein Idiot vorkommt. In solch einer Situation fühlt sich niemand wohl.

Dass in der Selbstwahrnehmung Idiotie nicht gleich Idiotie ist, liegt auf der Hand: Im ersten Fall wähnt man sich schließlich im Recht – aufgrund von PS-Überlegenheit, natürlich weit überdurchschnittlich guter Fahrkünste sowie der unleugbar richtigen Auslegung der Verkehrsregeln. Im zweiten Fall hingegen würde man selbst höhnen und hupen, wäre man nicht ausgerechnet derjenige, dessentwegen die anderen höhnen und hupen. Und sich obendrein seiner Schuld nur zu bewusst, denn wie kann man so doof sein oder – noch schlimmer – die anderen glauben lassen, man sei so doof.

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Bislang musste man davon ausgehen, dass Mautstationen deshalb so unbeliebt sind, weil einem dort Geld abgeknöpft wird. Für viele Autofahrer ist das schlicht Wegelagerei. Eine Umfrage erhellt nun jedoch: Wenn Autofahrer sich einer Mautstation nähern, befällt sie psychischer Stress, und dieser ist es, der ihnen diese Zahlstellen so verhasst macht. Es geht also ausnahmsweise einmal nicht ums Geld. Sondern um das Einzige, das noch mehr wert ist: das Ansehen als Autofahrer.

Denn was kann an einer Mautstelle nicht alles passieren? Und immer steht man dann da wie der letzte Depp, der verantwortlich dafür ist, dass nichts vorwärtsgeht, im schlimmsten Fall sogar alle zurücksetzen müssen – was in einem Rückstau eher schwierig zu organisieren ist. Ob man etwas dafür kann oder nicht: Sie werden alle höhnen und hupen.

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Jeder dritte Autofahrer befürchtet demnach, nicht zu verstehen, was er oder sie an einem Maut-Automaten konkret tun soll. Ähnlich viele sorgen sich, dass sie die falsche Fahrspur wählen und dann die Schranke unten bleibt, weil just hier nur Autos passieren können, die ein digitales Abo- oder Zahlsystem nutzen. Andere sind angespannt, weil die eigene Geldkarte nicht funktionieren könnte oder, sofern eine Person im Mauthäuschen sitzt, es Sprachschwierigkeiten gibt.

Versteht man die Ergebnisse der Befragung richtig, sind es an einer Mautstelle eher Dinge, die man selbst nicht komplett in der Hand hat, in deren Erwartung der Blutdruck der Autofahrer steigt: ein kaputtes Lesegerät, verwirrende Ausschilderungen und Anweisungen oder Einheimische, die kein Deutsch sprechen.

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Die eigene, natürlich nicht repräsentative Wahrnehmung ist: Wenn sich das Begleichen der Maut über Gebühr hinauszögert, hat das in der Regel ganz andere Gründe. Entweder passt der Abstand, mit dem ein Autofahrer seinen Wagen neben dem Maut-Automaten zum Stehen gebracht hat, nicht mit seiner Armlänge zusammen, was ihn zu akrobatischen Übungen zwingt, denen er körperlich nicht gewachsen ist. Oder aber es fällt ihm die Hälfte der Münzen aus der Hand, die er eigentlich in den Automaten stecken möchte. Mehr Münzen sind natürlich nicht im Auto, das Geld ist genau abgezählt. Aussteigen wiederum, um die Münzen aufzusammeln, geht nicht, weil die Fahrertür nur einen Spaltbreit aufgeht. Das wäre der Moment, an dem sich ein großer Spalt im Boden auftun sollte.

Der Autor mag es nicht, wenn Maut-Automaten zwei Euro Wechselgeld in Dutzend kleinen Münzen auszahlen. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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