Mauritius:Das süße Leben

Auf kleiner Fläche bietet die Insel im Indischen Ozean jeden erdenklichen Luxus: Zuckerkreationen, Fünf-Sterne-Hotels und staatlich garantierten Strandzugang.

Im Garten der ehemaligen Zuckerfabrik von Beau Plan lässt sich das Glück von Mauritius vielleicht am besten fassen. Wo einst der Schornstein qualmte und Maschinen surrten, herrscht heute nahezu himmlische Ruhe. Nur der Wind ist zu hören, der in sanften Böen durch den orangerot blühenden Flammenbaum bläst.

Aus der Fabrik ist ein Museum geworden, die Zuckerrohrfelder liegen unbestellt in der Mittagssonne. In der Ferne ahnt man das blaue Meer. Nichts scheint diese Ruhe trüben zu können. Sie ist der Grund, warum Mitteleuropäer einen Flug von zwölf Stunden auf sich nehmen, um zwei Wochen auf einer Insel mitten im Indischen Ozean zu verbringen.

Mauritius ist trotz einer gemischten Bevölkerungsstruktur von internen Unruhen weitgehend und von externen ganz verschont geblieben. Terrorismus und Entführungen sind hier kein Thema - die Randlage irgendwo zwischen Madagaskar und Australien kann auch von Vorteil sein.

Zucker und Ruhe: Die Luxusgüter von Mauritius

Auch die Aufregung um den von Mücken übertragenen Chikungunya-Virus, der zu Jahresanfang 2006 vor allem die Nachbarinsel La Réunion heimsuchte, hat sich inzwischen wieder gelegt. Die Zahl der Ansteckungen ist seit März rapide gesunken.

Mauritius, mit 2000 Quadratmetern Fläche gerade zweieinhalb Mal so groß wie die Stadt Hamburg, kennt sich darin aus, der Welt raren Luxus zu liefern. Heute ist es die Ruhe, lange Zeit war es vor allem der Zucker, aus dem die Dogen von Venedig im 18. Jahrhundert zur Dekoration ihrer Feste ganze Miniaturschlösser bauen ließen. Das war eine reine, süße Angeberei, denn Zucker war damals wertvoller als Gold, und am Tag nach dem Fest war die erlesene Pracht dahin.

Süße Geschmacksexplosionen

Welch eine Verschwendung einer Delikatesse, wie im Zuckermuseum von Beau Plan jedermann erfahren kann. Am Schluss des Rundgangs können auf einer Veranda 15 Sorten unraffinierten Zuckers probiert werden: vom "Golden Granulated" über "Dark Muscovado" bis zu "Coffee Chrystals".

Sie erzeugen Geschmacksexplosionen auf der Zunge, die mit dem eindimensionalen Aroma weißer Industrieware nichts zu tun haben. Die goldenen, körnigen Sorten schmecken nach Früchten, Karamell und Vanille, die dunklen, cremigen, mit viel Melasse sogar nach Lakritz.

In der wirtschaftlichen Bedeutung für die Insel ist der Zucker allerdings auf den zweiten Rang gerutscht und hat Platz gemacht für den Fremdenverkehr. Gleichwohl soll der Tourismus nicht zum lauten Massengeschäft werden, sondern eine exklusive Angelegenheit bleiben. Von den 100 Hotels auf Mauritius wird immerhin ein Fünftel auf Fünf-Sterne-Niveau geführt.

Gute Geister am Büfett

Der Gast kann viel erwarten, vor allem - und das ist das einzige Massenphänomen - viel freundliches Personal: Schon beim Frühstück wird dem Touristen der am Büfett beladene Teller von einer lächelnden jungen Frau aus der Hand genommen und zum Tisch zurückgetragen.

Dort wedelt ein anderer guter Geist mit der Serviette freche Vögel weg, die durch die weiten Fenster hinein gekommen waren und sich Hoffnungen auf Croissant und Marmeladentopf machten. Nur Essen muss man noch selber. Glückliches Mauritius, denkt da der Gast, wenn neugierige Vögel das einzige Problem sind.

Glücklich ist Mauritius noch aus einem weiteren Grund: Ein schützender Gürtel von Korallenriffen fast rund um die Insel hat für viele sanft abfallende Bilderbuchstrände gesorgt, die dem Staat gehören und deshalb für jedermann zugänglich sind.

Das Programmm: Golfen, Sonnenbaden oder Heiraten

Fremdenführerin Daniella L'Onflé-Louis hält die Strände im Südwesten für die besten. Dort ist das Klima auch am wärmsten mit bis zu 35 Grad im Schatten in den Sommermonaten von Dezember bis Februar. Geschätzt wird aber auch die Ostküste mit ihren Villen. Im Insel-Osten muss immer mit ein bisschen Wind gerechnet werden, was die Sommerhitze erträglich macht.

Wer sich die Zeit nicht nur mit Sonnenbaden, Wassersport, Golfen oder Heiraten - Mauritius ist ein bevorzugtes Hochzeitsziel - vertreiben will, sollte sich das Zuckermuseum von Beau Plan auch deshalb anschauen, weil es viel über die Geschichte der Insel verrät. Sie war einst ein berüchtigtes Piratennest, bis 1715 die Franzosen kamen und im Interesse des Handelsverkehrs für Ordnung sorgten.

Die Franzosen mussten sich 1810 den Engländern geschlagen geben, die die Sklaverei abschafften und den Linksverkehr einführten. Seit 1968 ist die Insel unabhängig mit demokratischer Verfassung und einer weitgehend friedlichen Zusammenballung unterschiedlicher Religionen und Ethnien: Muslime, Hindus und Katholiken, Europäer, Kreolen, Inder und Chinesen.

Trotz der mehr als 150 Jahre unter dem Union Jack haben die Briten wenige Spuren hinterlassen. Englisch wird gesprochen, aber Französisch immer noch bevorzugt. Untereinander verkehren die Einheimischen auf Kreolisch.

Einen Ausflug wert ist der Botanische Garten in Pamplemousses. Und wer in die Hauptstadt Port Louis fährt, sollte sich an der "Caudan Waterfront" nicht das Blue Penny Museum entgehen lassen, in dem neben alten Seekarten auch der berühmteste Briefmarken-Fehldruck der Welt zu betrachten ist, die Blaue Mauritius.

Ansonsten ist Port Louis mit 150.000 Einwohnern eine Ansammlung alter Holzhäuser und anscheinend planlos in die Höhe gezogener Neubauten mit geringem Charme.

In den alten Markthallen zwischen Hafen und Regierungsviertel gibt es Gemüse und Gewürze aller Art, für Touristen auch folkloristischen Nippes und internationale Markenware von nicht immer klarer Herkunft - eine moderne Form der Piraterie, die nicht nur auf Mauritius überlebt hat.

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