Marokko:"Nur Vertröstungen"

Redouane Amali

Redouane Amali möchte gerne wieder zu seinem Arbeitsplatz in Deutschland zurückkehren. Kann aber nicht.

(Foto: privat)

Während die Deutschen bereits alle zurückgeholt wurden, sitzt ein Deutsch-Marokkaner immer noch fest. Obwohl er sich in alle Listen eingetragen hat, wurde er kein einziges Mal von den deutschen Behörden kontaktiert.

Protokoll von Monika Maier-Albang

Redouane Amali sitzt bei seinen Eltern fest, bei strenger Ausgangssperre

"Ich bin eigentlich nur für zehn Tage nach Marokko geflogen, um meinen kranken Vater zu besuchen. Nun sind daraus sechs Wochen geworden. So wie Hunderte andere Deutsche oder Deutsch-Marokkaner sitze ich noch immer fest. Viele haben zu Hause Frau und Kinder, die jetzt auf sich gestellt sind. Andere erzählen, dass ihr Medikamentenvorrat zu Ende geht oder dass sie Angst haben, ihren Job zu verlieren. Die Leute verzweifeln!

Meine Eltern wohnen in Mohammedia, 25 Kilometer von Casablanca entfernt, zum Glück bin ich bei ihnen zu Gast. Dieses Privileg hat nicht jeder. Die Ausgangssperre ist sehr streng, man braucht eine schriftliche Genehmigung der Gemeinde für Einkäufe, medizinische Versorgung. Die Polizei kontrolliert an jeder Ecke stichprobenartig, ob man die Genehmigung dabei hat und eine Maske trägt. Falls nicht, kann man verhaftet werden. Auch Reisen zwischen Städten sind verboten. Merkwürdig ist, dass viele Länder wie Schweden, Belgien und Frankreich es im Lauf der letzten Wochen geschafft haben, mit den marokkanischen Behörden auszuhandeln, dass sie ihre Landsleute ausfliegen dürfen. Wir aber werden von der Deutschen Botschaft mit oft wiederholten Texten vertröstet. In der letzten Mitteilung vom 21. April hieß es, dass die marokkanischen Behörden irgendwelche Einschränkung für die Doppelstaater vorschreiben. Am 23. April hat der marokkanische Außenminister vor dem Parlament gesagt, dass das so nicht stimme. Er erklärte, dass es keine Einschränkung dieser Art gebe. Für uns ist es unmöglich rauszufinden, woran es nun tatsächlich liegt, dass wir noch in Marokko festsitzen.

Ich hatte mich überall, wie gefordert, registriert: bei Elefand, beim Auswärtigen Amt und Condor - und habe dies mehrmals wiederholt und aktualisiert. Ich wurde bis jetzt kein einziges Mal persönlich kontaktiert. Mein Arbeitgeber zeigt sich tolerant, aber wie lange noch? Und, was mich wirklich schmerzt: Am 24. April hatte mein einziger Sohn seinen 18. Geburtstag. Und ich konnte nicht dabei sein."

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