Manaus:Rap und Reggae am Amazonas

Junge Brasilianerinnen flanieren am Wasser entlang, Caipirinha und Bier fließen in Strömen. Es ist Sonntagnachmittag und Party-Time. Doch das ist nicht Rio, sondern eine Großstadt am Rande des Urwalds direkt am Amazonas: Manaus.

Auf der Straße herrschen Verkehrsstau und Parkplatznot. Der aufgedrehte Motor einer Harley Davidson wummert um die Wette mit Samba, Rap und Reggae aus den Boxen, die in den Kofferräumen der Autos stehen. Jung und Alt zieht es nach Kirchgang und Mittagessen aus dem Zentrum nach Ponta Negra an den Riesenfluss.

Manaus: Am Zusammenfluss von Rio Negro und Rio Solimoes

Am Zusammenfluss von Rio Negro und Rio Solimoes

(Foto: Foto: AP)

Während viele Touristen schwitzend Opernhaus und Kathedrale bewundern, kühlen sich Einheimische in den schwarzblauen Fluten oder bei eiskaltem Bier ab.

Meist von September bis Januar wird die Kai-Party zur Fiesta am Sandstrand. Weil dann kaum Regen fällt, sinkt der Wasserspiegel. Im Herbst 2005 war die Trockenheit so extrem wie lange nicht mehr. Manche Seitenflüsse und Seen hatten kaum noch Wasser. Trotz seiner dunklen Farbe ist der Rio Negro recht sauber und lädt zum Baden ein.

Von Moskitos verschont

Erst wenige Touristen haben die ungewöhnliche Sonntags-Party in dem Vorort der 1,5-Millionen-Metropole Manaus entdeckt. Der Rio Negro ist zur Freude von Einheimischen und Urlaubern bei Moskitos äußerst unbeliebt. Denn der Schwarze Fluss enthält viel Huminsäure und wenig Nährstoffe. Dafür fühlen sich die lästigen Stecher am helleren Rio Solimoes um so wohler.

Rap und Reggae am Amazonas

Knapp zehn Kilometer flussabwärts von Manaus treffen beide Ströme zusammen. Ihre gelbbraunen und schwarzblauen Massen vermischen sich hier am Encontro das Aguas erst allmählich.

Manaus: Das Opernhaus von Manaus

Das Opernhaus von Manaus

(Foto: Foto: AP)

Dank des Kautschukbooms im 19. Jahrhundert zählte Manaus einst zu den reichsten Städten der Welt. Samenschmuggler bereiteten dem Monopol und damit dem Leben in Saus und Braus ein Ende. Plantagen in Südostasien lieferten den Rohstoff für Gummi bald viel billiger in alle Welt. Das Opernhaus von 1896 im Zentrum von Manaus und ein paar andere Kolonialbauten sind bis heute Zeugnis für den früheren Prunk.

Zeit spielt keine Rolle

Nur 20 Minuten dauert der Spaziergang von der Oper zu Märkten und Hafenanlage. An den schwimmenden Docks machen auch Hotelschiffe fest. Einen Steinwurf entfernt beginnt das wahre Amazonas-Leben. Dicht an dicht knirschen die Schiffsbäuche der hölzernen Lanchas. In den Hängematten an Deck schaukeln Kleinbauern, Indiomuttis mit ihren Kindern und manchmal auch Weltenbummler aus Berlin oder New York, für die Zeit ebenso wenig eine Rolle spielt wie für die Einheimischen.

"Eine Reise nach Belem an die Küste ist mein Traum", sagt die 30-jährige Ana. Doch das lassen ihr Zwölf-Stunden-Tag und die Großfamilie, die sie zu versorgen hat, nicht zu. Etwa 60 Stunden dauert der gut 1800 Kilometer lange Trip in der Hängematte auf dem Amazonas nach Belem. Die Fahrt kostet im luftigen Oberdeck umgerechnet gut 100 Euro. Weiter unten ist es meist preiswerter.

Einstiegsdroge für Abenteuerlustige mit wenig Zeit sind zwei- oder dreitägige Bootsausflüge in Seitenarme und Urwalddörfer. Dreitägige Touren mit schlichter Übernachtung in Bett oder Hängematte in einem schwimmenden Camp oder bei einer Familie sowie drei Mahlzeiten und Ausflüge sind je nach Verhandlungsgeschick ab 60 Euro zu haben.

Informationen: Brasilianisches Fremdenverkehrsamt, Platz der Einheit 1, 60327 Frankfurt (Tel.: 069/97 50 32 51)

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