Mallorca: Reaktionen von Touristen:Sonnige Heimat der Deutschen

Mit ihren Anschlägen zielen die Eta-Terroristen auch auf das wirtschaftliche Rückgrat von Mallorca, den Tourismus. Doch die Urlauber zeigen sich bisher überwiegend unbeeindruckt.

M. Drobinski

Mallorca, das ist jedes Jahr für dreieinhalb Millionen Deutsche ein Stück Heimat mit besserem Wetter. Man fliegt von München nach Palma ungefähr so wie nach Berlin, auf der Insel spricht man Deutsch, es gibt jenes den Spaniern unheimliche Gebräu namens Filterkaffee.

Und jeder Deutsche kann finden, was er sich als Urlaub wünscht: Er kann baden oder wandern, sich am Strand vor dem Zwei-Sterne-Hotel sinnlos betrinken oder stilvoll für ein paar hundert Euro speisen, und wer das nötige Geld samt inzwischen nötiger Erlaubnis hat, kann eine Wohnung oder ein Haus kaufen, nach dem Motto: Man kann nicht verhindern, dass man alt wird, aber man kann verhindern, dass dies bei Regen geschieht.

Mallorca ist reell, denn seit mehr als hundert Jahren sind hier die Einheimischen dem Gast zu Diensten. Das gibt Sicherheit und Heimatgefühl in der Fremde. Ägypten mag gefährlich sein. Mallorca nicht. Mallorca ist "Malle", das 17. Bundesland eben.

Es ist dieses Gefühl der heimatlichen Fremde, das die Terroristen der Eta treffen wollen. Denn Spanien und ganz besonder Mallorca lebt von diesem Gefühl; der Tourismus ist das wirtschaftliche Rückgrat der Insel, zehn Millionen Touristen kommen hierher, ganz Spanien erwirtschaftet elf Prozent des Bruttoinlands-Produktes mit Urlaubern.

Tourismus handelt mit Gefühlen, Grundlage dieses Handels ist das Vertrauen des Touristen, das zu erleben, was er erhofft. Eine Bombe kann das Vertrauen erschüttern, so sehen das die kurdischen PKK-Kämpfer in der Türkei, so sehen das die Eta-Terroristen. Immer wieder haben sie Bomben in Tourismusregionen gezündet. Allerdings bislang mit wenig Erfolg.

Und auch jetzt, nach den jüngsten Anschlägen, erwarten Tourismusexperten keine gravierenden Auswirkungen auf das Urlaubsverhalten der Deutschen. "Das allein wird noch nicht dazu führen, dass morgen der Buchungsstrom nach Mallorca abbricht", sagt Karl Born, Professor für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Harz in Wernigerode.

Selbstverständlich wäre es anders, wenn die Eta die Balearen zum "neuen Aktionsziel" machen würde, jetzt aber sei für die Touristen vor allem wichtig, wie die Behörden reagierten und wie sehr die Reisenden ihren Urlaub beeinträchtigt sähen. Die Schließung des Flughafens von Palma nach dem Tod der zwei Polizisten zum Beispiel habe viele Urlauber verunsichert - "ist das eine persönliche Gefahr für mich oder nicht?" - das sei die für Touristen wichtigste Frage.

Wirtschaftskrise hält mehr Deutsche fern

Und da bislang keine Deutschen betroffen gewesen seien, sei dieses Bedrohungsgefühl noch kaum vorhanden. Mallorca, sagt Born, sei "immer noch auf der guten Seite". Eben, weil die Deutschen sich dort sehr zu Hause fühlten. Dieses Vertrauen ist offenbar auch mit Bomben nicht gleich zu erschüttern.

Wohl aber von der Wirtschaftskrise. 14 Prozent weniger Deutsche kamen im ersten Quartal des Jahres 2009 nach Mallorca, vor allem aber blieben die Briten weg, denen der Wertverfall des Pfundes zusätzlich zu schaffen macht. Auch jetzt, in der Hochsaison, sind viele Hotels nicht ausgebucht.

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