Mallorca: Das müssen Touristen wissen:Stornieren kostet Geld

Wer nach den Eta-Anschlägen seine Mallorca-Reise absagen möchte, wird auf den Kosten sitzen bleiben. Was das Auswärtige Amt und Reiserechtler raten.

Was rät das Auswärtige Amt?

Reisewarnungen stellen einen dringenden Appell des Auswärtigen Amts dar, Reisen in ein Land oder in eine Region eines Landes zu unterlassen. "Sie werden nur dann ausgesprochen, wenn aufgrund einer akuten Gefahr für Leib und Leben vor Reisen in ein Land oder in eine bestimmte Region eines Landes gewarnt werden muss", erklärt das Außenamt.

Für Mallorca gibt es nur Reisehinweise. Das Auswärtige Amt rät darin den Touristen vor Ort davon ab, Menschenansammlungen zu meiden, die Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden zu befolgen und sich umsichtig zu verhalten. "Es muss erneut mit Behinderungen durch Maßnahmen der spanischen Sicherheitsbehörden gerechnet werden", heißt es weiter.

Bei weiteren Fragen sollten sich Reisende an ihren Reiseveranstalter oder die Fluggesellschaft wenden. "Die touristische Infrastruktur der Insel ist im übrigen derzeit nicht betroffen." Wie zur Hauptsaison in Mallorca Menschenansammlungen vermieden werden sollen, wird nicht erklärt.

Umbuchungen und Sicherheitskontrollen

Wie reagieren Touristen auf die Anschläge auf Mallorca?

Nach den Anschlägen auf der Ferieninsel Mallorca spüren deutsche Reiseunternehmen vorerst keine nennenswerten Auswirkungen. "Wir haben keine Anzeichen dafür, dass es zu mehr Umbuchungen oder Stornierungen kommt", sagte die Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Sibylle Zeuch. Nach Angaben des Spanischen Fremdenverkehrsverbandes halten sich derzeit rund 170.000 deutsche Touristen auf der Baleareninsel auf.

Ähnlich wie der DRV äußerte sich die Fluggesellschaft Air Berlin, die derzeit 380 Mal in der Woche von Deutschland nach Mallorca fliegt. Es sei keine allgemeine Verunsicherung spürbar. "Bis jetzt haben wir nur sehr vereinzelt Nachfragen nach Stornierungsmöglichkeiten", sagte Sprecherin Alexandra Müller.

Auch die Reisekonzerne TUI und Thomas Cook können nach eigenen Angaben keine Beeinträchtigungen feststellen. "Die Gäste vor Ort sind sehr ruhig und gelassen", sagte TUI-Sprecherin Anja Braun.

Mathias Brandes von Thomas Cook berichtete von einem normalen Betrieb am Flughafen in Palma de Mallorca. Es gebe von den Gästen keine Wünsche, vorzeitig zurückzukehren.

Für die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa ist Mallorca ohnehin nur ein kleiner Nischenmarkt. Das Unternehmen bietet von allen ihren deutschen Flughäfen nur neun Flüge in der Woche auf die Insel an. "Bei uns ist das zu vernachlässigen", sagte Sprecher Thomas Jachnow.

Ist der Flugbetrieb auf Mallorca beeinträchtigt?

Anders als beim letzten Anschlag im Juli ist der Flugbetrieb nicht beeinträchtigt. Damals wurde der betriebsame Flughafen für Stunden geschlossen und die Insel abgeriegelt, um die Attentäter zu fassen.

Allerdings müssen sich Urlauber auf Mallorca nach den Anschlägen vom Sonntag auf verstärkte Sicherheitskontrollen einstellen. Das gelte zum Beispiel für den Flughafen von Palma, sagte Sibylle Zeuch vom DRV. "Sicherheitshalber sollte man etwas mehr Zeit mitbringen."

Stornieren und reklamieren

Können Mallorca-Reisen wegen der Anschläge storniert werden?

Wer derzeit wegen der Bombenanschläge nicht nach Mallorca fliegen will, kann seine gebuchte Reise jederzeit stornieren, muss aber die Kosten dafür selbst tragen. Die Stornokosten werden in der Regel auch nicht von einer Reiserücktrittsversicherung getragen. Denn nach der aktuellen Rechtsprechung rechtfertigen Terroranschläge nur dann eine Kündigung des Reisevertrages aufgrund höherer Gewalt, wenn sie "allgemeinen inneren Unruhen" gleichkommen.

Die Anforderungen dafür sind hoch und bei der jetzigen Lage auf Mallorca nicht gegeben. Der Wiesbadener Reiserechtler Holger Hopperdietzel sagt, höhere Gewalt könne etwa bei Naturkatastrophen, Bürgerkrieg oder flächendeckenden politischen Unruhen vorliegen.

Nach seiner Einschätzung würden Mallorca-Reisende derzeit auf ihren Kosten sitzen bleiben, wenn sie eine Reise absagen und das Geld vom Veranstalter zurückbekommen wollen.

Anders würde es aussehen, wenn das Auswärtige Amt eine offizielle Reisewarnung herausgeben würde. Erst dann wird von höherer Gewalt im Sinne des Paragrafen 651 j des Bürgerlichen Gesetzbuches ausgegangen. Allerdings sind Fluggesellschaften auch dann nicht verpflichtet, Tickets zu erstatten. Die Reisewarnung verbessert aber die Ausgangslage für Kulanzverhandlungen.

Die Anbieter von Pauschalreisen bieten in der Regel von sich aus ihren Kunden an, Reisen umzubuchen, wenn es eine Reisewarnung gibt.

Schlechtere Chancen haben Urlauber, die ihre Reise selbst organisiert haben. "Individualreisende buchen ohnehin auf eigenes Risiko", sagt Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Wenn sie aus Angst vor Anschlägen nicht mehr auf die Ferieninsel fliegen wollen, bleiben sie also in jedem Fall auf den Reisekosten sitzen.

Kann man entgangene Reisefreuden reklamieren?

Müssen Pauschalurlauber wegen der Anschläge etwa im Hotel bleiben, lässt sich das unter Umständen reklamieren. So könnten Urlauber zum Beispiel ihr Geld für eine gebuchte Busrundfahrt zurückfordern, die wegen Polizeisperrungen ausfallen muss, erklärt Reiserechtler Degott.

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