Magdalenen-Inseln in Kanada:Die Drei-Farben-Inseln

Auf den Îles de la Madeleine landeten einst Auswanderer aus Frankreich und brachten ihre gute Fischküche mit. Wem der erholsame Blick auf Küste und Meer nicht genügt, geht Kitesurfen - oder er springt aus dem Kajak.

Von Ingrid Brunner

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Quelle: Ingrid Brunner

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Sandbänke und Dünen verbinden sechs der sieben bewohnten Magdalenen-Inseln im Südosten des Sankt-Lorenz-Golfs. Kein Wunder, dass die Inselkette von oben ein wenig an die Florida Keys erinnert, doch schon beim Wetter enden die Gemeinsamkeiten. Die Temperaturen steigen selbst im August, dem heißesten Monat, kaum über 20 Grad Celsius.

Auf den Magdalenen-Inseln, die zur kanadischen Provinz Québec gehören, leben eine englische und eine französische Sprachgemeinschaft. Nur 450 der etwa 12 000 Madelinots sprechen Englisch, sie sind Nachfahren von irischen, schottischen und englischen Schiffbrüchigen. Der Rest stammt von französischen Auswanderern ab, die im 18. Jahrhundert aus der Bretagne und der Normandie nach Nova Scotia kamen: die Akadier. Ein Teil von ihnen blieb auf den Magdalenen-Inseln, andere verschlug es in die USA.

Magdalenen Inseln 2

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Jedem seine Düne? Das sollte bei 300 Kilometern weißem Sandstrand kein Problem sein. Den hat man sowieso oft genug für sich allein, weit und breit ist kaum ein Mensch. Einheimische und Touristen biegen einfach von der Straße ab, schon können sie spazieren oder joggen. Sowieso spielt sich ein großer Teil des Lebens am Strand ab: Dort lernen die Madelinots Autofahren, veranstalten Jam Sessions ...

Magdalenen Inseln 3

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... oder gehen Kitesurfen. Steven Mantha hat auf den Magdalenen-Inseln vor zwölf Jahren Kanadas erste Kitesurfschule eröffnet. Im Winter lebt er in Montreal und betreibt dort eine Zirkusschule. Im Sommer aber bringt er auf Martinique den Touristen bei, wie man den Wind mit dem Schirm einfängt. Platz ist genug, Anfänger und Könner kommen sich nicht in die Quere.

Magdalenen Inseln 4

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Wasser von zwei Seiten ist keine Seltenheit. Im Ort La Grave auf der Île du Havre-Aubert hat fast jeder Hausbesitzer freie Sicht auf Sonnenauf- und -untergang - dafür muss er nur sich oder seinen Liegestuhl umdrehen. Der weiteste Weg von Küste zu Küste beträgt auf den Magdalenen-Inseln etwa 12 Kilometer.

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Was an vielen Stränden weltweit mittlerweile verboten ist, hat die Artisans du Sable, die Sandkünstler, auf Havre-Aubert zu ihrer Geschäftsidee inspiriert: Objekte aus Sand direkt vom Strand zu entwerfen. Ein Spezialkleber, dessen Formel streng geheim ist, macht Sand zu einer gut formbaren Masse, die man sogar mit dem Meißel behauen kann. In diesen Sanduhren rieselt nichts mehr.

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Die Fischerei ist der Haupterwerbszweig auf den Magdalenen-Inseln. Eine Hummerlizenz kostet zwischen 300 000 und 500 000 Kanadische Dollar (etwa 200 000 bis 350 000 Euro) und wird meist in der Familie weitergegeben. Während der Saison von Mai bis Mitte Juli fahren täglich um halb vier Uhr morgens 115 Hummerboote aus dem Hafen der Île de Grande Entrée, dem bedeutendsten Hummerhafen der kanadischen Provinz Québec. Den Abschluss bildet jedes Jahr im Juli das große Hummerfest.

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War Hummer einst das Arme-Leute-Essen für all jene, die sich kein Fleisch leisten konnten, ist er längst zum Inbegriff des Luxus geworden. Auf den Magdalenen-Inseln ist er eine von vielen Meeresfrüchte-Spezialitäten und auch für Normalverdiener erschwinglich. Ein Hummer kostet zwischen 20 und 30 Euro.

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Kormorane sind der natürliche Feind der Fische - und der Fischer: Wie überall auf der Welt klagen auch die Fischer der Magdalenen-Inseln, die Kormorane fräßen ihnen "ihren" Fisch weg. Die Vögel wissen nichts von diesem Konkurrenzkampf, sie hocken auf den für die Inseln typischen roten Sandsteinklippen und warten auf den nächsten kleinen Hunger.

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Touristen wenden sich ähnlichen Appetithäppchen zu: Räucherfisch am Spieß mit Hering, Makrele, Lachs und dazu noch Jakobsmuschel - ein beliebter Snack, den die kleinen Insel-Räuchereien anbieten. Im "Le Fumoir d'Antan", einem typischen traditionellen Räucherhaus mit angeschlossenem kleinem Museum, erfahren Besucher, wie Hering im Rauch haltbar gemacht wird. Der Hering muss allerdings aus Nova Scotia eingeführt werden - ihm hat der Mensch durch Überfischung den Garaus gemacht, nicht etwa der Kormoran.

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Wer Einsamkeit sucht, ist auf den Inseln richtig. Allenfalls ein paar Kühe könnten den Blick auf Leuchtturm, Wiesen, Steilküste und Meer stören. Am Horizont ist Entry Island zu sehen. Die einzige rein englischsprachige Magdalenen-Insel ist nur mit der Fähre erreichbar und hat 60 Einwohner.

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Eine ausgezeichnete Lage mit unverstelltem Strandblick ist für die Inselbewohner ganz normal. Mit einem plötzlichen Bau-Boom wird nicht gerechnet: Die Bevölkerungszahl ist rückläufig.

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Selbst Reihenhäuser sind hier limitiert, drei sind zumindest an dieser Stelle offenbar genug. Typisch für die Madelinots ist auch ihr Faible für farbenfrohe Hausfassaden - sicher ein willkommener Lichtblick, wenn die Sonne mal nicht scheint.

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Diese Sandsteinhöhlen sind von Wind, Wasser und besonders vom Meereis im Winter geformt. Die Klimaerwärmung beschleunigt die Erosion, weil das schützende Packeis nicht mehr stabil ist und Stürme die Schollen gegen den Fels werfen. In der Sommersaison erkunden Kajakfahrer die Höhlen.

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Etwas sportlichere und wagemutigere Kajakfahrer steigen aus dem Boot aus, schwimmen eine Runde und klettern von Stein zu Stein. Wo im 18. und 19. Jahrhundert unzählige Schiffe an den Felsen zerschellten und Matrosen im Wasser erfroren, erfreuen sich nun Freizeitsportler im Neoprenanzug an ihrem kleinen Abenteuer.

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Die Grundfarben der Magdalenen-Inseln sind Rot, Blau und Grün, was sehr beruhigend aufs Gemüt wirkt. Bei aller Seelenruhe: Es empfiehlt sich, Abstand von der Kante zu halten. Die Grasnarbe hängt über den Fels, der Spaziergang an der Steilküste kann leicht mit einem Absturz enden. Aber man muss nicht am Rand stehen, um den Blick aufs Meer und die Küste genießen zu können. Bis den Urlauber wieder ein kleiner Hunger auf einen Fischhappen weitertreibt.

Zum Weiterlesen: Québec ist viel mehr als Frankreich in Kanada, sondern bietet Besuchern einen einzigartigen Mix aus Metropole und wildem Hinterland.

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und/oder Tourismus-Agenturen.

© SZ.de/kaeb/edi/fued
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