Süddeutsche Zeitung

Madrid:Passagier rennt Flugzeug hinterher

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Was tun, wenn man seinen Flug knapp verpasst zu haben glaubt, die Maschine aber noch am Boden ist? Ein Passagier in Madrid springt aufs Rollfeld und läuft los.

An der Haltestelle klappt es doch auch, meistens jedenfalls: Dem Bus, der gerade vor der Nase wegfährt, hinterhersprinten, winken, rufen, auf sich aufmerksam machen. Nach ein paar Metern halten die Gnädigen unter den Busfahrern doch noch mal kurz an. Aber am Flughafen?

Probieren kann ich es ja mal, scheint sich ein Mann gedacht zu haben, als er am Madrider Airport Barajas sein Flugzeug davonrollen sah. Vielleicht war sich der Passagier aber auch nicht sicher, ob der komfortable Zugang in die Maschine im Ticketpreis der Billigfluglinie Ryanair enthalten war - deren Chef hatte einst über Toilettengebühren an Bord sinniert.

Also mogelte sich der Mann mit seinen zwei Taschen auf die Fluggastbrücke, obwohl das Boarding längst beendet war. Dort ließ er die Füße ein wenig unschlüssig baumeln, doch beim Anblick des entschwindenden Flugzeugs gab er sich einen Ruck und sprang aufs Rollfeld.

Er landete vor einem Koffertransporter, sprach kurz mit dem Fahrer - was der verblüffte Mitarbeiter antwortete, ist nicht bekannt - und rannte dann los. Dem Flugzeug hinterher.

Nach ein paar Metern stoppte ihn das Bodenpersonal. Selbst wenn der Reisende die Maschine hätte einholen können, hätte ihm das nichts genutzt: Es war die falsche.

Wie sich herausstellte, lief das Boarding für seinen Flug zur Kanareninsel Gran Canaria noch. Und trotz seines Irrlaufes schaffte es der Passagier an Bord, ganz regulär über einen offiziellen Zugangsweg - der auch bei Billigfliegern nicht zusätzlich kostet.

Trotzdem könnte es für den Mann richtig teuer werden. Am Insel-Flughafen in Las Palmas wartete die Polizei auf ihn. Dem Rollfeld-Sprinter drohen wegen Verletzung der Luftverkehrssicherheit bis zu 45 000 Euro Strafe.

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