Luftverkehr:Sprachverirrung auf den Balearen

Mallorcas Regierung will Fluggäste auch in der zweiten Landessprache Katalanisch bedient wissen. Air Berlin ist besonders betroffen.

Javier Cáceres

Die balearische Tourismusindustrie sorgt für Aufruhr in Berlin. Mit großem Aufwand wird dort derzeit auf dem Alexanderplatz um noch mehr Besucher aus Deutschland geworben. Sogar Dieter Bohlen wurde rekrutiert. Denn die Bedeutung des Fremdenverkehrs für das südeuropäische Land ist im gleichen Maße gestiegen, wie Spaniens Wirtschaft schwächelt.

Mallorcas Regierung will Fluggäste auch in der zweiten Landessprache Katalan bedient wissen, AP
(Foto: Foto: AP)

Ausgerechnet in diese heile Welt ist nun ein Zank zwischen der Inselverwaltung und dem Luftfahrtunternehmen Air Berlin geplatzt, das immerhin ein Drittel aller Balearen-Fluggäste abfertigt.

Der Grund ist ein Brief der Generaldirektorin für Sprachpolitik der Balearen-Regierung, Margalida Tous, in dem mehrere Airlines aufgefordert werden, mit ihren Kunden auch in Katalanisch zu kommunizieren. Català ist neben Spanisch offizielle Landessprache auf Mallorca und den Nachbarinseln.

Es sei "unerlässlich", katalanischsprachigen Kunden "die Verwendung ihrer Sprache" zu garantieren, fordert Tous. Die süffisante Reaktion von Air-Berlin-Chef Joachim Hunold: "Wow!"

Katalanisch-Kurse für Stewardessen?

Er sei stolz, so Hunold in einem Kommentar des Firmen-Magazins, dass es gelungen sei, auf innerspanischen Flügen mindestens eine spanischsprachige Stewardess an Bord zu haben. Eine weitere Sprache einzuführen, sei unmöglich. "Soll ich diesen Mitarbeiterinnen jetzt Katalan-Kurse (sic!) verordnen? Und denen, die die Gäste auf Flügen nach Galizien oder ins Baskenland betreuen, auch in Galizisch oder Baskisch? Spricht denn dort niemand mehr Spanisch?"

So weit ist es in Spanien noch nicht. Jedoch: Die Verve, mit der viele Regionalregierungen auf die Durchsetzung ihres jeweiligen Landesidioms als Verkehrssprache setzen, verärgert immer mehr ausländische Investoren.

Klagen weiterer auf den Balearen ansässiger deutscher Unternehmen seien ihm zwar nicht bekannt, erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Außenhandelskammer in Madrid, Peter Moser, der SZ (auf Spanisch). "Doch das heißt nicht, dass es sie nicht gibt". Fraglos virulenter sei "das linguistische Thema" in Katalonien, wo die meisten deutschen Unternehmen angesiedelt sind.

Zusatzkosten durch Etikettierungen

Seit fünf, sechs Jahren kreisten dort Klagen "über die Zusatzkosten durch Etikettierungen und Handbücher, aber auch über zusätzliche Schwierigkeiten für deutsche Führungskräfte, die mit ihren Familien zum Arbeiten nach Katalonien gehen".

Zwar würden sich deutsche Firmen in Spanien und seinen autonomen Regionen sehr wohl fühlen. Allerdings sollten die Verantwortlichen für Sprachpolitik bedenken, dass die Verwendung der Regionalsprachen den Unternehmen Unannehmlichkeiten bereite, den Kunden aber "nur einen zweifelhaften Mehrwert" biete, ergänzte er.

Während Hunold den Applaus zentralspanischer Medien einheimst, fühlt man sich an den Rändern verletzt. "Air Berlin verachtet die Verwendung des Katalanischen als offizielle Sprache", titelt die Zeitung El Periódico de Catalunya; eine Plattform für die Verteidigung der katalanischen Sprache rief zu einem Air-Berlin-Boykott auf.

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