Eigentlich ist die New Yorker Fluggesellschaft Jetblue Airways ein Billiganbieter. Doch in den vorderen Reihen des Airbus, der an diesem Herbsttag von New York nach Fort Lauderdale fliegt, können die Passagiere bequem die Beine übereinander schlagen oder noch eine Tasche abstellen.
Nichts wird stören, es ist ja genügend Platz, 38 Inches, also 96,5 Zentimeter, sind es von Rückenlehne zu Rückenlehne. Auf der anderen Seite des Atlantiks hingegen hat die Lufthansa, die an Jetblue beteiligt ist, alle Mühe, den Kunden zu erklären, wieso das Unternehmen den Sitzabstand verringern will.
Die Airline-Welt ist in Unordnung geraten, seit die Billiganbieter die Etablierten gehörig unter Druck setzen. Längst stimmt die Annahme nicht mehr, dass bei den günstigen Anbietern Sitz oder Essen schlechter sind als bei den Lufthansas der Welt, manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall, wie in den ersten acht Reihen auf jedem Jetblue-Flug.
Jedenfalls sind auf Kurzstrecken die Qualität des Essens oder das Platzangebot nicht mehr unbedingt ein Argument, sich für oder gegen Billigflieger zu entscheiden. Auf der Langstrecke gilt auf der anderen Seite: Wer viel Geld ausgibt, der kann heute immer luxuriöser reisen.
Bei Kurz- und Mittelstrecken wurde bis vor wenigen Jahren für Einheitspreise ein ziemlich einheitliches Produkt angeboten. Inzwischen haben aber die Billig-Airlines für eine Revolution namens "à la carte pricing" gesorgt. Auf deutsch: Die Passagiere kaufen ein Basisprodukt, wer Zusatzleistungen will, muss extra zahlen.
Essen und Getränke gibt es in der Regel nicht mehr kostenlos, Fenstersitze können ebenso teurer sein wie das Recht, als Erster einsteigen zu können. Die Billig-Airlines waren äußerst kreativ beim Erfinden neuer Angebote und Gebühren, an der Spitze wie immer Ryanair-Chef Michael O'Leary. Der hat mit seiner Debatte über Toiletten-Gebühren nach allgemeinem Empfinden dann aber deutlich über das Ziel hinausgeschossen.
Vergleichsweise generös ist noch Air Berlin. Es gibt auch auf kurzen Flügen immer Snacks. Auf längeren Reisen können die Passagiere sich gegen Aufpreis ein "Gourmet-Menü" bestellen. Die Frage ist allerdings, wie lange sich Air Berlin kostenlose Wohltaten für die Passagiere noch wird leisten können. Bei der Lufthansa - keine Billig-Airline und derzeit mit einem gehörigen Kostenproblem versehen - gibt es auf innerdeutschen Strecken hingegen nur noch Getränke.
Allein innerhalb Europas existieren bei der Firma sechs verschiedene Servicestufen. Auf Stufe 1 muss es ein Kaffee tun, bei Stufe 6 (ab drei Stunden Flug) können selbst Economy-Passagiere zwischen zwei kostenlosen Menüs auswählen.
Der Sitzabstand auf den Kurz- und Mittelstrecken soll von derzeit 30 bis 32 Inches, also 76,2 bis 81,3 Zentimeter, auf 30 Inches verringert werden. Dadurch will Lufthansa in einem Airbus A320 zwei zusätzliche Sitzreihen und damit 168 statt 156 Passagiere unterbringen. Der Konzern hofft dadurch auf mehr Umsatz. Allerdings sollen neue Sitze mit dünneren Rückenlehnen dafür sorgen, dass wenigstens die Kniefreiheit gleich bleibt.
Auch in Sachen Freigepäck wird Lufthansa knauseriger. Auf den Nordamerika-Strecken müssen die Passagiere künftig für das zweite Gepäckstück, das sie einchecken wollen, 40 Euro oder 50 Dollar extra bezahlen.
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