Süddeutsche Zeitung

London: Notting Hill Carnival:Tanz mit mir, Freund und Helfer!

Beim Notting Hill Carnival feiern die Londoner in bunten Kostümen die karibische Kultur. Nach den Krawallen mischen sich unter die Besucher des Straßenfests auch viele Polizisten, die sich allerdings vor allem gegen Schoko-Munition wehren müssen.

Beim Notting Hill Carnival feiern die Londoner in bunten Kostümen die karibische Kultur. Nach den Krawallen mischen sich unter die Besucher des Straßenfests auch viele Polizisten, die sich allerdings vor allem gegen Schoko-Munition wehren müssen. Die Beatles? Nein, Polizisten unterwegs zum Notting Hill Carnival - einem der größten Straßenfeste in Europa, das alljährlich am letzten Augustwochenende in London gefeiert wird.

Wem die Karnevalsumzüge im Winter zu kalt sind, kann sich hier in ein knappes Kostüm oder farbenfrohen Federkreationen werfen - Hauptsache bunt.

Eine Million Besucher wurden erwartet - die Hoffnungen, die auf das Fest gesetzt wurden, waren groß: Bürgermeister Boris Johnson sagte, die Feier solle die Londoner nach den schweren Ausschreitungen Anfang des Monat wieder zusammenbringen.

Viele Besucher wollten nach den Krawallen bewusst ein Zeichen gegen Gewalt setzen. "Es ist eine Chance zu zeigen, dass wir auch andere Dinge auf der Straße machen und eine schöne Zeit haben können", sagte zum Beispiel der Sozialarbeiter Graham Randall.

Die Polizei hatte allerdings vorgesorgt, sollte die Stimmung kippen.

Bei dem zweitägigen Straßenfest waren etwa 6500 Beamte im Westen Londons im Einsatz - mehr als bei der königlichen Hochzeit im April. Offenbar hatten die Polizisten einen klaren Auftrag: für Ordnung sorgen und ...

... auf gar keinen Fall schlechte Laune verbreiten. Während ...

... leicht bekleidete "Engel" vorbei paradierten und Zuschauer den Anblick ...

... für ihr Fotoalbum festhielten, machten die Beamten ...

... gute Miene zum lustigen Spiel. Bei so viel Bürgernähe bekam die ein oder andere Uniform allerdings ein paar Schokoladenspritzer ab.

Die Polizisten machten aber auch von ihren Sonderbefugnissen Gebrauch: Besucher durften durchsucht und angewiesen werden Kapuzen und Masken abzulegen, sollte die Sicherheit gefährdet sein. Die meisten Teilnehmer hatten sich allerdings für wenig Kostüm entschieden.

Und so verlief das Straßenfest insgesamt weitgehend friedlich: Nach Polizeiangaben wurden am Montag 132 Menschen festgenommen, am Sonntag waren es 82.

Eine Person wurde nach einer Messerstecherei verletzt ins Krankenhaus gebracht. Im vergangenen Jahr waren während des Straßenfestes insgesamt 270 Personen aufgegriffen worden.

Das Festival in Notting Hill fand bereits 1964 das erste Mal statt und war ursprünglich eine Protestveranstaltung gegen die rassistischen Übergriffe auf Einwanderer in dieser Zeit.

Heute bringt der Notting Hill Carnival eine Exotik an die Themse, die nur der Karneval in Rio selbst übertrifft. Und nicht nur Musikbühnen unter freiem Himmel und die farbenfrohen Kostüme gehören zu dem Straßenfest, ...

... sondern auch das exotische Essen und vor allem ...

... das Beschmieren mit Farbe oder Schlamm zu Beginn des Festes. Eine Aktion mit langer Tradition im karibischen Karneval, mit der das Ende der Sklaverei gefeiert wird.

In London hofft man nun, dass das bunte, friedliche Straßenfest so etwa wie einen Endpunkt der Unruhen darstellt. Zumindest der Sozialarbeiter Graham Randall ist optimistisch: "Es heilt die Wunden der Krawalle."

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sueddeutsche.de/dapd/AFP/Katja Schnitzler, Anna Fischhaber
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