Süddeutsche Zeitung

Legendäre Reiseroute:Die Spur der Seide

Eine Schlange soll schuld sein, dass einst die Frau des chinesischen Kaisers den glänzenden Kokon der Seidenraupe entdeckte. Doch nicht nur der kostbare Stoff machte die legendäre Seidenstraße, die von China bis ans Mittelmeer führt, berühmt.

Anna Fischhaber

Sandwüsten, Gebirge, Bauten aus Tausend und einer Nacht: Insgesamt 10.000 Kilometer ist die Seidenstraße lang, die von China bis ans Mittelmeer führt. Die Seidenstraße gilt als eine der ältesten Handelsrouten der Welt. Lange bevor Marco Polo hier entlang gereist sein soll, wurde in China die kostbare Seide entdeckt. Der Legende nach soll Lei Zu, die Frau des chinesischen Kaisers, bei einem Spaziergang vor etwa 5000 Jahren vor einer Schlange in einen Maulbeerbaum geflüchtet sein - und dort die nicht gerade anmutige Seidenraupe und ihren Kokon aus glänzenden Fäden entdeckt haben.

Die erste Karawane mit dem schimmernden Stoff soll um das Jahr 100 vor Christus von Chinas alter Hauptstadt Chang'an, heute Xi'an, Richtung Mittelmeer gestartet sein. Ein echtes Abenteuer. Denn das Geflecht aus Handelsstraßen führte durch die riesige Takla-Makan-Sandwüste und über die schneebedeckten, oft über 4000 Meter gelegenen Pässe des Pamir-Gebirges.

Heute ist es leichter denn je, auf der Seidenstraßezu reisen. Auch wenn man einige Länder entlang der Route aufgrund der Sicherheitslage meiden sollte. Schwierig bleibt die Entscheidung, wohin die Reise gehen soll. Entlang der insgesamt etwa 10.000 Kilometer langen Handelsroute warten zahlreiche Schätze - wie diese chinesische Höhlenmalerei. Doch wer die gesamte Seidenstraße abklappern will, braucht noch immer Monate.

Wer auf den Spuren Marco Polos reisen will, ist im mongolischen Karakhoto, der Schwarzen Stadt, richtig - das einstige Handelszentrum gilt als eine der bedeutendsten Ruinenstädte entlang der Seidenstraße, das der Entdecker als Edzina beschrieb. Eine Reise in die Takla-Makan-Wüste ist wegen des Klimas noch immer beschwerlich. Dafür lässt sich die Wüste wie in früheren Zeiten erleben: per Kamelkarawane.

Eine der bequemsten Routen führt per Sonderzug durch Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan. 4300 Schienenkilometer, zwei Wüsten und drei Länder in zwei Wochen. Unter anderem passiert man den Registan-Platz im usbekischen Samarkand, der mit seinen drei prunkvollen Koranschulen zu den imposantesten Plätzen der Welt gehört.

Hier kontrastieren protzige Herrscher-Statuen wie die von Turkmenbaschi mit kunstvollen Bauten aus Tausend und einer Nacht.

Die Menschen pflegen noch ihre alten Kulturtradition und ihren Glauben. Denn nicht nur Händler, auch Missionare und Pilger nutzten die Seidenstraße - und trieben die Verbreitung der Religionen voran: Der Buddhismus gelangte so von Indien nach China, das Christentum verbreitete sich gen Osten.

Künstler lassen den Mythos Seidenstraße wiederaufleben. Bis heute zieht die uralte Handelsroute eine wachsende Zahl von Individualreisenden in abgelegene Regionen in Zentralasien.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1132317
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/afis
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.