Legendäre Reiseroute "Camino Inca":Stapfen wie die Inka

Pässe in höchsten Höhen, Schluchten mit Tropenwäldern und rätselhafte Ruinen - der aufregendste Weg nach Machu Picchu führt über den Pfad, den schon die Inka benutzten. Reise in ein untergegangenes Reich.

Anna Fischhaber

Schweiß brennt in den Augen, der Rucksackriemen drückt und das Atmen fällt in der ungewohnten Höhe schwer. Vom Rio Urubamba schraubt sich der Weg hinauf zu schneebedeckten Gipfeln und wieder hinunter bis fast zum Regenwald. Auf der letzten Steinstufe präsentiert sich dem Besucher das Meisterwerk des Inkareichs in all seiner Pracht: Machu Picchu. Die schönste, aber auch anstrengendste Art, die rätselhafte Ruinenstadt für sich zu erobern, führt über den Pfad, auf dem schon die Inka dorthin gelangten: über den "Camino Inca".

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Die Inka hätten auch dem Tal folgen können, doch als Hochlandbewohner wählten sie den Weg über die Berge.

(Foto: sueddeutsche.de / S. Kaiser)

Knapp 40 Kilometer lang ist dieser Abschnitt des uralten Wegenetzes der Inka, der als einer der abwechslungsreichsten Wanderwege der Welt gilt. Er führt über bucklig gepflasterte Pfade und in den Fels geschlagene Treppen, durch meterlange Tunnel, entlang tropisch überwucherter Berghänge und durch karges Hochland.

So war es früher:

Vom 13. bis 16. Jahrhundert vergrößerte sich das Reich der Inka dank ihres Eroberungsdrangs und ihres Talents zur Organisation schnell. Wie ein Spinnennetz überzog ein weit verzweigtes Straßensystem das Herrschaftsgebiet. Mehrere zehntausend Kilometer umfasste das Wegenetz von Kolumbien über Peru, Ecuador, Bolivien und Argentinien bis nach Chile. Auf diesen Pfaden marschierten Inka-Soldaten durch das Riesenreich, überbrachten Staffelläufer in rasantem Tempo ihre Nachrichten. Aber auch Händler nutzten sie, um auf Lamas Waren zu transportieren.

Einer der wichtigsten Pfade führte von der ehemaligen Hauptstadt Cusco nach Machu Picchu. Die Inka hätten auch einfach dem Tal des Rio Urubamba folgen können, doch als Hochlandbewohner wählten sie den Weg über die Berge. Jahrhundertelang lag der "Camino Inca" unter wildwuchernden Pflanzen begraben, bis1942 eine schwedische Expedition den Pfad wiederentdeckte und er nach und nach freigelegt wurde.

So ist es heute:

Auf vielen Abschnitten des Trails können Wanderer noch erahnen, wie er zu Zeiten der Inkas ausgesehen haben könnte. Wer nach mythischen Erlebnissen in der Einsamkeit des Hochgebirges sucht, muss sich darauf einstellen, dass er diese nicht für sich allein genießen wird: Der Trail gehört zu den beliebtesten Wanderwegen in Südamerika. Je näher man an Machu Picchu herankommt, desto öfter säumen Andenkenstände den Weg. Die Unesco hat die von Touristen bevölkerte Ruinenstadt vor einigen Jahren für eine Weile auf die Rote Liste des bedrohten Welterbes gesetzt. Ein Warnschuss an die peruanische Regierung, die geplant hatte, eine Seilbahn zu errichten, um den Zugang zu vereinfachen. Im Fall des ebenso legendenumwobenen Inka-Trail hat die Regierung bereits reagiert und einen Regel-Katalog erlassen.

Regeln für Wanderer

Auf eigene Faust darf kein Tourist loslaufen, die Wahl von anerkannten Reiseagenturen ist vorgeschrieben. Um das ständig wachsende Müllproblem einzudämmen, hat die Regierung die Zahl der Wanderer auf 500 pro Tag begrenzt. Dabei wird das gesamte Versorgungsteam eingerechnet: der Bergführer, die Träger und der einheimische Koch. Auf zehn Touristen kommen so nochmals 15 Helfer. Der Wanderer selbst trägt einen Tagesrucksack mit der wichtigsten Ausrüstung. Dazu gehört neben Sonnenschutz auch warme Kleidung. Zwar brennt tagsüber die Hochlandsonne, doch nachts kann es bitterkalt werden

Die Wanderung auf dem holprigen Inkapfad dauert mehrere Tage und führt über die schneebedeckten Hänge des Salkantay. Wanderschuhe und gute Kondition sind zwingend erforderlich. Man kann die Tour auch abkürzen und unterwegs ein- und aussteigen. Die beliebteste Route beginnt am Rio Urubamba, dauert in der Regel vier Tage und passiert zahlreiche Ruinen aus der Inkazeit. In der Hauptsaison von Juni bis August ist der Weg schon Monate im Voraus ausgebucht. Von Dezember bis Mai ist weniger los, allerdings regnet es dann viel und die Wege können rutschig sein.

Der Massentourismus hat aber auch seine Vorzüge: Es gibt unterwegs Zelte zum Übernachten und wer seinen Schlafsack vergessen hat, kann gegen Gebühr eine Decke mieten. Wem das zu viel Komfort ist, der weicht einfach auf den alternativen Inkapfad von Choquequirao nach Aguas Calientes aus. Dieser ist noch relativ unbekannt, zahlenmäßig nicht beschränkt - und bietet ebenfalls schöne Panoramen und interessante Ruinenanlagen.

Informationen:

Anreise: ab Lima und Arequipa nach Cusco. Eisenbahn: Cusco - Qoriwayrachina (km 88) und Machu Picchu - Cusco (Rückfahrt, 110 km, 4 Std.)

Saison und Uhrzeiten: Im Februar ist der Inkapfad geschlossen, die besten Wandermonate sind von Juni bis September. Zwischen 19.00 Uhr und 05.30 Uhr ist das Wandern nicht erlaubt.

Länge: 39 Kilometer lange Trekking- und Camping-Tour. Die längere Strecke beginnt in Qoriwayrachina, bei Kilometer 82 der Eisenbahnlinie von Cusco nach Agua Calientes und endet in der Zitadelle der Ruinenstadt. Von dieser Route aus zweigt ein Weg zu einem Rundgang um das Massiv des Salkantay (6264 Meter) ab.

Schwierigkeitsgrad: mittel

Übernachtungsmöglichkeiten: Auf der Strecke gibt es Camps, es wird in Zelten geschlafen.

Ausrüstung: Sonnenschutz, warme Kleidung, Schlafsack, hohe Wanderschuhe

Voraussetzungen: In der Hauptreisezeit von Juni bis August sollte man die geführte Tour mindestens drei bis fünf Monate im Voraus buchen. Besucher müssen außerdem darauf achten, dass ihr Reisepass zum Zeitpunkt der Wanderung noch mindestens sechs Monate gültig ist. Ohne gültige Reisepassnummer kann der Reiseveranstalter keine Reservierung für eine Wanderung vornehmen.

Vorschriften: Auf dem Inkapfad ist es ausdrücklich verboten Abfall wegzuwerfen, Lagerfeuer zu entzünden oder mit Holzfeuern zu kochen, in den archäologischen Stätten zu übernachten und Pflanzen, Blumen, Insekten oder anderer Tiere zu sammeln.

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