Landgang mit Rad:Immer genug Saft

Ausflug per Fahrrad statt im Bus: E-Bikes machen es selbst bequemen Passagieren leicht, Land und Leute kennenzulernen. Sportlichere gehen mit Profis auf Tour.

Von Verena Wolff

Fahrradguide Thomas redet im Hafen von Dubrovnik nicht lange um den heißen Brei herum: "Seid bitte vorsichtig, wenn ihr auf die Räder steigt" - man sei in Südeuropa, und die Autofahrer hier betrachteten Radfahrer auf den Straßen eher als Hindernis. Zwei Mal 20 Kreuzfahrer schwingen sich beim Landgang in Dubrovnik auf die Pedelecs - die bordeigenen Elektrofahrräder. Robust, einfach zu bedienen, mit dem nötigen Schub in der hügeligen Umgebung des Hafens.

Auf dem Programm steht Dubrovnik - die Stadt und ihre Umgebung. Viereinhalb Stunden soll die Tour dauern, sie überwindet 250 Höhenmeter und ist ansonsten sehr angenehm zu fahren. Zunächst geht es im Schatten der Felsen vom Hafen aus Richtung Osten, entlang eines der kürzesten Flüsse Europas, der Ombla. Die Sonne strahlt vom stahlblauen Himmel, im ruhigen Wasser liegen ein paar Boote vor Anker, die Binsen wiegen sich gemächlich im Wind.

Die Bergkette trennt das schmale Stück Kroatien hier von Bosnien-Herzegowina. Am nördlichen Ufer führt der Weg zurück. Und dann kommt die erste Bergetappe: Es geht die Lozica, die Küstenstraße, hinauf. Und immer weiter hinauf führt sie schließlich auf die größere Nationalstraße 8. Und dann stehen die Radler auch schon vor der Franjo-Tuđman-Brücke, 518 Meter lang überspannt sie die Mündung der Ombla in die Adria.

Landgang mit Rad: Erst mal eine Testfahrt: Ein Kreuzfahrtpassagier nimmt sein Rad für den Landausflug in Empfang.

Erst mal eine Testfahrt: Ein Kreuzfahrtpassagier nimmt sein Rad für den Landausflug in Empfang.

Schon von hier sieht man die Aidablu, die für den Tag im Hafen vor Anker liegt. Doch Guide Thomas kennt einen weit besseren Platz fürs Foto. Der Weg dorthin führt noch einmal steil bergauf - gut, dass es den Turbomodus als Aufstiegshilfe gibt. Der beste Fotospot ist eine kleine Ausbuchtung am Straßenrand, alle Radfahrer zücken die Handys. Kreuzfahrer mit Schiff, im Hintergrund das tiefblaue Meer: Das sollte Freunde und Verwandte angemessen neidisch machen. Und weiter geht's den Srđ entlang. Der Berg gehört zu den Dinarischen Alpen und ist nur 412 Meter hoch. Von hier kann man auf die berühmte und oft überlaufene Altstadt von Dubrovnik hinabschauen.

Vor dem Eingang in Dubrovniks Altstadt werden alle Räder zusammengeschlossen - auch die anderen Gruppen haben sich inzwischen hier eingefunden. Und dann geht es zu Fuß weiter durch das Pile-Tor und in die malerische Innenstadt, die während des Kroatienkrieges unter schwerem Beschuss lag. Zu sehen ist davon heute allerdings kaum noch etwas.

Der Spaziergang auf der begehbaren, knapp zwei Kilometer langen Mauer dauert fast zwei Stunden. Der Rückweg zum Schiff durch die Neustadt ist kein großes Ereignis mehr - sieht man von Lärm, zu viel Verkehr und schimpfenden Lkw-Fahrern ab. Bis hierher war es eine schöne, entspannte Tour - doch auf dem eigentlich recht kurzen, aber verkehrsreichen Weg heißt es nur noch: Augen zu und durch.

Dennoch: Die Radtouren sind ein Erlebnis. Jeder Passagier kann sich seine Reise zu einer Radkreuzfahrt ausbauen, denn auf dieser Route von Venedig über Kroatien nach Griechenland stehen jeden Tag Ausflüge per Fahrrad auf dem Programm, in Venedig, in Split, in Dubrovnik, in Korfu, auf Santorin und auch auf Kreta. Das Pedelec ist dabei die komfortabelste Variante, vom Schiff aus kleine Dörfer und die abwechslungsreichen Landschaften der Mittelmeerländer zu erleben. Das E-Bike ermöglicht es auch älteren und weniger trainierten Passagieren, all das nicht nur aus dem Busfenster zu betrachten. Bei den Bergen der griechischen Inseln muss man sogar mit dem sehr guten Stromkontingent der Räder haushalten, um für den letzten Anstieg noch genug Saft zu haben. Neben den Stromern sind herkömmliche Fahrräder an Bord - für die ebenen Strecken wie etwa den Lido in Venedig. Oder eben für jene Kreuzfahrer, die gut im Tritt sind.

Für konditionsstärkere Passagiere hat die Reederei das "Bike Camp" entwickelt, das bislang allerdings erst ein Mal stattgefunden hat: sportliche Herausforderungen und Betreuung durch einen Radprofi. Wer möchte, bringt das eigene Rad mit, der Transport in einer speziellen Box ist auf dem Flug gewährleistet, zudem gibt es Testrennräder.

Die Tagesetappen sind dabei allerdings etwas härter als bei einer normalen Tour: "Korsikas Berge (100 Kilometer, 2000 Höhenmeter)" oder auch "Teneriffa: Höhenzug rund um Santa Cruz (100 Kilometer, 1200 Höhenmeter)" standen da etwa auf dem Programm. Vorhaben für echte Radsportler - aber wer weiß? Vielleicht steigen einige Kreuzfahrer ja auch auf Rennrad und Klickpedale um.

Hinweis

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und/oder Tourismus-Agenturen.

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