Der seit mehr als drei Wochen andauernde Vulkanausbruch auf La Palma hält die 85 000 Bewohner der kleinen Kanareninsel weiter in Aufregung. Nachdem am vergangenen Samstag die Nordflanke des Vulkankegels im Gebirgszug Cumbre Vieja eingestürzt war, wurden bisher noch nicht betroffene Landstriche von Lava bedeckt. Etwa 700 Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Ein Gewerbegebiet mit Zementfabrik war in Brand geraten, es entwickelten sich jedoch keine giftigen Gase. Die Lava bedeckt inzwischen mehr als 500 Hektar der Insel, ein Strom hat es bis ans Meer geschafft, wo gefährliche Gase entstehen können. 1200 Gebäude wurden bis dato zerstört, 6000 Menschen mussten an sichere Orte gebracht werden, niemand kam bisher zu Schaden.
Indes wurde der vergangene Woche eingestellte Flugbetrieb auf dem Insel-Flughafen wieder aufgenommen, wie die Betreibergesellschaft Aena mitteilte.
Obwohl nur ein kleiner Teil der Insel betroffen ist, hat der Vulkanausbruch Auswirkungen auf den Tourismus. Zwischen 60 und 80 Prozent der Buchungen für Oktober seien storniert worden, sagte der spanische Abgeordnete des Europaparlaments, José Ramón Bauzá, der Nachrichtenagentur Europa Press. Der Tourismusbeauftragte von La Palma, Raúl Camacho, bemühte sich, Bedenken zu zerstreuen: "La Palma ist eine sichere Insel, auf der nur zehn Prozent der Fläche von dem Vulkan betroffen sind, und die Reiseverbindungen sind sicher." Wegen der bis in 3,5 Kilometer Höhe reichenden Rauch- und Aschesäule mussten Fluggesellschaften vergangene Woche einige Flüge absagen. Dies kann jederzeit wieder notwendig sein. La Palma ist aber auch in einer vierstündigen Fährfahrt von Teneriffa aus zu erreichen.
Deutsche Reiseveranstalter reagieren flexibel auf die sich täglich ändernde Lage. So behält etwa der Veranstalter Wikinger Reisen eine diesen Donnerstag geplante Abreise einer Wandergruppe nach La Palma bei. "Die Situation ist dynamisch", sagt Wikinger-Sprecherin Eva Machill-Linnenberg, "aber Stand heute fliegt die Gruppe hin, da der Flughafen ganz normal in Betrieb ist." Die überwiegende Mehrzahl der Gäste habe nicht umbuchen oder stornieren wollen. Man habe die Wandertouren an die Situation angepasst, denn es gebe auf der ganzen Insel vielfältige Wandermöglichkeiten. Es seien im Herbst und Winter noch einige Reisen nach La Palma geplant. "Wir gucken jetzt jeden Tag, was möglich ist."
Das Auswärtige Amt rät von Reisen ab, aber es gibt keine Reisewarnung
Der Veranstalter Studiosus hat hingegen eine Rundreise, die am 25. Oktober auch nach La Palma führen sollte, umgeplant, sodass die Gäste stattdessen drei Tage auf Teneriffa verbringen. Eine für Anfang November geplante Reise mit einwöchigem Aufenthalt auf der Insel könne man "aufgrund der Schäden an der Infrastruktur und der vielen Sperrzonen" nicht durchführen, schrieb der Veranstalter. Wegen möglicher giftiger Gase und Ascheregens rät das Auswärtige Amt derzeit von nicht notwendigen touristischen Reisen nach La Palma ab. Das ist jedoch keine Reisewarnung, bei der es im Allgemeinen möglich ist, Reisen kostenlos zu stornieren. Sonst kann man dies nur tun, wenn die Durchführung der Reise "erheblich" beeinträchtigt ist, also größere Teile des gebuchten Urlaubs nicht durchführbar sind.
Da die Insel vor allem für Natur- und Wanderreisen und nicht zum Baden besucht wird, spielt sie für große Veranstalter keine entscheidende Rolle. Deren Angebote auf den großen Nachbarinseln Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura würden vor allem für den kommenden Winter stark nachgefragt, teilte etwa die Tui mit. Aber auch bereits jetzt im Herbst gebe es ungeachtet des Vulkanausbruchs viele Buchungen.