Kuriose Durchsagen bei der Bahn:"Denken Sie an Pinguine"

Yellow-Eyed Penguin

Fühlen sich Passagiere beim Ausfall der Zug-Klimaanlage wie in der Wüste, weiß der gewitzte Zugführer Rat.

(Foto: Penguin Place / New Zealand Tourism)

Klimaanlage ausgefallen! Kein Problem, oder? Durchsagen bei der Bahn sind in einem internen Handbuch festgelegt und weitgehend langweilig. Zum Glück halten sich nicht alle daran.

Von Thomas Öchsner

Bei der Deutschen Bahn gibt es für alles Regeln. Auch die Durchsagen in Zügen sind geregelt. Ein internes Handbuch legt genau fest, was die Zugführer - nur die dürfen normalerweise ins Mikrofon sprechen - am besten sagen und was lieber nicht. So sollen sie zum Beispiel auf blumige Formulierungen und "Bahndeutsch" verzichten, wobei was Bahndeutsch ist, immer noch der Staatskonzern bestimmt, sonst würde es ja keine "Unterwegs-Bahnhöfe" geben.

Glücklicherweise brechen aber immer wieder Bahn-Mitarbeiter solche Regeln und zaubern den Reisenden ein Lächeln auf die Gesichter, wenn auf einmal solche Sätze zu hören sind: "Soeben ist unsere ofenfrische Brezelverkäuferin zugestiegen. Sie möchte Sie im Speisewagen gerne erwarten." Oder ein Zugführer sagt: "Die Weiterfahrt verzögert sich, da ein Mädchen in der Tür steht, weil ihre Freundin sich eine Currywurst holen will."

Solche und ähnlich kuriose Durchsagen sind eigentlich zu schön, um sie denjenigen vorzuenthalten, die nicht gerade im Zug mithörten. Das dachte sich der Journalist Marc Krüger. Der 34-Jährige lässt sich von Bahnkunden seit einigen Jahren lustige, makabre oder abseitige Durchsagen zuschicken und verbreitet die besten über Facebook und den Kurznachrichtendienst Twitter unter "Bahn-Ansagen". Gut 24 000 Mitlesende hat er bereits bei Twitter. Bei Facebook gefällt fast 12 000 Leuten seine Seite. "Ich finde, solche Ansagen sind als Stimmungsbringer unterschätzt. Menschen mögen es einfach, wenn es ein bisschen menschelt", sagt er.

Wie nicht anders zu erwarten, geht es dabei um typische Bahn-Probleme, wie die Klimaanlagen, die im Sommer gerne mal schlappmachen. Mancher Zugführer probiert es dann mit Ironie: "Wegen eines Defekts hat dieser Zug zwei Klimazonen: vorne mollig warm, hinten schockgefrostet." Mancher bemüht sich um einen Witz: "Mein Name ist Michael, und ich leite heute den Aufguss." Oder es wird mehr oder weniger gelungen getröstet: "Denken Sie an Pinguine. Dann ist die kaputte Klimaanlage nicht so schlimm."

Verspätungen sind notgedrungen ein anderes beliebtes Thema bei Krügers gesammelten Bahn-Ansagen. Ein Missstand, bei dem auch die Zugführer der Verzweiflung nahe sind. Davon zeugen solche Durchsagen: "Ich würde Ihnen gerne erzählen, warum wir hier stehen. Aber mir erzählt auch keiner was." Andere verkünden unfreiwillig komisch die nackte, nicht selten bittere Wahrheit: "Eine wichtige Information zu Ihrer Reise mit dem ICE nach Zürich: Sie endet heute in Hamburg-Harburg."

Natürlich versucht sich mancher Mikro-Mann auch als Witzbold. Das geht dann etwa so: "Müll und Ehemänner bitte nicht im Zug zurücklassen", so: "Bitte nicht an den Knöpfen im Schaltschrank spielen. Sie gehen bei McDonald's ja auch nicht an die Fritteuse", oder so: "Wir möchten das junge Paar in Wagen 33 darauf hinweisen, dass die Toiletten leider nicht paarungsgeeignet sind."

Die bei Twitter und Facebook am häufigsten empfohlenen Sprüche kürt Krüger zur "Bahn-Ansage des Monats". Im Juni schaffte das diese deutsch-englische ICE-Durchsage: "For Anschluss-Connections please listen to the Lautsprecheransagen."

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