Küste von Maine:Eine Welt in Grün und Blau

Fahren, Schauen, Baden und Schlemmen an der Küste von Maine: ein Ausflug nach Portland und durch die abwechslungsreiche Küstenlandschaft. Maine hat ein ganz spezielles Parfüm.

Von Eva-Elisabeth Fischer

Nicht dass Queen Victoria je in Maine gewesen wäre. Nur der Baustil all der pittoresken Holzhäuser landauf, landab, in der boomenden Hauptstadt Portland wie nahe den Marschen der Naturparks ist nach der englischen Königin benannt.

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In Portland werden sie nach und nach restauriert, diese außen schlichten, innen überraschend geräumigen und gemütlichen Häuser aus dem späten 19. Jahrhundert.

Sie bekommen einen neuen Anstrich, stets pastellfarben, zartgelb, resedagrün, babyblau und rosa, natürlich. Weil sie renoviert werden, ist nunmehr auch der Osten der Stadt begehrt, dort wo der alte Hafen liegt, dank seiner zahlreichen Kneipen besonders bei den Besuchern begehrt, wo ausrangierte Bohrinseln darauf warten, überholt zu werden, wo eine der zahllosen Eilande im Küstenbereich in üppigem Grün hinüber grüßt.

Im Westen thronen die Villen in sorgfältig getrimmten Gärten, da haben schon immer die besseren Leute gewohnt, im Osten hingegen die weniger begüterten Arbeiter und Handwerker. Jetzt gleicht sich das allmählich aus - auch weil man von hier den vorzüglichen Blick auf die Bucht und das Wasser hat.

Und weil ganz in der Nähe der Hafen mit seinen vielen Restaurants liegt und das neue Zentrum der Stadt, wo eine Reihe von Geschäften so etwas wie Boutiquen-Chic zu suggerieren versuchen, worauf die Einwohner von Portland mächtig stolz sind.

Es gelingt noch nicht ganz, das mit der souveränen Weltläufigkeit im eher schläfrigen Portland mit seinen 200.000 Einwohnern. Aber immerhin, die Stadt gilt als tolerant; sie nahm in den vergangenen Jahren etliche Gestrandete auf, aus Korea zumal, und Kosovo-Albaner. Auch einen Schwulen-Chor gibt es dort und ein jährliches Gay Pride Festival - keine Selbstverständlichkeit im puritanischen New England.

Das hügelige Portland ist dennoch selbst nicht unbedingt eine touristische Attraktion. Etliche Neugierige zieht es an einen ganz anderen Ort, an der Küste südlich der Stadt mit einem wahrhaft putzigen Namen. Sie fahren nach Kennebunkport, weil dort der Präsident seinen Familiensitz hat.

Aber noch viel mehr wollen nicht zu George W. Bush, sondern zu L.L. Bean, Erfinder der berühmten Gummischuhe und einer der größten Sport- und Freizeitartikelhersteller der USA, dessen gigantischer Outletstore in Freeport bei Portland zu finden ist.

Die Hauptstadt also gibt, auch dank einer Reihe neuer Hotels, einen prächtigen Ausgangspunkt für Ausflüge ab. Mangelnde Urbanität wird allemal durch die Naturschönheiten drumherum wettgemacht.

Maine, das Ferienland, das vacation county - die PR-Leute lügen nicht in diesem Fall. Die ungewöhnliche Mischung aus Landschaften macht eine Küstenfahrt zu einem nicht alltäglichen Erlebnis.

Und die Atlantikküste ist doch Maines Kapital. Sie ist abwechslungsreicher und deshalb reizvoller die meisten anderen. Deshalb lohnt es sich, sie zu erforschen auf dem Weg von New York City nach Kanada.

Führe man jeden Zacken, jede Kurve der von unzähligen Fjorden zerklüfteten Küste aus, so legte man angeblich 18.000 Kilometer zurück. In Stunden hat diese Distanz offenbar noch niemand umgerechnet. Aber selbst geringe Entfernungen kosten Zeit, weil in den Parks die Geschwindigkeit auf 25 Meilen die Stunde limitiert ist.

Das ist auch auf der Insel von Georgetown jenseits der Sagadahoc-Brücke so, im Ozeanpark, oder im Reid State Park, der zwei köstliche Sandstrände, den Mile und den Half Mile Beach, parat hält, umsäumt von dramatisch zerklüfteten Felsinselchen.

Eine Welt in Grün und Blau

Bei weit geöffnetem Wagenfenster lässt sich der Pinienduft ohne Reue genießen. Das gehört dazu, denn Maine ist ja der Pine Tree State. Und inmitten der Pinienwälder und -haine, seltsam genug, Moore, sanftgrün und gelb wie aus dem Märchen, die man anheimelnd fände, stakten da nicht bedrohlich schwarze Baumgerippe in den Himmel.

Küste von Maine: Carrabessett Herbst

Carrabessett Herbst

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Nein, es empfiehlt sich nicht auszusteigen. Nicht etwa, weil man dann vielleicht in einem Tümpel versänke. Es ist besser, bis zur Küste im Auto zu bleiben, wenn man vergessen hat, sein "Maine-Parfum" anzulegen - will heißen, reichlich Insektenspray. Auch auf den großzügigen Picknick-Plätzen beim Strand fressen einen die Mücken auf. Nur auf den Felsen und auf dem feinen Sand hat man vor ihnen Ruhe wegen des Windes. Und natürlich im Wasser.

Priele schlängeln sich durch die Salzmarschen an den Strand, münden dort nicht direkt ins Meer, sondern unterhalb einer Düne in ein breites, rasch fließendes Gewässer, einen Fluss.

Wenn die Flut kommt, spült er Muscheln und rosa Krabben zurück ins Meer. Und angesichts der kleinen gezackten Scheren kommt einem unwillkürlich der landestypische Seufzer über die Lippen: lob-ster, lob-ster.

Am Ende der Route 127, etwa 45 Fahrminuten vom Badestrand entfernt, liegt ein winziges Dorf namens Five Islands, ein Flecken, so malerisch wie aus einem Werbeprospekt. Ebendort befindet sich die Five Islands Lobster Company.

In einer Holzbaracke stehen die Menschen an, begrüßen auch Fremde mit freundlichem Maine-Singsang, How yar doin', bestellen ihre Hummer pfundweise, Clams und Kartoffeln dazu und Butter. Das trägt dann die Frau des Fischers alles hinaus an die Tische und vergisst, fürsorglich wie sie ist, das Insektenspray für ihre Gäste nicht.

Von Fingern und frisch geernteten roten Kartoffeln und Hummerschwänzen tropft bald schon die Butter. Dann unbedingt noch ein Stück selbstgebackenen Blaubeerkuchens. Das muss sein, damit die Maine-Trias vollkommen ist, von wegen Pinien, Hummer und Blaubeeren. Fast vollkommen.

Dann dazu muss auch noch die Sonne untergehen über der Bucht mit ihren weißen Bötchen und den Inseln, die dem Dorf den Namen gaben. Die Dorfjugend bleibt auf den Ladeflächen der Pickups beim Dosenbier. Die Band am Bootssteg spielt Cha-Cha-Cha, wozu ein paar Alte tanzen.

Die Zeitmaschine hat einen just fünfzig Jahre zurück gebeamt in ein Samstagabend-Idyll in der Küstenprovinz. Das Auto aber bringt einen zurück nach Portland, in die Stadt, die am liebsten schon fünfzig Jahre weiter wäre.

Informationen

Anreise: Mit US Airways Direktflug von München nach Portland (Maine) für 718,38 Euro; mit Delta Airlines ab 1157,29 Euro (alles inkl. Steuern und Buchungsgebühren)

Weitere Auskünfte: www.maine.gov/portal/visiting (Informationen zu Kultur, Festivals, Unterkunft, Shopping)

www.visitportland.com

www.portland.com (Seite der Lokalzeitung Press Herald)

www.visitmaine.com (offizielle Seite des Tourismusbüros Maine)

Maine Office of Tourism, 189 State St., Augusta, ME 04333

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