Süddeutsche Zeitung

Kühle Klettersteige:Nah am Wasser gebaut

Bei 40 Grad in einer Felswand hängen, das kann nur etwas für Masochisten sein - oder für Genießer. Kühle Klettersteige für die heißen Tage.

Von Stefan Herbke

Klettersteig Rosina: Sportlicher Eisenweg in Ramsau am Dachstein

Im Sommer 2014 wurde der Rosina-Klettersteig eröffnet. Er ergänzt das Angebot der längst zu den Klassikern zählenden Klettersteige Hias und Siega im Silberkar oberhalb von Ramsau am Dachstein. Und auch der Rosina erfüllt alle Voraussetzungen: fester Fels, tolle Linienführung, beeindruckende Tiefblicke in die Klamm - und eine verlockende Aussicht zur traumhaft gelegenen Silberkarhütte.

Der Zustieg ist kurz und ideal für heiße Sommertage. In der Silberkarklamm (Eintritt gegen knapp drei Euro Gebühr) ist es immer angenehm kühl und auch die ersten Meter im Klettersteig liegen noch im Schatten, zumindest wenn man zeitig genug aufbricht. Aber keine Angst, frieren muss hier keiner, gleich von Beginn an geht es zur Sache. Auf einer wackeligen Seilbrücke balanciert man über den schäumenden Bach und damit an den Fuß einer nahezu senkrechten Felswand auf der gegenüberliegenden Seite der Klamm. Dort zieht sich das Drahtseil kraftraubend über die steile Wand empor.

Nach einer leichten Querung wird es erneut anstrengend: Beinahe senkrecht führt der Steig über eine glatte Felswand hinauf, bei der man um jeden künstlichen Tritt froh ist - eine eindrucksvolle Passage mit tollem Blick in die Klamm. Durchweg schwer geht es weiter bis zum Ausstieg, wobei gelegentliche Ausblicke zur Silberkarhütte und damit zur verdienten Einkehr helfen, letzte Kraftreserven zu mobilisieren. Dort darf man Arme und Beine ausstrecken und die Rast unter einem schattenspendenden Baum genießen.

Fazit: Schwerer, teils kraftraubender, wenn auch kurzer Klettersteig mit schöner Linienführung und luftigen Blicken in die Klamm.

Zeit: 1 Std. 50 Min., Schwierigkeit: D, Infos: www.ramsau.com

Das geht ja gut los. Vor den Augen vieler Wanderer, die von Umhausen zum größten Wasserfall Tirols spazieren, müssen die Klettersteiggeher auf einer schaukelnden Seilbrücke einen reißenden Bach queren. Unter Beobachtung steht man auch beim Finale des 450 Meter langen Klettersteigs, der überaus kurzweilig eine Felswand quert und dabei spektakuläre Aus- und Tiefblicke ermöglicht. Das Schlussstück führt direkt neben dem gewaltigen, 159 Meter hohen Stuibenfall über die Felsabbrüche hinauf. Wenn der Wind richtig steht, bekommt man sogar etwas von der Riesendusche ab.

Auch wenn der Steig bestens abgesichert ist und reichlich künstliche Tritte und Griffe vorhanden sind, das Getöse des Wasserfalls und der Blick auf die schäumende Gischt sind ungewohnt. Nervenkitzel pur ist der Abschluss: Mutige queren direkt oberhalb des Wasserfalls überaus luftig den Bach, der unter den Füßen in die Tiefe stürzt - anerkennende Blicke der vielen Schaulustigen, die von Plattformen aus den Wasserfall und die Klettersteiggeher beobachten, sind gewiss.

Fazit: Wunderschöner und daher zu Recht sehr beliebter Klettersteig mit einmaligen Blicken auf den größten Wasserfall Tirols.

Zeit: 3 Std. 30 Min. bis 4 Std. ab Parkplatz Ötzidorf/Badesee (gebührenpflichtig), Schwierigkeit: C, Infos: www.oetztal.com/klettersteig-stuibenfall

An heißen Sommertagen muss man auf den Klettersteigen über dem Gardasee früh dran sein oder erst spät nachmittags starten, ansonsten wird man in den sonnigen Felswänden regelrecht gegrillt. Oder man wählt die Ferrata Rio Sallagoni, die unterhalb von Drena durch eine versteckte Schlucht führt.

Nur wenige Meter sind es vom Parkplatz bis zum Einstieg. Dennoch ist der Taleinschnitt mit dem Klettersteig erst zu sehen, wenn man direkt davor steht. Der kleine Bach und die schattige Schlucht sorgen für angenehme Temperaturen - und das straff gespannte Drahtseil und die künstlichen Tritte dafür, dass man die glattpolierten Felswände überhaupt entlang klettern kann. Ohne die Sicherungen würde man es keinen Zentimeter nach oben schaffen. Natürliche Tritte und Griffe gibt es nicht.

Der Steig leitet tief in die Schlucht, mit jedem Meter wird es enger, dunkler und spannender. Manchmal können die Arme beide Wände gleichzeitig berühren. Die Schwierigkeit des Steigs ist überschaubar, der immer knapp oberhalb des Baches an den Wänden entlang führt. Dennoch erfordern einige Passagen mit teils großen Klammer-Abständen Kraft, vor allem beim Umhängen der Karabiner. Und bei den beiden Seilbrücken ist etwas Überwindung gefragt.

Nach der zweiten Seilbrücke führt ein Ausstieg hinauf zum Castello di Drena, geübte Geher können der Schlucht aber bis zu ihrem Ende folgen. Ein Drahtseil gibt es nun allerdings nicht mehr, nur hier und da einzelne Eisentritte. Mehr benötigt der Kletterer auch nicht, denn er bewegt sich knapp über dem Wasserspiegel. Manchmal muss man auch von Stein zu Stein springen. Bei hohem Wasserstand ist das ein durchaus schwieriges Unterfangen, bei dem sich mancher nasse Füße holt. Macht die Sonne als Schnelltrockner Pause, ist Wechselkleidung sinnvoll.

Fazit: Kurzweiliger Klettersteig durch eine enge Klamm, die hinter jeder Ecke mit neuen Eindrücken aufwartet.

Zeit: 2 Std. bis 2 Std. 30 Min.

Schwierigkeit: C, Infos: www.tr3ntino.it

Der fjordartige Achensee ist die perfekte Badewanne für heiße Sommertage und geradezu ideal für eine Erfrischung nach sportlicher Betätigung am Klettersteig Dalfazer Wasserfall. Der kombiniert kurzweiliges Klettervergnügen mit maximalem Landschaftsgenuss. Der Zustieg von Buchau folgt einem kleinen Steig und nach etwa einer halben Stunde steht man bereits bei der Aussichtsplattform mit Holzliege direkt unter dem Wasserfall - und genießt die Perspektive auf die kalte Dusche und den Klettersteig.

Der ist mit dem Schwierigkeitsgrad D sicher nicht leicht, doch aufgrund der Kürze und den klug angebrachten Sicherungen für sportliche Geher gut zu bewältigen. Mit Blick auf den Wasserfall zieht das Drahtseil vom Einstieg weg schräg in die Wand hinein und quert schließlich unter einem Überhang bis fast zum Wasser. Dort führt der Steig in direkter Linie steil hinauf an den Beginn einer markanten Verschneidung (eine innenliegende Kante zweier Felswände - wie bei einem aufgeschlagenen Buch).

Dies ist die Schlüsselstelle des Klettersteigs, der ein paar Meter weiter mit leichten Passagen ein zu schnelles Ende nimmt. Damit steht man vor der Frage: Weiter bergauf zur Einkehr in der gemütlichen Dalfazalm oder schnell bergab zur Erfrischung im Achensee? Am besten man kombiniert beides. Zeit genug hat man, schließlich benötigt man für den Eisenweg neben dem Wasserfall nur eine gute halbe Stunde.

Fazit: Schnell zu erreichen, perfekte Linienführung und eine wundervolle Kulisse - dieser Klettersteig ist ein Traum.

Zeit: 1 Std. 35 Min. ab Parkplatz (gegenüber vom Kinderhotel Buchau), Schwierigkeit: D, Infos: www.achensee.com

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