Donnerstagmittag auf dem Flughafen in Dubrovnik: Fast im Viertelstundentakt landen die Maschinen, Hunderte Menschen suchen in der kleinen Ankunftshalle nach Fahrer oder Reiseführer. Wer gezwungen ist, hier zwei Stunden zu warten, kann der zunehmenden Paralyse nur mit einem Bier an der Flughafen-Bar begegnen.
Autofahrern geht es nicht besser. Die einzige Küstenstraße in den äußersten Süden Kroatiens führt durch die bosnische Enklave Neum. Vor der EU-Außengrenze kann sich jetzt der Verkehr leicht stauen. Immerhin lernt der Reisende schon mal ein Gefühl kennen, das in den nächsten Tagen zu einem Begleiter werden kann: Stress. Willkommen in Dubrovnik!
Wie ein gewaltiger Magnet zieht die Stadt die Touristen an. Bis Ende Juli kamen 477 354 Menschen, neun Prozent mehr als 2014. Darin nicht eingerechnet sind die 850 000, die per Kreuzfahrten jährlich die "Perle der Adria" erreichen. Wer es liebt, ein Bad in der Menge zu nehmen, hier ist er richtig.
All das lenkt die Aufmerksamkeit ab
Selbst Sonntagfrüh ist man nie allein. Längst sind asiatische Gruppen unterwegs, die Damen tragen Regenschirme gegen die Sonne, die Reiseführer sprechen über Mikrofon. Die Geräuschkulisse ist hoch, wozu die Werber vor den Stadttoren beitragen, die Inselausflüge und neuerdings auch "Walking Tours" zu den Drehorten der US-Serie "Game of Thrones" anpreisen, die teilweise hier gedreht wurde. All das lenkt die Aufmerksamkeit ab - gar nicht zu reden von dem Kanalgeruch.
In der Stadt warten weitere Attraktionen: Eine Art Papageno treibt mit den Passanten seinen Schabernack und setzt ihnen wahlweise einen Gelbbrust-Ara oder Kakadu auf den Kopf. Die Gruppe johlt, es wird fotografiert, von irgendwo kommt Musik. Am Brunnen animiert ein Mann mit Jakobiner-Mütze und Gold-Herz zum Kauf von Souvenirs.
Überflüssig von der Stadtmauer zu erzählen. Vor einigen Jahren kostete ein Besuch noch 50 Kuna - heute sind es 100, mehr als 13 Euro. 900 000 Menschen waren 2014 auf der Mauer, und auch an diesem Sonntag ist das Interesse groß. Und was sieht man? Rote Dächer, gewaschene Bettwäsche, glitzerndes Meer. An der einzigartigen Küste Kroatiens gibt es diese Aussicht dutzendfach. Warum also 100 Kuna zahlen und wie im Slalom Selfie-Stangen umrunden?
Kroatien und seine Inseln:Abgelegen, steinig oder sozialistisch
Kroatien hat für jeden Geschmack einen besonderen Flecken zu bieten. 1200 Inseln reihen sich vor der 1800 Kilometer langen Küste. Bewohnt sind davon nur etwa 70, darunter die für Urlauber interessantesten.
Abends in der Grand Villa Argentinia, einem teuren Hotel nahe der Stadtmauer. Der Ober reicht die Speisekarte, sie bietet Speisen, die von der Küche Perus inspiriert sind. Wie bitte? Draußen haben Fischer in der Früh frische Zahnbrassen oder Seezunge gefangen. Aber Fisch ist kein Distinktionsmerkmal in einer Stadt mit 15 Fünf-Sterne- und 14 Vier-Sterne-Hotels.
Dubrovnik sehen und sterben? Nicht zwingend! Besser nach Korcula fahren, nach Trogir oder Zadar.