Kreuzfahrt-Havarie:Alle Passagiere von Bord

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Das vor der lettischen Ostseeküste havarierte Kreuzfahrtschiff Mona Lisa ist evakuiert worden. Zwei Schiffe der Küstenwache nahmen die 651 deutschen Passagiere und einen Teil der Besatzung an Bord.

"Alles verläuft friedlich, das Wetter ist geeignet", erklärte die Sprecherin der Küstenwache, Liene Ulbina.

Alle Bemühungen der lettischen Einsatzkräfte, das Schiff gleich nach der Havarie wieder flott zu bekommen und von der Sandbank rund 80 Kilometer vor der lettischen Küste wegzuschleppen, waren am Sonntag gescheitert, wie die Küstenwache mitteilte. Auch ein erneuter Bergungsversuch am Montagmorgen war offenbar vergebens.

Die Mona Lisa war auf dem Weg von der polnischen Hafenstadt Danzig in die estnische Hauptstadt Tallinn und sollte in Riga einen Zwischenstopp einlegen, als sie aus noch ungeklärter Ursache auf Grund lief.

Der Unglücksort liegt vor der Hafenstadt Ventspils im Nordwesten des Landes, etwa 40 Kilometer vor der Küste.

Insgesamt waren nach Angaben des Reiseveranstalters 971 Menschen an Bord: 651 Passagiere und 320 Besatzungsmitglieder. Bei den meisten der Passagieren handelt es sich um Deutsche. Nach Angaben der Küstenwache waren alle Passagiere und Besatzungsmitglieder sicher und nicht in unmittelbarer Gefahr.

Die Passagiere wurden im Laufe des Montags von Bord gebracht. "Es sind zwei Schiffe der Küstenwache eingetroffen, die die Passagiere abholen", sagte der Geschäftsführer des Reiseveranstalters Lord Nelson Seereisen aus Erkelenz (Nordrhein-Westfalen), Herbert Fervers.

Bisher sei es nicht gelungen, das unter der Flagge der Bahamas fahrende, rund 200 Meter lange Schiff mit Hilfe von Schleppern frei zu bekommen, sagte Fervers, der sich an Bord der Mona Lisa befindet.

"Es war ein Manövrierfehler, der Kurs wurde nicht beibehalten." Das Schiff sei zum Unfallzeitpunkt von einem griechischen Brückenoffizier gesteuert worden, der ein Kapitänspatent hat - "ein erfahrener Mann", wie Fervers sagte.

Er betonte, der Offizier habe nicht unter Alkoholeinfluss gestanden. Auch bei den anderen Offizieren handele es sich um Griechen.

Weitertransport mit dem Zug

Die Passagiere werden nach Angaben von Fervers zum Hafen von Ventspils gebracht und fahren dann mit dem Zug nach Riga. Dort seien bereits Hotelzimmer für sie reserviert. Im Laufe des Dienstags würden die Passagiere nach Deutschland geflogen. "Sie bekommen natürlich eine Entschädigung, die Versicherung ist bereits informiert", sagte Fervers.

"Die Passagiere sind zwar traurig, dass die Reise nun vorzeitig enden muss, aber zugleich haben sie sehr verständnisvoll reagiert", meinte der Geschäftsführer.

Die Kreuzfahrtreise hatte am 1. Mai in Kiel begonnen. Sie sollte eigentlich zehn Tage dauern und über Riga, Tallinn, St. Petersburg und Helsinki führen. Durchschnittlich habe jeder Passagier rund 1400 Euro für die Reise bezahlt.

Mehrere Bergungsversuche

Die Bergungskräfte hatten zunächst versucht, das Schiff wieder flott zu bekommen. Sie pumpten Ballastwasser aus den Tanks und versuchten dann, die leichter gewordene Mona Lisa mit Schleppern von der unterseeischen Sandbank zu ziehen. Vergeblich.

Beim neuen Bergungsversuch sollte zunächst Treibstoff und Öl von dem Schiff abgepumpt werden, um es noch leichter zu machen. Dann sollten erneut die Schleppboote eine Chance bekommen.

Da auch dieser Versuch misslang, ordnete die Küstenwache die Evakuierung an.

Keine Anzeichen für Schäden

Sobald das Schiff freigeschleppt ist, soll eine Gruppe von Tauchern den Rumpf nach Anzeichen für äußere Schäden absuchen. Zunächst gab es keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Mona Lisa außer Kratzern irgendwelche Schäden davontrug.

Schlechtes Wetter scheide als Unglücksursache aus, erklärte die Küstenwache. Es wurden Ermittlungen aufgenommen. Lettische Medien spekulierten, ob möglicherweise Alkohol bei der Besatzung im Spiel gewesen sei.

2003 war die in den 60er Jahren gebaute Mona Lisa schon einmal in die Schlagzeilen geraten, als sie bei einer Kreuzfahrt vor der Polarinsel Spitzbergen ebenfalls auf Grund gelaufen war, aber schnell wieder aus eigener Kraft frei kam.

© AP/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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