Süddeutsche Zeitung

Kreta:Mit Wanderschuhen zum Strand

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In die Berge oder ans Meer? Auf Kreta ist diese Diskussion hinfällig, denn der Südwesten der Insel bietet beides.

Nach einer Wanderung durch Schluchten und karge Felslandschaften bleibt abends oft noch Zeit für ein Bad im Mittelmeer.

Ein Geheimtipp ist die Küste zwischen Agia Galini und Paleochora zwar nicht mehr.

Im Vergleich zur touristisch komplett erschlossenen Nordküste aber wirkt der Süden an vielen Stellen noch ursprünglich - und bietet im Herbst oft Europas letzte Sonnentage.

"412, 413, 414..." - unwillkürlich zählen Touristen die in den Fels gehauenen Stufen, die zum Palmenstrand von Préveli hinabführen. Der wohl schönste Strand Kretas lässt sich am besten in Wanderschuhen erreichen.

Palmen, Tamarisken und Oleander säumen einen klaren Fluss, der in kleinen Windungen eine Schlucht hinunterplätschert, bevor er ins Meer mündet. Rundherum hat sich feinster weißer Sand abgelagert.

Nicht immer war es hier so friedlich: Seit den siebziger Jahren ließen sich Scharen von Rucksackreisenden am "palm beach" nieder. Die alternativen Dauercamper ruinierten neben dem Image des Strandes vor allem die Natur, für Unterstände und Lagerfeuer musste manche Palme dran glauben.

Das Ende der Party

Vor zehn Jahren war Schluss mit der Party, das Campen wurde verboten. Vor allem in der Nebensaison liegt die Idylle jetzt oft einsam da, nur ein paar Eidechsen huschen auf der Schwelle des Strandkirchleins entlang.

An vielen abgelegenen Orten der Insel gibt es die weißgekalkten Kapellen, die aus der Landschaft herausleuchten. Sie schmiegen sich an scheinbar unzugängliche Schluchtwände oder thronen stolz auf Berggipfeln.

Als schattiges Plätzchen in der Mittagshitze werden die meist offenen Kirchlein auch von weniger frommen Zeitgenossen geschätzt, die einen der vielen Gebirgspfade entlang wandern.

Prunkvoller ist das Kloster Préveli, einige Kilometer vom Strand entfernt. Goldene Ikonen blenden beim Betreten der Klosterkirche, Weihrauch liegt in der Luft.

Während der Besucher vor Ehrfurcht fast die Luft anhält, stürmt auf einmal eine einheimische Schulklasse die Kirche. Die rund 30 Kinder lärmen wild durcheinander, doch der bärtige Mönch, der in einer Ecke reglos in einem Buch liest, lässt sich nicht stören. "Siopi!" ruft die Lehrerin. "Ruhe!"

Dann folgt ein Vortrag, denn Préveli ist nicht irgendein Kloster: Immer wieder beherbergte es Widerstandskämpfer: zuerst lange gegen die Türken, zuletzt gegen die deutsche Wehrmacht.

Auch anderenorts stoßen Touristen immer wieder auf Relikte dieser Besatzung, die von 1941 bis 1945 dauerte und mehrere tausend Kreter das Leben kostete.

Längste Schlucht Europas

Die Zeit, als nur wenige "Backpacker" und Aussteiger die Südküste der Insel aufsuchten, gehört der Vergangenheit an. Nirgendwo wird das so deutlich wie in der Samaria-Schlucht. Die längste Schlucht Europas lockt an manchen Tagen tausende Touristen an.

Startpunkt ist die Omalós-Hochebene am Rand der Weißen Berge. Von dort aus geht es zu Fuß in die Schlucht. Bis zu 600 Meter ragen die steilen Felswände beiderseits in die Höhe. In sechs bis sieben Stunden schaffen die meisten Wanderer die Tour.

Nicht alle Tagestouristen, die zum Teil mit Bussen aus den Zentren der Nordküste anreisen, bringen die nötige Kondition und Ausrüstung mit. Mancher lehnt sich auf den letzten Kilometern schweißgebadet gegen die Felswand, andere verfluchen ihre Sandalen und humpeln erschöpft dem Ausgang entgegen, hinein ins Fischerdorf Agia Roumeli.

Noch weitere Orte lohnen in Kretas Süden einen Besuch. Zwar sind die Strände oft kieselig, und der Wind weht heftig. Dafür trägt er aber bis weit in den Oktober Afrikas Wärme an die Südgrenze Europas.

Informationen: Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Neue Mainzer Straße 22, 60311 Frankfurt (Tel.: 069/257 82 70, Fax: 069/25 78 27 29, Internet: www.gnto.gr)

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