Kreditkartengebühren bei Onlinebuchung:Abgehoben, abgezockt

Wer Flugreisen im Internet bucht, zahlt drauf - zumindest wenn die Rechnung mit Kreditkarte beglichen werden soll. Die Airlines kassieren Extragebühren. In anderen Ländern ist das längst verboten.

Andreas Jalsovec

Um die Gebühr zu entdecken, muss man schon ganz genau hinschauen: "OPC 8,00 Euro" steht in Klammern hinter der Zeile "Zahlung mit Kreditkarte" auf der Internetseite der Deutschen Lufthansa. Bis der kleine Zusatz allerdings erscheint, hat sich der Kunde bei der Flugticket-Buchung schon durch etliche Bildschirmmasken geklickt. Und auch dann dürften immer noch die wenigsten wissen, was "OPC" eigentlich bedeutet.

Onlinebuchung Kreditkarte Gebühren Fluggesellschaften

Die Gebühren, die Airlines in Deutschland für die Kreditkartenbezahlung verlangen, sind in mehreren anderen europäischen Ländern verboten.

(Foto: SZ-Grafik)

Das Kürzel steht für "Optional Payment Charge". Gemeint ist damit eine zusätzliche Gebühr für jene Kunden, die ihren Flug mit Kreditkarte bezahlen. Die Lufthansa ist nicht die einzige Airline, bei der es das gibt. Fast alle deutschen Fluggesellschaften bitten ihre Kunden zusätzlich zur Kasse, wenn sie ihren Flug im Internet buchen und die Rechnung anschließend mit ihrer Kreditkarte begleichen. Von sechs Euro bis zu zehn Euro reicht die Abgabe bei kürzeren Flügen. Die Lufthansa verlangt für die lange Strecke sogar 18 Euro (siehe Tabelle).

Von einer "Kostenfalle Kreditkarte" und "dreisten Aufschlägen" spricht die Verbraucherzentrale Bayern deshalb. "Der Verbraucher wird hier mit Kosten belastet, die nicht nur durch die Kreditkartennutzung anfallen, sondern direkt der Fluggesellschaft zufließen", sagt Sascha Straub, Referent für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale. Aus diesem Grund sei die Gebühr bereits in mehr als einem Dutzend europäischen Ländern verboten - unter anderem in Frankreich, Italien oder Österreich.

Rechtzeitig buchen spart Geld

In Deutschland dagegen stellt das Gesetz den Unternehmen frei, ob sie bei Kreditkartenzahlungen einen Aufschlag berechnen. Die allermeisten Einzelhändler, Restaurants oder Internetanbieter verzichten darauf, um ihre Kunden nicht zu verprellen. Die Airlines dagegen langen seit jüngster Zeit sogar noch kräftiger zu. So erheben sie die Zusatzgebühr nicht mehr nur bei Kreditkartenbuchungen, die direkt über ihre Internetseite laufen. Sie wird auch bei Ticketkäufen über die weltweiten Reservierungssysteme fällig, mit denen etwa Reisebüros arbeiten. Gerade für Firmen, deren Mitarbeiter viel unterwegs sind, bedeute das eine "immense Kostenbelastung", klagt der Geschäftsreiseverband VDR. Insgesamt entstünde der Wirtschaft dadurch ein Mehraufwand in dreistelliger Millionenhöhe.

Auch den Airlines entstehen Kosten

Die Airlines rechtfertigen die Gebühr mit den Kosten, die ihnen selbst entstehen, wenn ein Kunde mit Kreditkarte zahlt. Diese gebe man lediglich weiter. "Die Kreditkarte ist für uns ein vergleichsweise teurer Zahlungsweg", erläutert ein Lufthansa-Sprecher. "Uns werden von den Anbietern Kosten in Rechnung gestellt, die wir nicht mehr länger alleine tragen wollen."

Tatsächlich zahlen die Fluglinien für jeden Ticketkauf, der über Kreditkarte läuft, einen Abschlag an die Banken, die die Zahlung abwickeln. Diese wiederum geben einen Teil des Betrages an die Kreditkartenfirmen weiter. Je mehr Buchungen per Kreditkarte es gibt, desto größer ist das Geschäft der Kartenfirmen.

Ihnen ist die Gebühr deshalb ebenfalls ein Dorn im Auge - denn sie fürchten, dass dadurch Umsatz verloren geht. Man lehne jegliche zusätzliche Gebühr bei Kreditkartenzahlungen ab, heißt es etwa bei Visa Europe: "Wir wissen, dass keiner von zusätzlichen Gebühren profitiert - nicht die Konsumenten, nicht die Händler und auch nicht die Wirtschaft." Auch beim Konkurrenten Mastercard ist man wenig erfreut über die Extra-Gebühr und rät Verbrauchern, sich nach Anbietern umzuschauen, die keinen Abschlag erheben.

Umsteigen auf das Lastschriftverfahren

Solche Anbieter sind aber unter den Airlines kaum mehr zu finden. Ein Missstand, den "der deutsche Gesetzgeber mit einem Verbot für die Zusatzgebühr leicht beenden könnte", meint Verbraucherschützer Straub. Einstweilen rät er Kunden, die die Abgabe umgehen wollen, bei der Flugbuchung im Internet auf Kreditkarten zu verzichten. Stattdessen könne man das Geld auch per Lastschriftverfahren vom Girokonto abbuchen lassen. Wer sein Ticket so kaufen will, muss das aber rechtzeitig tun. Die Airlines lassen Zahlungen per Lastschrift oft nur bis sieben Tage vor Abflug zu.

Für die Unternehmen ist dieser Weg ohnehin nur bedingt tauglich. Sie handeln für ihre Geschäftsreisen mit den Fluggesellschaften meist Rabatte aus. Den Nachlass gibt es aber in vielen Fällen nur dann, wenn der Flugschein mit Kreditkarte bezahlt wird - inklusive fälliger Zusatzgebühr.

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