Mitten in ... Lucknow
Stau am Abend, Blaulicht auf der rechten Spur. Eine indische Ambulanz sucht die Lücke. Es ist ein alter Toyota, durch die Seitenfenster blickt man in den erleuchteten Innenraum. Drinnen quetschen sich Frauen, Männer und Kinder zusammen. Elf Köpfe. So viele Patienten auf einmal? Haben sie vielleicht alle was Verdorbenes zu essen erwischt? Kollektive Lebensmittelvergiftung, kommt schon vor. Mein ortskundiger Begleiter schüttelt den Kopf, "sieht nach einer Dorfambulanz aus", sagt er. "Wenn da jemand krank wird, fährt gleich der ganze Clan mit." Und ja, sie haben Kochgeschirr eingeladen, Eimer, Decken, Matten, sie werden nun vor der Klinik campieren, wer weiß, was der Patient braucht. Kochen, waschen, einkaufen. Trösten, unterhalten, beraten. Oder auch mal Blut spenden. Großfamilie im Noteinsatz, da wäre jetzt ein Sanitätsbus recht.
Arne Perras
SZ vom 3. Mai 2019