Kolumne „Hin und weg“:Fröhlich blechen

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Mehr zahlen, bitte: Zehn Euro sind längst überholt, von Januar an kostet die Streckenmaut in Schönberg vor dem Brenner 12,40 Euro. Dafür wird es aber einspurig auf der Autobahn. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Picture Alliance/dpa)

Wer zum Jahreswechsel in den Urlaub nach Österreich fährt, darf sich über ein Fest des Nehmens freuen. Die Maut wird mal wieder teurer.

Glosse von Hans Gasser

Geben ist seliger als Nehmen, heißt es. In der Weihnachtszeit hat diese alte Weisheit Konjunktur. Jemanden zu beschenken, im Idealfall mit etwas, worüber die oder der sich auch wirklich freut, kann schöner sein, als selbst etwas zu bekommen. Wer mit Kindern Weihnachten feiert, weiß, wovon die Rede ist.

Aber Weihnachten ist auch Reisezeit, und da gibt es Akteure, für die die umgekehrte Maxime zu gelten scheint: Nehmen ist seliger als Geben. Und noch mehr zu nehmen ist noch seliger. Hier biegen wir nun ein auf die Autobahn, genauer gesagt jene Autobahnen, die von einer Institution mit dem Namen Asfinag verwaltet werden. Die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft gehört der Republik Österreich, und sie erhebt in deren Auftrag Maut, um Bau und Instandhaltung der Autobahnen zu finanzieren.

So weit, so gut. Während in Deutschland wegen der unermesslichen Weitsicht von CSU-Verkehrsministern niemand von Mautgebühren behelligt wird, kassiert der österreichische Staat nicht nur einmal (Pickerl), sondern gerne auch noch einmal (Streckenmaut). Warum das so sein muss, weiß wohl nur die Asfinag. Die sagt, dass man das noch brauche, wegen „baulich anspruchsvoller Alpenüberquerungen“. Sechs Streckenmautstrecken gibt es in Österreich, vom Arlbergtunnel über die Europabrücke in Schönberg am Brenner bis zum Gleinalmtunnel in der Steiermark. Dort heißt es überall, noch mal acht bis 13,50 Euro zahlen, nachdem man ja schon das Zehntages-Pickerl für 11,50 Euro kaufen musste, denn vorher war ja auch schon eine Autobahn.

Und weil genug niemals genug ist, erhöht die Asfinag zum 1. Jänner 2025 die Mautgebühren. Zehn Tage kosten dann 12,40 Euro statt wie bisher 11,50 Euro; die Jahresvignette  103,80 Euro statt wie bisher 96,40 Euro. Vor zwei Jahren hat das Zehntages-Pickerl noch 9,90 Euro gekostet, eine Preissteigerung von mehr als 20 Prozent also.

Aber was kriegt man dafür nicht alles! Durchgängig Tempo 100 auf der Inntalautobahn – also außerhalb der vielen Baustellen. Und vom 1. Jänner an wird dann kurz nach der Schönbergmaut der Verkehr auf der Luegbrücke vor dem Brenner mal schön einspurig. Jahrelange Brückensanierung. Das ganze Geld muss schließlich irgendwo verzementiert werden.

Hans Gasser findet das Tempolimit von 130 km/h in Österreich gut. Nur leider darf man meist nicht so schnell fahren. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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