Süddeutsche Zeitung

Königreich Bhutan:Wo Glück wichtiger als Geld ist

Der König hat es so befohlen: Im Spannungsgebiet zwischen Indien und China geht das Leben seinen ganz eigenen Gang.

Im Norden des indischen Subkontinents, an den Südhängen des östlichen Himalayas, versteckt sich Bhutan. Im Spannungsfeld zwischen Indien und China ist es dem kleinen Königreich gelungen, seine Identität zu bewahren.

Damit das auch künftig so bleibt, hat König Jigme Singye Wangchuk die Losung ausgegeben, dass das Bruttonationalglück wichtiger ist als das Bruttoinlandsprodukt. Nur langsam öffnet sich das Land deshalb ausländischen Touristen.

Besucher erreichen das buddhistische Königreich über den einzigen Flughafen Paro. Oder sie benutzen den Landweg: Sechs Stunden lang quält sich der Bus auf engen Serpentinen von der quirligen Grenzstadt Puentsholing bis nach Paro. Zunächst säumen Reisterrassen die Straße, später dichte Wälder, aus denen blühende Rhododendrenbüsche leuchten.

Das Ortsbild von Paro prägen zweigeschossige Bauten mit weiß getünchtem Erdgeschoss. Charakteristisch sind schmale Fenster mit Dreipassbögen und hölzernen Schiebeladen sowie kunstvollen Bemalungen. Die Dächer sind mit Schiefertafeln oder Holzschindeln gedeckt.

"Bhutan ist in 20 Bezirke aufgeteilt, jeder mit seinem eigenen Dzong. Das sind die mächtigen Klosterburgen, für die unser Land berühmt ist", erzählt Sangey, der Touristenführer. "Sie bestehen aus einem weltlichen und einem religiösen Teil." Von diesen Burgen aus haben sich die Bhutaner allen Eindringlingen zur Wehr gesetzt. Die meisten sind für Besucher zugänglich.

Meditation im "Tiger-Nest"

Für Buddhisten hat das Paro-Tal eine besondere Bedeutung: Der Sage nach soll Guru Rimpoche vor mehr als 1000 Jahren auf dem Rücken einer Tigerin über den Himalaya geflogen sein, um Bhutans aufgebrachte Geister zu besänftigen. Monatelang hat er in einer kleinen Höhle meditiert und das Tal vom bösen Fluch der Geister befreit. Das genau an dieser Stelle errichtete Taktsang-Kloster ist heute eines der wichtigsten Heiligtümer für Pilger.

Am Ende des Tals liegt das Drukyel-Dzong. Auf einer kleinen Anhöhe flattern bunte Gebetsfahnen im Wind. Die Stoffstreifen bringen Verstorbene dem Himmel näher. Der scheint hier gar nicht so weit, als sich plötzlich eine Wolkenwand zur Seite schiebt und den Blick frei gibt auf den schneebedeckten Gipfel des 7314 Meter hohen Jhomolhari. Er markiert die Grenze zu Tibet und ist wie fast alle Berge heilig.

Die verträumteste Hauptstadt der Welt

Interessant ist auch ein Besuch des Nationalmuseums. Die in einem alten Wachturm ausgestellten Objekte bringen den Besuchern die Geschichte des Landes näher. Eine ganze Etage ist den originellen Briefmarken des Landes gewidmet. Einige sind aus Seide, andere dagegen rund oder dienen als Tonträger. Eine große Auswahl hat das Hauptpostamt in Thimpu, der wohl verträumtesten Hauptstadt der Welt. Polizisten regeln den Fluss der Fahrzeuge, nachdem die Bevölkerung gegen zuvor installierte Ampeln aufbegehrt hatte.

Die Reise geht weiter nach Punakha, das nordöstlich der Hauptstadt gelegen ist. Sie führt über den Dochu-Pass. Unten im Tal, am Zusammenfluss von Vater- und Mutterfluss, liegt der Dzong von Punakha. Hier findet jedes Jahr eines der schönsten Klosterfeste statt, zu dem festlich gekleidete Menschen aus dem ganzen Land strömen. Beim Besuch eines Klosterfestes tauchen die Touristen tief in die Kultur des Landes ein und stellen fasziniert fest, dass sich Bhutan mit keinem anderen Land vergleichen lässt.

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