Wir geben nichts, gibt es nicht! Sie wollen nicht als ignoranter und unhöflicher Trampel aus dem Ausland gelten? Dann haben Sie stets ein kleines "Bakschisch" zur Hand: In der Gastronomie sind wie in Deutschland zehn Prozent der Gesamtrechnung als Trinkgeld für das Personal üblich, im Taxi wird großzügig aufgerundet. Auch bei anderen Gefälligkeiten sollte der Tourist von Welt ebenfalls einen kleinen Geldbetrag weiterreichen - eine willkommene Aufmerksamkeit, die in Deutschland zwar weniger üblich ist, aber auch hier Freude macht.
Oh, ein Kompliment! Viele Türken zeichnet ein äußerst angenehmer und gewinnender Wesenszug aus - sie haben große Freude daran, Komplimente zu machen. Daher sollte es zur Reisevorbereitung gehören, ebenfalls einige Komplimente zu erlernen, um sich beizeiten revanchieren zu können: "Almancanız çok iyi , tebrik ederim." "Ihr Deutsch ist sehr gut, meinen Glückwunsch." (Lautschrift: Almandschanus tschok iyi, tebrik ederim; das ı aussprechen wie ein verschlucktes u, das z aussprechen wie das s in Hase, nicht wie in Haus, das ç einfach wie tsch) "Yemek mükemmeldi!" "Das Essen war phantastisch!" (spricht man, wie man es liest) "Siz çok naziksiniz / kibarsınız." "Sie sind wirklich sehr freundlich / zuvorkommend." (ç, ı und z wie oben) "Tatile gitmek benim en sevdiğim ülke Türkiye'dir." "Die Türkei ist mein liebstes Urlaubsland." (sevdiğim = hier: sewdijim)
Zurückhaltung, meine Herren! Keinesfalls aber sollten Sie Ihr neu erworbenes Wissen an der nächstbesten Dame mit Schleier erproben - hier wären nicht nur Komplimente, sondern das bloße Ansprechen mehr als aufdringlich und könnte Ihnen Ärger mit der männlichen Verwandtschaft der Angesprochenen einbringen, die gerade in ländlichen Regionen oft mit Argusaugen über Frau, Schwester oder Tochter wacht.
Wahren Sie Abstand Als Mann begrüßen Sie andere Männer per Handschlag, sind Sie vertrauter miteinander, werden Wange an Wange Küsschen in die Luft geworden - nur angedeutet, keine ohrenbetäubenden Schmatzer. Einer Dame hingegen nickt der Mann nur freundlich zu, und das war's. Das ist bei traditionell gesinnten Türken nicht unhöflich, ganz im Gegenteil: So wahrt der männliche Grüßende gebührenden Abstand. Nur wenn ihm die Frau von sich aus die Hand entgegenstreckt, sollte er sie natürlich ergreifen. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln sollte sich ein männlicher Reisender nicht unbedingt auf den Platz neben einer Frau setzen - das wäre wieder eine Spur zu nah.
Bleiben oder schweigen Wer sich in der Türkei verabschiedet und von dannen zieht, hat für den Zurückgelassenen bloß ein stilles Lächeln übrig - nur dieser verabschiedet sich mit "Güle güle".
Kommen Sie nicht zum Punkt Türken sind Meister des Smalltalks, sie reden erst über dieses und jenes, erst dann tragen sie ihr eigentliches Anliegen vor - während Deutsche gerne direkt und damit unhöflich zum Thema kommen. Dieses sollte aber weder Politik noch Religion sein, und wer mit kurdischen Separatisten sympathisiert, könnte sogar Ärger mit der Polizei bekommen. In Geduld muss man sich üben, wenn ältere Menschen sprechen, diese werden aus Respekt nicht unterbrochen.
Feilschen, aber richtig Feilschen gehört in der Türkei zwar zumindest auf dem Basar und in Souvenirläden zum guten Ton. Doch nicht, wenn es um Kleinigkeiten wie ein Eis oder einen Sonnenhut geht. Allerdings gibt es ein oberstes Gebot: Feilschen soll Spaß machen, aber feilschen nur aus Spaß ohne echtes Kaufinteresse ist nah an der Beleidigung. Erst nennt der Händler den Preis, das Gegenangebot sollte die Hälfte dieser Zahl nicht unterschreiten. Und bleiben Sie freundlich - womit wir wieder beim Spaß am Feilschen wären.
Halten Sie sich bedeckt Natürlich wissen die meisten Reisenden inzwischen, dass sie nicht in Bikini und Badeshort durch die Städte schlendern sollten - weder in der Türkei, noch in Spanien, Italien und am besten auch nicht in Deutschland. Natürlich wissen die meisten auch, dass man sich für den Besuch von Gotteshäusern angemessen kleiden sollte. Leider lassen immer noch genug Urlauber diesen Respekt vermissen und begehren bauchfrei und in kurzen Hosen oder Miniröcken Einlass in die Moscheen. Kleider sollten also mindestens Schultern und Knie bedecken, Hosen lang sein. Generell wird es abseits von Touristenzentren gerne gesehen, dass Männer trotz Hitze lange Hosen tragen - Shorts gelten als albern. Vor dem Betreten der Moschee müssen die Schuhe ausgezogen werden. Wer also nicht barfuß gehen will, nimmt Socken mit. Vor einigen großen Moscheen werden Tücher verteilt, mit denen Frauen Kopf und Schultern bedecken. Außerhalb der touristischen Zentren sollten sich Frauen nicht zu freizügig kleiden, wenn sie nicht angestarrt und ständig angesprochen werden wollen. FKK ist nicht nur verpönt, sondern vielerorts verboten. An der touristischen Küste im Süden ist zwar gerade an den Stränden großer Hotels das Sonnenbaden "oben ohne" meist kein Problem, aber auch nur dort.
Hammam heißt nicht Sauna Das türkische Bad besuchen Männer und Frauen meist getrennt, in einigen touristischen Einrichtungen ist auch ein gemeinsames Bad möglich. Doch selbst, wenn sie unter sich sind, halten sich Männer und Frauen im Hammam bedeckt: mit den bereitgelegten Tüchern.
Nein heißt vielleicht Schlecht informierte Urlauber wundern sich vielleicht, dass ihr entschiedenes Kopfschütteln nicht akzeptiert wird - denn dieses bedeutet in der Türkei kein eindeutiges "Nein", sondern ein unentschiedenes "Ich weiß nicht ...".
Halten Sie Ihre Hände im Zaum! Wer mit Gesten gerne unterstreicht, was er sagt, sollte in der Türkei sehr vorsichtig sein: Hier bedeuten bei uns völlig unverfängliche Zeichen bisweilen etwas völlig anderes. Wer etwa Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis schließt, signalisiert hierzulande, dass alles bestens ist. Dieser Eindruck dürfte sich bald ändern, wenn Sie diese Geste in der Türkei machen. Hier ist sie obszön. Sollten Sie den Fauxpas mit einem hochgereckten Daumen wiedergutmachen wollen - tun Sie es nicht, denn wenn Sie dabei auch noch Ihre Hand auf und ab bewegen, gilt diese Geste als Aufforderung zu homosexuellen Praktiken. Außerdem zeigt man auch in der Türkei nicht mit nacktem Finger auf angezogene Menschen, das gilt als sehr unhöflich. Sogar für das Deuten auf Gegenstände sollten Urlauber lieber die ganze Hand als nur den Zeigefinger nehmen.
Fettnapf vor der Tür Nicht nur vor Moscheen werden die Schuhe abgestreift, auch vor dem Betreten von Wohnungen. In diese Situation könnten Sie durchaus kommen, schließlich sind viele Türken sehr gastfreundlich, so dass Sie Einladungen - sofern sie nicht aus kommerziellen Gründen ausgesprochen wurden - durchaus annehmen können. Sie sollten sich mit einem kleinen Geschenk erkenntlich zeigen, allerdings sind Blumen nicht wirklich ein Grund zur Freude, Geld würde als Beleidigung angesehen, Alkohol wird nicht von allen Türken getrunken und Schweinefleisch ist natürlich auch tabu. Zu teuer sollte das Mitbringsel auch nicht sein, um den Gastgeber nicht in Verlegenheit zu bringen. Ideal sind türkische Süßigkeiten statt Pralinen - oder Kölnisch Wasser. Die Gabe wird in traditionellen Familien dem Herrn und nicht der Dame des Hauses überreicht.
Wasser vor dem Tee Die Frage nach dem Befinden gehört zur Begrüßung. Wie auch in den USA ist die korrekte Antwort stets "gut", dann muss höflicherweise die Gegenfrage folgen. In manchen traditionellen Familien wird Ihnen zur rituellen Reinigung Kölnisch Wasser gereicht, verteilen Sie es auf Stirn und Nacken. Falls Sie es sich auf Sitzkissen am Boden gemütlich machen sollen, achten Sie auf Ihre Fußsohlen: Es ist unhöflich, diese anderen zu zeigen. Die Lösung: der Schneidersitz. Nach dem Begrüßungstee wird aufgetragen. Gabel oder Löffel werden mit der rechten und nicht mit der unreinen linken Hand gehalten. Je mehr und je genussvoller der Gast isst, desto größer ist seine Anerkennung für die Kochkünste. Wer nichts mehr will, sollte nicht wie gewohnt sagen, "danke, es war wirklich köstlich", sonst ist die nächste Portion so gut wie auf dem Teller. Also besser das Besteck hinlegen und freundlich erklären, dass man satt ist. Wirklich.
Wann essen Sie wo? Wie gedenken Sie zu speisen? Man unterscheidet zwischen Restaurants (restoran, lokanta) oder einfachen Esslokalen (meyhane). Birahane sind Bierhäuser, die Frauen besser nicht ohne Begleitung betreten. Dasselbe gilt für Kaffeehäuser, außer dort ist ein Familienbereich ausgewiesen. In Großstädten ist dies nicht mehr üblich, doch auch dort findet man in einfacheren Lokalen oder auf dem Land Schilder am Eingang, auf denen "Aile Çay Bahçesi" ("Familienteegarten") oder "Aile Salonu" ("Familiensalon") steht. Dies bedeutet, dass hier Männer, die allein unterwegs sind, einen eigenen Bereich haben, der von dem der Familien, Paare und Frauen getrennt ist. Während des islamischen Fastenmonats Ramadan (neunter Monat des islamischen Mondkalenders, im Jahr 2011 vom 1. bis 29. August, im Jahr 2012 vom 21. Juli bis 19. August) verzichten zahlreiche Muslime auf Essen und Getränke und zwar von Sonnenaufgang bis -untergang und rauchen nicht. Außerhalb touristischer Zentren sollten Touristen also Rücksicht nehmen und nicht genussvoll öffentlich tafeln. In manchen ländlichen Gegenden ist es sogar schwierig, tagsüber etwas serviert zu bekommen. Nach der Abenddämmerung wird dann umso fröhlicher und ausgiebiger gespeist. Verlässt jemand den Tisch, wartet der Rest der Gesellschaft höflich mit dem Weiteressen, bis die Runde wieder komplett ist. Im Restaurant zahlt nicht jeder für sich, es findet sich immer ein Gastgeber, der sich die Ehre nicht nehmen lässt, alle einzuladen. Revanchieren Sie sich.
Prost, Mahlzeit! Dass die meisten Muslime keinen Alkohol trinken, ist bekannt. Dass sie aber auch in der Türkei allein der Anblick biertrinkender Menschen aus der Fassung bringen kann, hingegen schon: Im beliebten Urlaubsort Antalya hatten zwei Freunde Strafe zahlen müssen, weil sie von der Polizei ertappt worden waren: Sie hatten Bier getrunken, jeder eines. Aber das für alle sichtbar im antiken Amphitheater. Obwohl der Alkoholwert in ihrem Blut nur gering war und auch keiner ein Fahrzeug lenkte, wurden die beiden Männer mit 30 Euro zur Kasse gebeten.
Steine des Anstoßes Aus der Türkei dürfen ohne offizielle Genehmigung keine Antiquitäten ausgeführt werden. Eigentlich eine klare Vorgabe - würde nicht der Begriff "Antiquität" in der Türkei oftmals weiter ausgelegt als einige Touristen ahnen. Schon die Mitnahme von Steinen mit nur geringem Wert, alten Münzen oder Fossilien werden als "Antiquität" angesehen. Wer mit diesen Dingen im Gepäck erwischt wird und keine offizielle Erlaubnis vorweist, kann sich nicht auf Unwissenheit herausreden. Die schützt ja bekanntlich sowieso nicht vor Strafe. Und die könnte bis zu zehn Jahre Haft betragen, sollte sich das Mitbringsel als archäologisch wertvolles Kulturgut entpuppen.
Hochverehrter Atatürk Was dem Japaner sein Kaiser, ist den Türken ihr Staatsgründer Kemal Atatürk: beleidigen streng verboten, auch das Bekritzeln von Scheinen mit seinem Konterfei darauf wird als Schmähung gewertet. Übrigens ist auch das Beschreiben der Rückseiten untersagt, die Atatürk nicht zeigen.