Klöster auf Mallorca:Einfach zur Ruhe kommen

Viel Luxus darf man nicht erwarten. Doch dafür bieten Mallorcas Klöster Ein- und Ausblicke, die man auf der Partyinsel sonst nicht bekommt.

Einst suchten nur Einsiedler und Mönche die Einsamkeit der Berge auf Mallorca. Heute bieten viele Klöster auch Urlaubern die Gelegenheit, Ruhe und Erholung sowie unübertreffliche Ausblicke auf die Mittelmeerinsel zu genießen.

Dass Palmas Partytrubel auf dem gleichen Eiland zu Hause ist, erscheint aus der Perspektive der alten Gotteshäuser dann kaum vorstellbar. Die Einsamkeit hat allerdings ihren Preis: Die Serpentinenstraße auf den 330 Meter hohen Puig de Maria bei Pollença wird immer enger, bis es nur noch zu Fuß steil bergauf geht.

Nach etwa 20 Minuten in der Berglandschaft tauchen die massiven Steinmauern und der mit Efeu überwucherte Eingang der kleinen Anlage aus dem 14. Jahrhundert auf.

Das Kloster mit seiner Kapelle und einem Wehrturm beherbergte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Orden. Im Innenhof genießen Ausflügler den Ausblick über die Bucht von Pollença mit dem Cap de Formentor.

Paella-Duft aus der Küche

Aus der Küche zieht Paella-Duft herüber. Viele Mallorquiner kommen am Wochenende nur wegen der Paellas von Toni auf den Berg. Mit seiner Frau Cati betreibt er im Auftrag der Kirche das 1988 von den letzten Nonnen verlassene Kloster als eine Art Hotel.

Ein paar Gäste bleiben über Nacht und genießen ein Glas Rotwein vor dem großen Kamin. Das Feuerholz knistert durch den Saal. Durch die hohen Fenster sieht man die Dörfer und Touristenorte, die sich wie kleine Lichterketten an der Küste entlang schlängeln.

Ein Gefühl der Ruhe und völligen Abgeschiedenheit macht sich breit. Die Klosterzellen sind sehr klein und spartanisch eingerichtet. Es gibt nur Gemeinschaftsbäder im Flur, Handtücher müssen mitgebracht werden. Zimmerservice, Telefon und Fernseher sind nicht vorhanden.

In der Ferne ist die Halbinsel von Alcúdia zu sehen. Dort steht ein weiteres Kloster: die Ermita de la Victoria. Über Jahrhunderte wurde es immer wieder von Piraten überfallen, weshalb die Eremiten die Einsiedelei in eine Trutzburg verwandelt haben.

Nur das Frühstück wird serviert

Heute kommen nur Wanderer und Ruhe suchende Urlauber in die abgelegene Kirche. Über der Kapelle wurden zwölf kleine, komfortable Zimmer hergerichtet. Versorgen müssen sich die "Eremiten auf Zeit" selber - nur das Frühstück wird serviert. Abends setzen sich manche Gäste auf den Kirchplatz und genießen den Sonnenuntergang mit dem Blick auf die Bucht von Pollença. Dann wird es dunkel und einsam im Pinienwald.

Gastfreundschaft mit Tradition

Ein weiteres altes Kloster ist Sant Salvador bei Felanitx. Es stammt aus dem 14. Jahrhundert, thront auf einem Felsen und ist wegen der fünf Kilometer langen Serpentinenstrecke mit fast sieben Prozent Steigung beliebt bei masochistisch veranlagten Radsportlern. Wer es auf den 510 Meter hohen Berg schafft, wird mit Ausblicken auf die Südostküste belohnt. Die modern eingerichteten Zimmer erinnern kaum noch an die Mönchszellen und bieten ebenfalls Postkarten-Ausblicke.

Die Gästezimmer im Kloster Nostra Senyora de Cura bei Randa sind ähnlich modern. Hier kommt der Besucher auch mit dem Ordensleben in Kontakt: Vier Franziskaner leben im Kloster und sind keineswegs kontaktscheu - allerdings sind sie auch in die Jahre gekommen. "Wir konnten nicht mehr den ganzen Betrieb aufrechterhalten, deshalb haben wir einen Hotelier von der Insel damit beauftragt, die Herberge und das Restaurant für uns zu leiten", sagt der 73-jährige Prior Jaime.

Die Gastfreundschaft der Mönche hat im Kloster Nostra Senyora de Cura eine lange Tradition. 1945 errichteten sie für Asthma-Kranke eine Heilanstalt. "Hier oben herrscht immer ein leichter Wind, es ist trocken und mindestens vier Grad frischer als unten an der Küste", erklärt Ordensbruder José Mendez. Im Innenhof werden Mal- und Meditationskurse angeboten. "Auch viele Studenten nutzen hier die absolute Ruhe, um sich auf wichtige Klausuren vorzubereiten."

Wo heute das Kloster steht, zog sich der Philosoph und Theologe Ramon Llull schon Mitte des 13. Jahrhunderts als Einsiedler zurück. Auf dem Berg verfasste er mehr als 27 000 Seiten seiner Texte über Religion und Philosophie. Llull gilt als Vater der katalanischen Sprache.

Mallorcas bekanntestes Kloster ist Lluc bei Escorca. Mit Souvenirläden, Restaurants, einer Apotheke und einem Geldautomaten herrscht hier tagsüber schon fast stressiger Wallfahrtsbetrieb. Das Bildnis der schwarzen Jungfrau zieht im Sommer täglich mehrere Tausend Besucher an.

Sobald die letzten Touristenbusse abgefahren sind, kann man aber ganz alleine durch die Klostergänge ziehen und auf den Steinstufen zum Mysterienkreuz gehen. Würden die Ordensbrüder nicht um 19.00 Uhr die Zellen verlassen, um zur Messe in die Basilika zu kommen, hätte man die schwarze Madonna ganz für sich alleine.

Zu den weiteren alten Klöstern, in denen übernachtet werden kann, gehört Son Bleda zwischen Sòller und Deià, das von Mandel-, Oliven- und Zitronenbäumen umgeben ist. Und auch die Inselhauptstadt Palma kann mit dem Convent de la Missio aus dem 17. Jahrhundert mithalten - hier ist mit Marc Fosh sogar ein Sternekoch der Küchenchef.

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