Klettersteig: Stubaital:Über die Elferspitze

Doppelte Anstrengung, doppeltes Vergnügen: Wem ein Klettersteig auf den Elfer im Stubaital nicht reicht, der kombiniert einfach zwei Steige miteinander.

Stefan Herbke

Glimmerschiefer, Gneise, kristallines Gestein und Kalk: Im Stubaital in den Ostalpen können nicht nur Hobby-Geologen vielseitige Entdeckungen machen, Klettersteig-Freunde sowieso. Wenn im Juni der "Steingrubenkogel-Klettersteig" wieder eröffnet wird, hat man die Wahl zwischen 14 Klettersteigen: von sehr anspruchsvollen wie dem Sportklettersteig Fernau Express an der Mittelstation der Stubaier Gletscherbahn bis zu klassischen Steigen, wie etwa dem im Sommer 2008 sanierten Elferkofel-Klettersteig, der über mehrere Kalkhöcker führt.

Klettersteig: Stubaital: Sehr fotogen: Über einige der Türme führt der Elferkofel-Klettersteig

Sehr fotogen: Über einige der Türme führt der Elferkofel-Klettersteig

(Foto: Stefan Herbke)

Schon von weitem zeigt sich der Elfer mit seinen Felstürmen und -zacken von seiner fotogenen Seite. Dabei sind die interessantesten Stellen vom Tal aus gar nicht zu sehen, die offenbaren sich einem erst, wenn man es in den Gipfelbereich geschafft hat. Angesichts der schroffen Kalkfelsen kommt so etwas wie "Dolomiten-Gefühl" auf - doch spätestens an der nächsten Ecke wird man beim Blick auf die vergletscherten Gipfel der Stubaier Alpen wieder in die Realität zurückgeholt.

Gondel erleichtert den Anmarsch

Eine Gondelbahn führt von Neustift bis kurz unter die auf einem Bergrücken thronende Elferhütte - eine willkommene Aufstiegshilfe für Wanderer, Klettersteiggeher, Ausflugsgäste und Gleitschirmflieger, die gleich neben der Bergstation (1800 m) zu ihren Flügen starten.

In gemütlichen Serpentinen wandert man anschließend hinauf zur Elferhütte (2004 m). Hier hat man die Wahl: Wer den Nordwand-Klettersteig anpeilt, hält sich rechts, wer auf dem Normalweg auf den Elfer möchte, folgt dem Steig entlang des Gratrückens, und wer nur den Elferkofel-Klettersteig plant, der wandert auf dem linken, leicht ansteigenden Weg zum Zwölferniedersattel.

Und es bietet sich noch eine weitere Herausforderung: Sofern der Fels auch auf der schattigen Nordseite trocken ist, kann man die beiden Klettersteige kombinieren und mit dem Nordwand-Klettersteig starten. Ein schmaler, gelb markierter Steig ("Gamssteig") quert nordseitig die steilen Flanken unterhalb des Gratrückens (Vorsicht: bis in den Frühsommer können sich hier steile Schneefelder halten!), bis man unterhalb der Elfertürme den Einstieg erreicht.

Tritte in der glatten Felswand

Beim Blick in die Höhe zeigt sich gleich die Schlüsselstelle: eine glatte Wand neben einer markanten Schlucht. Zum Auftakt warten aber erst einmal leichte Klettersteigpassagen. Problemlos leitet das Drahtseil über ein paar kurze Felsstufen, die von kurzem Gehgelände unterbrochen sind.

Klettersteig: Stubaital: Blick auf die Elferspitze, über die der Elferkofel-Klettersteig führt.

Blick auf die Elferspitze, über die der Elferkofel-Klettersteig führt.

(Foto: Stefan Herbke)

Nach einer kurzen Querung wird es schließlich ernst: Straff gespannt liegt das Drahtseil an der glatten Wand, ein paar Eisenbügel werden dankbar als Tritte verwendet.

Dann muss man sich entscheiden: Entweder steigt man sehr schwer (E) durch einen engen, schmalen und rutschigen Spalt oder links davon über eine senkrechte Wandstufe. Diese schaut abschreckend aus, ist aber keinesfalls so schwer und mühsam wie der Spalt und daher in jedem Fall die bessere Alternative - vor allem kann man dort nicht stecken bleiben.

Spannend ist auch das Finale des Steigs: Aus einem Kessel geht es über eine Stufe zu einem Sattel und dort aus über die steile Gipfelwand auf den Westlichen Elferturm.

Zurück im Sattel folgt man den Markierungen, die aus dem Felslabyrinth hinaus führen, um südlich der Felstürme den Einstieg des Elferkofel-Klettersteigs zu erreichen. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Stiften und Klammern an den schwierigen Passagen ist hier seit der Generalsanierung ein straffes Stahlseil fixiert.

Immer wieder ungesicherte Passagen

Dennoch darf man den Steig nicht unterschätzen, denn das Seil ist nicht durchgängig gespannt - auf der etwa einen Kilometer langen Überschreitung der Elferspitze (2505 m) gibt es immer wieder ungesicherte, wenn auch leichte Passagen, die Trittsicherheit erfordern.

Klettersteig: Stubaital: Auf der Elferspitze, Blick auf den Habicht

Auf der Elferspitze, Blick auf den Habicht

(Foto: Stefan Herbke)

Das Drahtseil führt den Kletterer über unzählige kleine Türme, steile Aufschwünge und luftige Grate, während im Hintergrund der mächtige Habicht (3277 m) mit seinem Gletscher den Blick auf sich zieht. Immer wieder ändert sich die Szenerie, immer neue Türme tauchen auf, immer neue spannende Durchschlüpfe und Querungen ergeben sich, während man langsam an Höhe verliert und schließlich den grasigen Zwölferniedersattel erreicht.

Abwärts mit dem Gleitschirm

Der Rückweg auf dem aussichtsreichen Panoramaweg an der Grenze zwischen kristallinem und Kalkgestein ist ein Genuss. Unter den Türmen und Felsen des Elfers vorbei geht es zur Bergstation, wo man die letzte Entscheidung dieses Klettersteigtages treffen muss: Statt mit der Gondelbahn könnte man auch mit einem Tandemflug per Gleitschirm bequem ins Tal fliegen.

Informationen

Anfahrt: Mit dem Auto durch das Inntal nach Innsbruck und auf der Brennerautobahn (Maut) zur Ausfahrt Stubaital, durch das Stubaital zur Talstation der Elferbahn (www.elfer.at) in Neustift.

Klettersteig: Stubaital: Alternative für den Abstieg: Tandemflug mit dem Gleitschirm ins Tal

Alternative für den Abstieg: Tandemflug mit dem Gleitschirm ins Tal

(Foto: Stefan Herbke)

Zeit: Zustieg zur Elfer Nordwand 1.30 Std., Klettersteig Elfer Nordwand 1.30 Std., Elferkofelklettersteig 1.30 Std., Abstieg 1.30 Std.

Schwierigkeit: Der Steig durch die Elfer-Nordwand ist sehr luftig und steil (C, eine Passage D), - und der Fels aufgrund der nordseitigen Ausrichtung häufig feucht. Steinschlaggefahr im Bereich der Schluchtquerung. Als Fortsetzung bietet sich der etwas leichtere Elferkofel-Klettersteig (B, stellenweise C) an, der immer dem Gratverlauf folgt und dabei einige Felszacken überquert. Der Klettersteig wurde 2008 generalsaniert und mit einem Stahlseil versehen, allerdings gibt es immer wieder steile, nicht gesicherte Passagen, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern.

Information: Tourismusverband Stubai, www.stubai.at

Karte: Alpenvereinskarte Stubaier Alpen 31/5, Innsbruck/Umgebung (1:50 000).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: