Klettersteig in der Schweiz:Adrenalinschübe hoch über Savognin

Sportlich, steil und imposant: Der Klettersteig Senda Ferrada am Piz Mitgel erfordert Ausdauer und gute Nerven. Am Ende werden die Anstrengungen aber belohnt. Ein bebilderter Aufstieg.

Von Stefan Herbke

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Piz Mitgel Schweiz Senda Ferrada Klettersteig Graubünden

Quelle: Stefan Herbke

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Sportlich, steil und imposant: Der Klettersteig Senda Ferrada am Piz Mitgel erfordert Ausdauer und gute Nerven. Am Ende werden die Anstrengungen aber belohnt. Von Stefan Herbke

Savognin, ein kleiner Ort auf 1202 Metern im Kanton Graubünden, verschwindet im dichten Nebel. Auch bei der Zufahrt zum Parkplatz Veia d'Alp ändert sich daran nichts. Umso grandioser ist der Ausblick hinterher auf die ebenfalls in Graubünden gelegenen Piz Platta (3392 m, l.) und Piz Arblatsch (3204 m).

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Manchmal ist es ganz gut, beim Aufstieg nicht alles zu sehen. Das gilt auch für den Zustieg zur Senda Ferrada am Piz Mitgel (3159 m): Der düstere Wandabbruch, durch den der 2005 gebaute, sportliche Klettersteig führt, sieht nicht gerade einladend aus. Allein die imposante Felswand ragt rund 350 Meter in die Höhe - und wir sind noch lange nicht am Gipfel.

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In sicherer Distanz zur Wand und etwaiger Steine, die andere womöglich lostreten, legen wir  die Klettersteigausrüstung an - und werden immer nervöser. Die Wand sieht wirklich schwer aus. Ein Spaziergang wird die Senda Ferrada garantiert nicht, schließlich weist die Schlüsselstelle den Schwierigkeitsgrad D/E auf - und die befindet sich erst am Schluss des langen Klettersteigs.

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Morgens liegen die Felsen noch im Schatten - zumindest an heißen Sommertagen ein Vorteil. Viel Schutt und leichte Felsen am Anfang können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Wand etwas Bedrohliches hat.

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Die Senda Ferrada ist mehr als ein Sportklettersteig, sie ist das Herzstück einer alpinen Tour auf einen markanten Dreitausender. Vom Parkplatz bis zum Gipfel sind 1320 Höhenmeter zu überwinden, der Klettersteig selbst ist mit einem ein Kilometer langen Drahtseil sowie mehr als 200 Tritten abgesichert. Die verwendeten Verankerungen erleichtern das Sichern am kurzen Seil. Als der Steig gebaut wurde, war der Arbeitsaufwand enorm: Allein Adriano Peterelli, einer von vielen Helfern, war mehr als 100 Stunden in der Wand und bohrte dabei bis zu 40 Löcher am Tag in den Fels.

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Immer wieder schauen wir zur hoch über uns aufragenden Felswand: Der weitere Weg lässt sich nur erahnen. Nach kurzer Zeit geht es vom eher schrägen Vorbau in die Senkrechte. Viele Passagen erfordern reichlich Armkraft, auch wenn viele natürliche Tritte für die Füße vorhanden sind - wo die fehlen, helfen Eisenstifte in der Wand.

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Kurze, kraftraubende Stellen wechseln sich ab mit leichteren Passagen, wobei die Konzentration hier nicht nachlassen darf: Gerade im scheinbar einfachen Gelände liegt viel Geröll, die Steinschlaggefahr ist entsprechend hoch.

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Vorsichtig gewinnen wir Meter für Meter an Höhe, wobei die Gedanken sich immer wieder um die noch ausstehende D/E-Stelle drehen und den dafür erforderlichen Kraftaufwand. Nach einer leichteren Passage über ein Felsband kommt die Schlüsselstelle: Der Fels ist leicht überhängend und abdrängend, das Umhängen der Karabiner kraftraubend. Für den Ausblick bleibt keine Zeit. Zum Glück beschränken sich die Schwierigkeiten an der Schlüsselstelle auf ein paar Meter, dann ist der Weg zum Gipfel frei.

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Die anschließenden D-Stellen sind schnell zu bewältigen, bald steigt man aus der Wand hinaus auf eine große Schuttterrasse, die den Blick auf den Gipfel freigibt: ein steiler Felszahn und nochmals 400 Meter nach oben. Gut eine Stunde benötigen wir für das Schlussstück (Senda Finala), das kurz unter dem höchsten Punkt noch ein paar gesicherte Passagen bereithält. Mit jedem Schritt wird die Luft dünner und zuletzt machen sich die 1320 Höhenmeter Aufstieg auch in den Beinen bemerkbar.

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Aber dann haben wir es endlich geschafft und schauen vom 3159 Meter hohen Gipfel, an schönen Tagen ist sogar der Piz Bernina, der einzige Viertausender in den Ostalpen, zu sehen. Adriano Peterelli, der geholfen hat, den Klettersteig zu bauen, findet, dies sei das schönste Gipfelpanorama in ganz Mittelbünden. Allerdings ist die Tour am Gipfel nicht zu Ende, es wartet noch ein langer Abstieg.

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Der Abstieg folgt einem großen Diagonalband (Senda Diagonala), das durch den Wandabbruch führt. Ganz viel loses Geröll auf glatten Platten ist an sich nicht schwer, aber sehr exponiert. Aber ein gespanntes Drahtseil hilft bei der Sicherung.

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Der restliche Weg führt über Almwiesen zurück zum Ausgangspunkt. Nach einem etwa 20-minütigen Abstecher lassen wir uns in Anita's Alpstübli einen Brotzeitteller und kühle Getränke schmecken.

Informationen

Anfahrt: Über Bregenz durch das Rheintal nach Chur, weiter Richtung San Bernadino bis Thusis-Süd und über Tiefencastel nach Savognin an der Nordrampe des Julierpasses. Vom Hotel Mitgel durch die Veia Son Mitgel und Veia Tgaplottas in den östlichen Ortsteil und auf schmaler Straße zum Parkplatz "Plang la Curvanera" (1844 m). Achtung: Im Sommer 2013 ist die Zufahrt aufgrund von Instandhaltungsarbeiten nur bis Prosal (1553 m) möglich, der Zustieg zum Klettersteig verlängert sich daher auf zwei bis drei Stunden.

Dauer: Zustieg 1.15 Std., Klettersteig 3 Std., Abstieg 2.15 Std.

Anforderung: Schwerer Klettersteig (D/E) durch einen beeindruckenden Wandabbruch mit einigen senkrechten und einer leicht überhängenden Passage. Dazwischen immer wieder leichtes Gelände. Anspruchsvoll ist auch der Gipfel selbst sowie der Abstieg auf dem großen Diagonalband (Achtung: Steinschlaggefahr!). Für schwächere Geher ist die Mitnahme eines Sicherungsseils zu empfehlen!

Gasthäuser/Hütten: Anita's Alpstübli (Mitte Juni bis ca. Mitte September geöffnet).

Mehr Informationen: Savognin Tourismus im Surses, www.savognin.ch

© Süddeutsche.de/cag/rus
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