Klettersteig:Auf den Hochkönig

Hochkönig, Übergossene Alm, Teufelslöcher - hier machen allein schon die Namen neugierig.

Stefan Herbke

Der 2941 Meter hohe Hochkönig mit seinem weithin leuchtenden Firnfeld der Übergossenen Alm ist der höchste Gipfel der Berchtesgadener Alpen und als fast Dreitausender mit einer Hütte direkt auf dem Gipfel ein begehrtes Tourenziel.

Im Vergleich zum ebenmäßig geformten Watzmann, dessen markante Silhouette sogar mit dem Matterhorn standhält, fasziniert der Hochkönig durch seine Masse: ein gewaltiges Massiv mit einer kilometerlangen Felsflucht auf der Südseite und einer mehrere Quadratkilometer großen Karstfläche auf der Nordseite, die im obersten Bereich den einzigen Plateaugletscher der Ostalpen, das Firnfeld der Übergossenen Alm, trägt.

Die übermütigen Sennerinnen vom Hochkönig

Eine Erklärung für den seltsamen Namen und die Existenz des riesigen Schneefeldes gibt eine Geschichte aus der Sagenwelt. So gab es früher am Hochkönig saftige Wiesen und in den Sennhütten hausten schöne und reiche Dirndln. Obwohl sie in Gottesfurcht erzogen wurden, verfielen sie in der Einsamkeit Sünden aller Art. Den Kühen hängten sie silberne Glocken um den Hals, den Stieren vergoldeten sie die Hörner und mit Wein bewirteten sie lustige Jägerburschen.

Beten hatten sie längst vergessen, dafür pflasterten sie den Weg zu den Hütten mit Käselaiben, füllten die Lücken mit Butter aus und badeten in Milch. Das Maß der Sünde war voll, als sie einen müden und kraftlosen Wanderer keine Gastfreundschaft gewährten und ihn fortscheuchten. Als Strafe erhob sich ein ungeheurer Sturm und große Schneemassen stürzten vom Himmel und begruben die Frevlerinnen samt ihren Hütten für ewige Zeiten...

Anstieg über die Teufelslöcher

Der spannendste Anstieg beginnt in Hintertal bei Maria Alm und führt über die Bertgenhütte und die Teufelslöcher auf das Firnfeld und zum Gipfelhaus. Ein großartiger Steig durch eine außergewöhnliche Landschaft. Im von steilen Felswänden umgebenen Schneekar scheint der Weg zunächst unter unüberwindbaren Felsmauern zu enden und erst beim näherkommen öffnet sich eine Schwachstelle. Gut gestufter Fels und ein Felsband führen in eine steile Flanke und in Serpentinen bergauf.

Unter senkrechten Felsabbrüchen quert der Steig zu einer Rinne und den Teufelslöchern, zwei großen Felstoren, die den Ausstieg aus der Steilflanke auf die Hochfläche ermöglichen. Der Kontrast könnte kaum größer sein, nach dem steilen, nackten und kahlen Fels jetzt eine leuchtend weiße, kilometerlange Schneefläche, über die man dem Hochkönig mit dem Matrashaus entgegenläuft. Eine Übernachtung auf dem Gipfel mit Beobachtung des Sonnenauf- und -untergangs bleibt ein unvergessliches Erlebnis.

Wer nach Hintertal absteigt, überquert erneut den Plateaugletscher und kehrt über den gesicherten Herzogsteig und die Niedere Torscharte zum Ausgangspunkt zurück. Oder man setzt die Überschreitung des Hochkönigs mit dem Abstieg über die Mitterfeldalm zum Arthurhaus fort.

Anfahrt: Auf der Salzburger Autobahn bis zur Ausfahrt Siegsdorf; über Inzell, Schneizlreuth, Lofer, Saalfelden und Maria Alm nach Hintertal. Anfahrt auch über die Inntalautobahn bis zur Ausfahrt Oberaudorf und über Walchsee, Kössen und Waidring nach Lofer

Zeit: Insgesamt 10-12 Stunden

Schwierigkeit: Anspruchsvolle und lange Bergtour, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Stellenweise gesichert; Deutlich einfacher ist der Anstieg vom Arthurhaus auf den Hochkönig

Einkehr: Matrashaus (2941 Meter)

Karte: BLVA UK L 4, Berchtesgadener Alpen (1:50.000)

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