Klettern:An einem Strang

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Achim Haug ist Trainer für Sportklettern, Mental-Coach sowie Vorstand des Vereins Stützpunkt Inntal. Als Bergwanderführer ist er außerdem Spezialist für Touren zur Überwindung der Höhenangst. (Foto: privat)

Der Verein Stützpunkt Inntal hat für 2018 mit dem DAV Summit Club ein Kletterprogramm ausgearbeitet, das sich explizit an Familien mit behinderten Kindern richtet. Warum sich Klettern für Inklusionsreisen besonders gut eignet, erklärt Achim Haug.

Interview von Dominik Prantl

Achim Haug, 49, ist Vorstand des Vereins Stützpunkt Inntal, der sich dem therapeutischen und integrativen Klettern widmet. Mit dem Bergreiseveranstalter DAV Summit Club hat Haug für das Jahr 2018 ein Kletterprogramm ausgearbeitet, das sich explizit an Familien mit behinderten Kindern richtet.

SZ: Warum haben Sie sich ausgerechnet für eine Inklusionsreise mit dem Schwerpunkt Klettern entschieden und nicht etwa fürs Wandern oder Mountainbiken?

Achim Haug: Abgesehen davon, dass bei mir selbst der Schwerpunkt auf dem Klettern liegt, eignet sich das Klettern am besten, um mit der Inklusion zu beginnen. Weil unterschiedliche Leistungsstufen auf kleinstem Raum möglich sind. Außerdem versuchen wir in den Freizeiten schon, die Aktivitäten zu mischen. Die einen können klettern, die anderen wandern oder sonst was machen.

Gibt es da nicht schon genügend Angebote auf dem Markt?

Es gibt zwar Spezialreiseveranstalter, die Reisen für Behinderte anbieten. Aber das sind üblicherweise keine Inklusionsreisen, sondern abgegrenzte Veranstaltungen. Und spezielle integrative Bergreiseangebote gibt es in diesem Bereich meines Wissen hierzulande bislang noch gar nicht.

Reiseveranstalter müssen wirtschaftlich denken. Rechnet sich ein solches Programm?

Ich gehe fest davon aus. In unserem Verein Stützpunkt Inntal ist die Nachfrage bei ähnlichen Freizeiten jedenfalls ausreichend - schon alleine wegen der wenigen Angebote. Allerdings ist der Preis wegen der intensiveren Betreuung natürlich ein bisschen höher. Es gibt auch Grenzen bei der Behinderung. Die Teilnehmer müssen eine gewisse Selbständigkeit mitbringen.

Wen genau sprechen Sie mit Ihren Kletterreisen an?

Vor allem Menschen mit Behinderung, ob nun körperlich oder geistig, beziehungsweise Familien mit behinderten Familienmitgliedern, die zusammen Urlaub machen wollen. Es gibt aber auch Eltern, die mit ihren nicht behinderten Kindern bewusst zu uns kommen, um Berührungsängste abzubauen, einen normalen Umgang zu lernen - oder vielleicht auch einfach, um zu zeigen, welches Glück man gehabt hat.

Was ist bei solchen Freizeiten erfahrungsgemäß das größte Problem?

Ich kriege mit, dass es manchmal schwierig ist, eine Unterkunft zu finden. Ich höre dann seitens der Hotels häufiger raus: Wir würden ja gerne, haben aber ein wenig Angst, die Stammkunden zu vergraulen.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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