Katzen-Cafés in Japan:Schmus mich, Tiger!

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Auf YouTube kursieren Videos von Tierquälern, die Katzen in Tonnen stecken oder Welpen im Fluss versenken. Da ist es richtig entspannend, Japanern zuzusehen, wie sie sich vor gelangweilten Katzen zum Affen machen.

K. Schnitzler

Katzen, so sagt man, haben sieben Leben. Manche würden am liebsten alle diese sieben Leben damit füllen, zu essen, zu schlafen - und gestreichelt zu werden. Dieses Bedürfnis nach Liebkosung wurde einer Katze namens Lola in England zum Verhängnis, die sich vertrauensvoll in die falschen Hände begab: Eine Passantin packte sie am Kragen und steckte sie in die Mülltonne.

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Zum Essen geht es in die Bizarrerie. Schließen Sie bitte die Zellentür und folgen Sie uns zum Amüsement auf asiatische Art.

Erst nach 15 Stunden fanden die Besitzer ihr kläglich maunzendes Haustier. Was der Tierquälerin zum Verhängnis wurde und ihr zu weltweiter Bekanntheit verhalf: Die Katzen- und Hausbesitzer überwachten ihr Grundstück mit einer Sicherheitskamera. Erzürnt stellten sie das Video auf YouTube. Die Tierquälerin wurde identifiziert und braucht nun Schutz - vor wütenden Tierschützern.

Das YouTube-Video der Katze im Müll - inzwischen auch mit Gegenstück "Katze wirft Lady in die Tonne" - ist zwar traurig, aber noch eines der harmloseren. Eine Auswahl aus dem weiteren Angebot: Tiere mit Fleischwunden, Schweine beim Tätowierer, zu Tode geprügelte Hunde. Ein anderes aktuelles Video schockt Tierfreunde: Eine Frau im roten Kapuzenpullover schleudert sechs Hundewelpen in einen Fluss. Auf Facebook formieren sich die Rächer, die Tierschutzorganisation Peta verfolgt erste Spuren, die Bild-Zeitung berichtet, doch noch ist die Hundehasserin nicht enttarnt.

Da ist es erholsam, den Blick auf Videos aus Asien zu richten, nicht aus China natürlich, hier stehen bei uns beliebte Haustiere noch auf einigen Speisekarten. Nein, aus Japan erreichen den YouTube-Nutzer Bilder unter umgekehrten Vorzeichen: Während in Europa streichelwillige Katzen die manchmal verhängnisvolle Nähe der Menschen suchen, sehnen sich in Japan die Menschen nach einem schmusebereiten Tier.

Doch lange Arbeitstage und beengte Wohnverhältnisse machen es vielen tierlieben Japanern unmöglich, auf ihre Streicheleinheiten zu kommen. Dem helfen Cafébesitzer gerne ab, die im Land der aufgehenden Sonne den Bedürfnissen ihrer Gäste mit Themenbars, -restaurants und -cafés weiter entgegenkommen, als man hier zu denken wagt: Während bei uns Hunde samt ihren Haaren vor Gaststättentüren warten müssen, robben in Japan Menschen zwischen Cafétischen umher, locken und versuchen mit Federwedeln, die Aufmerksamkeit einer von vielen Katzen auf sich zu ziehen.

Gegen einen Aufpreis darf sich das Teekränzchen zwischen Kratzbäumen niederlassen und sich von den meisten Vierbeinern ignorieren lassen. Regeln gibt es auch, aber nur für die Menschen: Tiere schlafen lassen und auf keinen Fall am Schwanz ziehen.

Auf zahllosen Videos sieht man, wie sich entzückte Menschen vor gelangweilten Katzen zum Affen machen. Das ist vielleicht nicht immer ein Spaß für die Katzen. Doch immer noch besser als eine englische Mülltonne.

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