Süddeutsche Zeitung

Karibische Kreuzfahrt:St. Barthélémy

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Von Kolumbus entdeckt, von König Gustav gekauft und Coconut Joes Heimat.

Von Antigua segelt die Star Clipper zum nördlichsten Punkt der Kreuzfahrt, zur Insel St.Barthélémy, die zum französischen Übersee-Departement Guadeloupe gehört. 1493 wurde St.Barths von Kolumbus entdeckt, der sie nach seinem Bruder Bartholomeo benannte. Der schwedische König kaufte die Insel 1784, ließ eine Hauptstadt bauen und nannte sie Gustavia.

Eine schöne Insel mit etwas zu vielen Häusern

Noch immer gibt es Straßen die "Gatan" heißen und Briefkästen und Mülltonnen, an denen die Namen Johansson und Andersson stehen. 1878 kamen die Franzosen auf St.Barths wieder an die Macht und sind es bis heute geblieben. St.Barths ist eine ursprünglich schöne Insel, auf der inzwischen zu viele Häuser stehen, was dazu führt, dass die meisten Straßen Privatwege sind, auf denen es verboten ist zu laufen.

Die gähnend leere Ortskirche, einer der wenigen kühlen Orte, scheint auf St.Barths Schwierigkeiten mit dem Zulauf der Gemeinde zu haben und hat den flehenden Ruf "Christ, nimm Teil am Leben deiner Diözese!" an die Kirchentür gepinnt. Als man den Zettel gelesen hat, rauscht wie die höhnische Antwort ein Jeep mit drei Blondinen und ihren langen, wehenden Haaren an der Kirche vorbei mit Kurs auf Gustavia, wo sich die Filiale des Schmuckverkäufers Bulgari neben einem Hermès-Laden und der wiederum neben Cartier niedergelassen hat. So ernährt sich eine Insel: Selbst an Feiertagen ist auf St.Barthélémy jedes denkbare Accessoire irgendeines Couturiers oder Juweliers erhältlich, aber keine Flasche Wasser.

Treffen mit dem Neptun von South Friar's Bay

Von St.Kitts, das in weiten Teilen ursprünglich geblieben ist, werden die goldenen Zuckerrohrfelder in Erinnerung bleiben, und der Zuckerrohr-Zug, dessen schmale Gleise an Palmen und am tiefen Blau der Karibischen See entlang rund um die ganze Insel führen. Während die Passagiere der Star Clipper am South Friar's Bay Schnorcheln und Wasserski fahren und die Einheimischen stundenlang im seichten, Badewannen-warmen Meer plaudern, steckt plötzlich Neptun seinen Kopf aus dem Wasser. Sein schwarzer Körper steckt in einer schmutzigen, dunklen Jeans. Er schüttelt den Kopf mit den nassen, grauen Locken. Sein Mund, in dem nur noch schräg ein paar Schneidezähne stecken mit etwas Gold, öffnet sich, und er sagt laut, aber freundlich: "Hello, I am Coconut Joe!" Der Neptun vom South Friar's Bay bot Drogen an und wollte nur eine Zigarette.

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