Kapstadt in Südafrika:Nutzloseste Brücke der Welt soll endlich fertig werden

Kapstadt in Südafrika: Brücke ins Nichts: die Foreshore Bridge in Kapstadt

Brücke ins Nichts: die Foreshore Bridge in Kapstadt

(Foto: mauritius images)

Die Foreshore Bridge wurde vor 41 Jahren erbaut, aber bis heute klafft im Highway eine Lücke. Touristen und Werbefilmer lieben diese merkwürdige Sehenswürdigkeit. Doch die Zeit der Sinnlosigkeit ist bald vorbei.

Von Bernd Dörries

Als die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2010 nach Südafrika kam, sah es so aus, als würde die Brücke doch noch eine Aufgabe bekommen, einen Sinn. Ein Sponsor ließ die größte Vuvuzela der Welt auf die Foreshore Freeway Bridge bauen, 35 Meter lang. Sie sollte vor jedem Spiel der WM ertönen, was aber den Südafrikanern zu laut war, weshalb man sie nur ein paar mal leise tröten ließ und dann wieder abbaute. Danach stand die Brücke wieder so sinnlos da wie schon die vielen Jahre davor.

Unter den unvollendeten Bauwerken der Welt nimmt die Foreshore Bridge einen Spitzenplatz ein, seit 41 Jahren wartet Kapstadt darauf, dass die Brücke auch wirklich zu einer wird. Bisher gibt es nur zwei Auffahrten, mehrspurig beide, durchgehend geteert und mit Seitenstreifen versehen - die dann aber plötzlich im Nichts enden.

Die etwa 260 Meter dazwischen fehlen, was das Bauwerk zum womöglich bekanntesten Symbol Kapstadts gemacht hat, nach dem Tafelberg: Touristen lassen sich davor fotografieren, Werbefilmer drehen dort ihre Spots und wer immer gegen irgendetwas demonstriert in der Stadt, hängt seine Plakate an das östliche Gerippe der Brücke, dort ist es für jene gut zu sehen, die dort jeden Tag im Stau stehen.

In den Sechzigerjahren dachten einige Stadtplaner in Kapstadt weit voraus, in eine Zeit, in welcher der damals recht verschlafene Ort zu einer Metropole werden würde, mit viel mehr Menschen und viel mehr Verkehr, ein großer Freeway am Hafen sollte die Lösung für alle Probleme sein. Und wurde dann selbst zu einem.

Ein neues Viertel plus vollständiger Brücke - für wenig Geld

Weil die Politik der Gegenwart meist wenig Geld für die Probleme der Zukunft ausgeben möchte, wurde der Bau 1977 eingestellt, damals ohne weitere Angaben von Gründen. In der Stadt machten sich verschiedenen Theorien breit, warum der Brückenbau zu Kapstadt in die Hose ging. Einige meinten, die Ingenieure hätten sich schlicht verrechnet, andere behaupteten, ein Ladenbesitzer hätte sich erfolgreich wiedersetzt, auch wenn zwischen den beiden Enden mittlerweile keine Läden mehr existieren.

Was sich nun ändern soll. Die Stadtverwaltung hat vor einigen Tagen einen Sieger des Architektenwettbewerbs präsentiert, der den Brückenschlag vollenden will - nach 41 Jahren. Viel kosten soll es die eher klamme Stadt auch nicht.

Der Bau soll durch die komplette Umgestaltung der hafennahen Gegend finanziert werden, elf Hochhäuser mit bis zu 143 Metern Höhe sollen entlang des Freeways entstehen. Mit Läden und 3200 Wohnungen, von denen mindestens 450 als Sozialwohnungen bezeichnet werden könnten. Es wäre die Aufwertung eines Stadtteils, der bisher weder als besonders gut noch besonders schlecht gilt, der einfach ungenutzt herumsteht wie die Brücke darauf.

Mit dem Neubau wolle die Stadt auch das Erbe der Apartheid ungeschehen machen, sagt der Stadtrat für Verkehr, Brett Herron. Damals wurden Schwarze und Farbige aus der Innenstadt vertrieben, jetzt soll ein Stadtteil für alle entstehen. In allerbester Lage, weshalb es auch schon Kritik gibt, dass der Vergabeprozess beeinflusst worden sei, es geht um viel Geld.

Andere bemängeln, dass die vielen Hochhäuser die Stadt von der Küste abschneiden würden, die hier vor allem ein Industriehafen ist. Eine breite Diskussion gibt es in Kapstadt aber bisher nicht, obwohl Zehntausende jeden Tag vor der unvollendeten Brücke im Stau stehen.

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