Auf dem Sessel, der so ähnlich aussieht wie der Sessel, in dem Frank Sinatra einst saß, werden gerade die Kissen aufgeschüttelt. Der Teppich, der sich im Design nicht viel unterscheidet von dem, auf dem Frank Sinatra einst stand, wird gesaugt. Und das Bett, das dem Bett nachempfunden ist, in dem Frank Sinatra einst schlief, wird gerade mit frischen Laken überzogen.
In wenigen Stunden kommen die nächsten Urlauber in das Ferienhaus, das Frank Sinatra 1947 für seine Frau Nancy bauen ließ, dann aber von 1951 an mit seiner Frau Ava Gardner bewohnte, bis auch diese Ehe zerbrach. Er nannte das Anwesen, auf dem er in der Stille der Wüste ganz unglaubliche Partys gefeiert haben soll, Twin Palms - nach den zwei schlanken hohen Palmen, die gleich neben dem Pool auch heute noch in den strahlend blauen Himmel ragen. Der Pool selbst, um den gerade zwei Männer mit Anzug und Headset laufen und letzte Aufräumanweisungen an ihre Mitarbeiter funken, hat die Form eines Pianos. Wenn später die Pergola ihren Schatten auf das Wasser werfen wird, entsteht die Form der dazugehörigen Tasten. Ein Bade-Klavier.
Nur zwei Stunden von Los Angeles entfernt
In die südkalifornische Wüstenstadt Palm Springs zogen sich in den 20er, 30er, 40er, 50er Jahren die großen Stars Hollywoods zurück, wenn sie abseits der Branche und der auch damals schon lauernden Paparazzi die Art von Partys feiern wollten, die Paparazzi auch damals schon gerne fotografiert hätten. Oder wenn sie mit der eigenen oder einer geborgten Frau ein paar ruhige Tage verbringen wollten.
Frank Sinatra, Marilyn Monroe, Clark Gable oder Elvis Presley hatten Verträge mit ihren Studios, die ihnen verboten, sich mehr als 100 Meilen von Los Angeles zu entfernen - für den Fall, dass es spontan etwas zu drehen gab. Ferienhäuser an der Cote d'Azur waren demnach eher ungeeignet. Die Wüste, in zwei Stunden von Los Angeles erreichbar, wurde zum liebsten Rückzugsort der Promis. Man könnte auch sagen: Die Schauspieler und Produzenten flohen voreinander aus der Filmstadt, um sich dann nebeneinander in der Wüste Häuser zu bauen. Und die anderen Touristen kamen, um ihnen dabei zuzusehen.
Die Stars sind mittlerweile weitergezogen, heute findet man in Palm Springs nur noch wenige Ferienhäuser lebender Celebritys, zum Beispiel das von Barbra Streisand oder Kirk Douglas. Die Touristen aber sind geblieben und können heute die ehemaligen Häuser der Stars mieten, um an Frank Sinatras klavierförmigem Pool Urlaub zu machen.
Die Firma Palm Springs Luxury Vacation Rentals hat die Villen von Sinatra und Marilyn Monroe oder Produzent Allan Carr im Angebot. Die Häuser haben alle verschiedene private Besitzer, die Agentur ist mit der Vermietung an Feriengäste beauftragt.
Luxus für Jedermann:Offene Hotel-Geheimnisse
Viele Hotels bieten ihren betuchten Gästen allen erdenklichen Luxus - und obendrein noch Extras, die auch für Normalverdiener zugänglich und erschwinglich sind.
Bald kommt das Haus von Warner-Bros.-Gründer Jack Warner dazu. Hier werden gerade, unter der im Frühling noch nicht ganz so erbarmungslosen Wüstensonne, die unerwünschten Wände eingerissen und die Betten mit einheitlich quietschgrünen Laken überzogen. Jedem Besitzer bleibt natürlich überlassen, wie sehr sein Haus dem Promi-Original noch ähnlich sehen soll.
Skandal im Hotel:Liebeswirren und Randale
Wo Iggy Pop vom Balkon aus neben den Pool sprang, Leonard Cohen seinen Liebeskummer besang und ein Mafiaboss die Suite räumen musste - berühmte Hotels und ihre Skandale.
Sinatras Haus von Architekt E. Stewart Williams liegt in der Siedlung mit dem vielsagenden Namen Movie Colony, und damit in ziemlich direkter Nachbarschaft von den Häusern Bob Hopes und Greta Garbos. Wie viele Häuser in der Gegend ist es im schlichten Stil des sogenannten Desert Modernism gebaut: nur ein Stockwerk, große Glasfront, keine Schnörkel. Und es ist von recht bescheidener Größe - zumindest gemessen daran, wie man sich das Haus eines heutigen Stars vorstellt: Auf rund 420 Quadratmetern gibt es sieben Badezimmer und vier Schlafzimmer. Nur ein paar Autominuten weiter kann man hinter Mauern und Hecken die Residenz von Barbra Streisand erahnen. Schon die Auffahrt bis zu dem schmiedeeisernen Tor hat in etwa das Format des Sinatra'schen Gartens. Der Hollywoodstar der 30er Jahre liebte es wohl bescheidener.
Wer 2600 Dollar pro Nacht dafür ausgibt, in einem elegant eingerichtetem Ferienhaus zu übernachten, bezahlt natürlich auch für die Legende. Und von denen kennt man bei den Luxury Vacation Rentals natürlich so einige. In Jack Warners Haus kann man in dem Zimmer schlafen, in das der Hausherr durch einen Hintereingang seine in der Nachbarschaft untergebrachte Geliebte zu holen pflegte.
Im Bad zu Sinatras Schlafzimmer, das im Gegensatz zum weißen Esstisch und der holzverkleideten Couch noch original ist, durchzieht ein langer Riss das Waschbecken. Der soll, so heißt es, von einem Streit Sinatras mit seiner Ehefrau Ava Gardner stammen. Die habe zufällig erfahren, dass ihr Gatte mit einer anderen Frau nach Twin Palms gefahren war - der Tag endete damit, dass Sinatra eine Flasche in Richtung seiner wütenden Ehefrau warf und das Waschbecken zerbrach. Die beiden sollen sich manchmal so sehr gestritten haben, dass Avas Sachen auf die palmengesäumte Auffahrt flogen.
Die anderen, nicht weniger noblen Ferienhäuser der Firma kosten im Schnitt 500 Dollar weniger am Tag. Dafür kann man seine Zahnpasta dort auf keinen Riss spucken, den Frank Sinatra in ein Waschbecken geprügelt hat. Von ein paar Fotos an der Wand und ein paar Platten auf der - noch originalen - Stereoanlage abgesehen, ist Twin Palms eher ein ziemlich modern ausgestattetes Ferienhaus als ein Museum: In der weißen, offenen Küche steht zwar eine Flasche Jack Daniels, Sinatras Lieblingsdrink; Ava Gardner musste dort aber wohl noch ohne die weiß glänzende Spülmaschine auskommen.
Ein paar Autominuten weiter dagegen, auf einem Hügel mit Wüstenpanorama, in Elvis Presleys Honeymoon-Villa, kann man quasi keine Zahnbürste abstellen, ohne ein irgendwie geartetes Artefakt des Kings zur Seite zu rücken. Das Haus, das Elvis und Priscilla zwischen 1966 und 1967 bewohnten, dient hauptsächlich Besichtigungen, wird aber von seinem privaten Besitzer auch für Übernachtungen vermietet. Die meisten Nächte, die hier verbracht werden, sind, natürlich, Hochzeitsnächte. 1750 Dollar für eine Hochzeitsnacht in einem Bett, das, na klar, so ähnlich aussieht wie das, in dem Elvis einst seine Hochzeitsnacht verbrachte.
Informationen
Anreise: Nach Los Angeles hin und zurück mit Lufthansa ab 764 Euro, www.lufthansa.com
Reisearrangement: Eine einwöchige Mietwagen-Rundreise "Southern California Lifestyle" vom Veranstalter FTI führt von Los Angeles, San Diego und Palm Springs nach Huntington Beach, ab 789 Euro im DZ, www.fti.com
Villen der Stars: www.beaumondevillas.com, www.vacationpalmsprings.com