Süddeutsche Zeitung

Kärnten:Fahrspaß im Tiefschnee

Viel Sonne und hohe Berge: Das südlichste Bundesland Österreichs arbeitet an seinem Image als Wintersportgebiet

Martina Farmbauer

Bei Kärnten denken die meisten Urlauber immer noch an Sommer und Seen - kurz an Sommerfrische. Doch man kann hier auch Skifahren und andere Wintersportarten ausüben, und immer mehr Gäste machen das. Das berichtet Andreas Kleinwächter, der für Marketing und PR der Nationalpark Region Hohe Tauern Kärnten zuständig ist: "Der Kärntner Skiwinter befindet sich im Aufwind."

Er macht das an Zahlen fest, welche die Kärnten Werbung Ende Oktober dieses Jahres veröffentlicht hat. Sie zählte im vergangenen Winter 3 691 335 Übernachtungen und 830 821 Ankünfte in ihrem Einzugsgebiet - das sind 26 Prozent mehr Übernachtungen und sogar 43 Prozent mehr Ankünfte als noch in der kalten Jahreszeit vor zehn Jahren.

Einen Grund für die Zunahme von Wintergästen in Kärnten sieht der Marketingverantwortliche im Ausbau der Lifte, der Beschneiungsanlagen und anderer Teile der Infrastruktur, wodurch die Qualität gestiegen sei. Die Großglockner Bergbahnen zum Beispiel haben seit 2002 etwa 12,5 Millionen Euro investiert.

Zum anderen haben sich die Kärntner Skigebiete seit dem Mauerfall vor 20 Jahren eine neue Kundschaft in Ost- und Südosteuropa erschlossen, für die das südlichste Bundesland Österreichs näher liegt als viele andere Skigebiete des Landes. "Sowohl Tschechen als auch Ungarn machen inzwischen mehr als zehn Prozent der Kärntner Winterbesucher aus", sagt Kleinwächter.

Warum dagegen jemand aus Deutschland zum Skifahren hierher kommen soll, der doch schneller nach Tirol, Salzburg oder Vorarlberg gelangt? Diese Frage bekommt Kleinwächter häufig gestellt. Er verweist dann auf die Lage Kärntens auf der Südseite der Alpen, wo meistens die Sonne scheint. Und darauf, dass die etwa 30 Skigebiete der Region noch nicht überlaufen seien: "Es gibt wenig Wartezeit an den Liften und viel Platz auf den Pisten."

Letzteres gilt speziell für die Nationalpark Region Hohe Tauern mit den höchsten Kärntner Skigebieten Großglockner/Heiligenblut, wo es bis auf 2902 Meter hinaufgeht, für den Mölltaler Gletscher, der die magische 3000-Meter-Grenze überschreitet und den Ankogel (2636 Meter). Zum größten Teil befinden sie sich oberhalb der Baumgrenze, weshalb sie sich, weitläufig wie sie sind, für den Trend des Freeridings besonders gut eignen, wie das gute, alte Fahren abseits der Pisten im Tiefschnee auf Neudeutsch heißt.

Zwar werden bestimmte Hänge nicht präpariert, aber sie werden überwacht. Beispielsweise markieren die Verantwortichen Routen, informieren über Schneeverhältnisse und bieten an, sich Berg- und Skiführern anzuschließen.

Das Nassfeld in der Naturarena Kärnten, zu der außerdem das eher unberührte Lesachtal und der Weissensee gehören, ist mit 30 Seilbahnen und 110 Kilometern Piste das größte und vielseitigste Skigebiet Kärntens. Hierher kommen auch viele Familien. Die Wintersportregion hat sich voll auf diese Gruppe eingestellt: Etwa bekommen Kinder bis acht Jahre hier vom 28. November bis zum 26. Dezember 2009 und vom 27. März bis zum 11. April 2010 Skipass, Skikurs und Ausrüstung umsonst und dürfen kostenlos im Zimmer der Eltern übernachten. Außerhalb dieser Zeiträume bietet das Nassfeld für Kinder und Jugendliche Rabatte an.

Bad Kleinkirchheim mit der Region Nockberge wirbt ebenfalls mit Familienurlaub. Es ist die Heimat des Skihelden Franz Klammer, der 1976 in Innsbruck Gold in der Abfahrt gewann und hier immer wieder mal zu sehen ist. Nach ihm ist eine Piste benannt, auf der die Skidamen in unregelmäßigen Abständen Weltcup-Rennen austragen. Vor allem aber gibt es in Bad Kleinkirchheim zwei Thermen, das Römerbad und St. Kathrein. Ein Besuch nach dem Skifahren ist für viele ein Hochgenuss und entspannt die Muskeln.

So unterschiedlich die Ausrichtungen der Kärntner Skigebiete sein mögen, das Ziel dürfte genau das gleiche sein wie bei der Nationalpark Region Hohe Tauern: "Man strebt immer ein Wachstum an." Aber wenn man angesichts der schwierigen weltweiten Wirtschafts- und Finanzlage eine schwarze Null schaffe, müsse man voll zufrieden sein, sagt Kleinwächter. Erst danach könne man sich wieder anderen Plänen widmen.

In der Nationalpark Region wollen sie nicht nur wie bisher vor allem Alpinskifahrer anlocken, sondern auch zu einer Destination für alternative Wintersportarten werden wie beispielsweise Skitourengehen, Schneeschuhwandern oder Eisklettern. Damit kämen sie ihrem Ziel etwas näher, dass potentielle Urlauber bei Kärnten und Ferien noch mehr an Berge und Winter denken als bisher.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2009
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