Süddeutsche Zeitung

Japan:Riesen im Reisfeld

Kreise auf dem Acker? Kunst auf dem Feld! Ein abgelegenes japanisches Dorf zieht mit gepflanzten Riesenbildern erfolgreich Touristen an - und zahlt trotzdem drauf.

In dem abgelegenen japanischen Dorf Inakadate kennt man sich mit Reis aus, sehr gut sogar. Doch der Reisanbau allein bringt nicht allzuviel ein. Touristen müssen her, sagten sich die 8500 Einwohner des Ortes - und setzten wieder auf Reis.

Mit riesigen Kunstwerken aus Reispflanzen locken sie zahlende Urlauber nach Inakadate, das 600 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tokio liegt.

In mühsamer Handarbeit erschaffen mehr als tausend Menschen jedes Jahr seit 1993 mit verschiedenfarbigen Reispflanzen Kunstwerke, die größer als ein Fußballfeld sind.

Gezeigt wird dieses Jahr ein Krieger aus dem 12. Jahrhundert, der gegen einen jungen Schwertträger kämpft. In den vergangenen Jahren haben die Dorfbewohner schon Bilder von Kaiser Napoleon, der Mona Lisa oder dem Vulkan Fuji in ihren Feldern angelegt.

Um die Kunstwerke vollständig bewundern zu können, müssen Touristen eine Aussichtsplattform erklimmen. Dies sei der einzige Punkt, von dem aus die Reisbilder in der richtigen Perspektive gesehen werden könnten, sagte Dorf-Sprecher Minoru Nakayama: "Würde man das Bild direkt von oben sehen, würde der Kopf des Abgebildeten weiter weg vom Turm merkwürdig groß erscheinen."

Vergangenes Jahr reisten bereits 170.000 Touristen nach Inakadate. Reich sind die Dorfbewohner dadurch aber nicht geworden. Sie verlangen von Besuchern lediglich Spenden.

Der vergangenes Jahr eingenommene Betrag reichte gerade, um die Miete für die benutzten Reisfelder zu bezahlen und die Kosten für die Bewachung der Kunstwerke zu decken.

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sueddeutsche.de/AFP
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