Japan: Flugverkehr:Lufthansa fliegt Tokio vorerst nicht mehr an

Wegen der möglichen radioaktiven Strahlung in Tokio bedient die Airline bis zum Wochenende nur zwei andere Strecken in Japan.

Es wird zunehmend schwieriger, den Gefahrenbereich in und um Tokio oder gleich das Land zu verlassen. Der Zugverkehr funktioniert in Teilen des Landes nur eingeschränkt, die schnelle Verbindung Narita Express zum internationalen Flughafen von Tokio wurde eingestellt. Viele Maschinen hoben zuletzt mit leeren Plätzen Richtung Europa ab. In den nächsten Tagen werden es noch weniger sein.

Die Lufthansa fliegt Tokio wegen der möglichen radioaktiven Strahlung vorerst nicht mehr an. Die zwei Flüge, die am Dienstag planmäßig aus München und Frankfurt starten, würden stattdessen die japanischen Städte Osaka und Nagoya südwestlich von Tokio ansteuern, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Zudem gebe es zwei weitere planmäßig Flüge nach Osaka und Nagoya. Dieser Sonderflugplan soll vorerst bis zum Wochenende Bestand haben.

Passagiere, die eigentlich von Tokio aus hatten fliegen wollen, müssten sich nun auf den Weg in die im Südwesten gelegenen Städte machen. "Wir versuchen alle Passagiere im Vorfeld von der Änderung des Abflugortes zu informieren", sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft zu sueddeutsche.de.

Von Frankfurt aus fliegen außer Lufthansa noch Japan Airlines (JAL) und All Nippon Airways (ANA) nach Japan. Fluggäste, die bis 31. März eine Verbindung nach Japan gebucht hätten, könnten noch bis Juni auf einen anderen Flug nach Japan umbuchen, sagte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow.

Flugzeuge aus Japan werden in München und Frankfurt weiterhin auf Radioaktivität getestet. Bislang seien aber alle Proben ohne Befunde geblieben, sagte ein Flughafensprecher in München. Sowohl die Lufthansa als auch All Nippon Airways - die noch weiterhin Tokio anfliegt - würden die Flugzeuge freiwillig innen und außen testen. Passagiere würden derzeit nicht überprüft.

Hier verlässt sich die Fluggesellschaft auf die Behörden in Japan: "Nach unseren Informationen wird niemand aus den gefährdeten Zonen herausgelassen, der kontaminiert ist", so ein Sprecherin der Airline zu sueddeutsche.de. Dies bezöge sich auf Personen und ihr Gepäck.

Sollte an oder in einer Maschine Radioaktivität gefunden werden, müssen die Behörden entscheiden, wie es weitergeht.

Strahlenschutzexpertin an Bord

Am Montag hatte die österreichische Fluggesellschaft Austrian Airlines eine Maschine nach Tokio geschickt - mit einer Strahlenschutzexpertin des österreichischen Bundesheers und komplizierter Messtechnik an Bord.

Beim Anflug auf Tokio wurde die Strahlenbelastung außerhalb des Flugzeugs gemessen. Erst nachdem keine Grenzwertüberschreitung festgestellt werden konnte, durften die Piloten das Flugzeug landen. Allerdings verließen weder sie noch die FlugbegleiterInnen das Flugzeug. "Wir haben uns aus Sicherheitsgründen dazu entschlossen, die Crew nicht in Tokio übernachten zu lassen", sagte Austrian-Sprecherin Ursula Berger sueddeutsche.de. Stattdessen wurden die Passagiere möglichst rasch an Bord genommen und dann über einen Zwischenstopp in Seoul nach Wien zurückbefördert. In Seoul sei die Crew gewechselt worden.

Im Falle eines Starts Richtung Japan werde in jedem Fall wieder die Dreiecksroute Wien-Tokio-Seoul-Wien geflogen, so Berger, um den Aufenthalt für das Bordpersonal so kurz wie möglich zu halten. Und: Sollte beim Anflug auf Tokio eine bedenklich erhöhte Strahlenbelastung festgestellt werden, hätten die Piloten Anweisung, nicht in der japanischen Hauptstadt zu landen sondern direkt nach Seoul weiterzufliegen.

Air China hat seine Verbindungen von China aus nach Japan vorerst gestrichen, wie das Unternehmen auf seiner Website mitteilt. Der Airline-Verband Barig, dem nach eigenen Angaben rund 100 Fluggesellschaften angehören, versicherte, dass sich die Konzerne derzeit sehr genau mit der Lage befassten und entsprechend reagieren würden. Das könne auch sehr kurzfristig geschehen, sagte Generalsekretär Martin Gaebges. Eine einheitliche Linie gebe es bislang aber noch nicht.

Deutsche Veranstalter sagen Reisen ab

Die deutschen Reiseveranstalter haben wegen der atomaren Katastrophe in Japan alle Reisen in das Land bis Ende April abgesagt. Das Auswärtige Amt warnt vor Aufenthalten im Nordosten der Insel Honshu und rät von nicht erforderlichen Reisen nach Japan ab. Alle Deutschen sollten aus dem Großraum Tokyo/Yokohama nach Osaka oder über Osaka ins Ausland ausweichen.

Die Rewe Bausteintouristik (Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen) bietet ihren Kunden an, ihre Japanreisen bis Ende Mai kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. Gebühren Dritter, zum Beispiel von Hotels oder Fluggesellschaften, würden aber an die Kunden weitergereicht, erklärte Sprecherin Antje Günther.

Wer seine Reise für Mai bei Studiosus gebucht hat, kann nur gratis umbuchen, für Stornos werden Gebühren fällig. Im Mai gebe es nach dem Ende der Osterferien wieder reichlich Alternativen, sagte Studiosus-Sprecher Frano Ilic. In China sei zu dieser Zeit Hochsaison, auch Nordindien biete sich als Ausweichziel an. Und natürlich stehen auch klassische Badeziele wie die Türkei oder Spanien zur Wahl.

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