Zuerst müssen die Götter geweckt werden. Mai Nagumo zieht an dem Seil aus geflochtenem Reisstroh. Daran hängen Schellen, die ein lautes Scheppern von sich geben. Jetzt hat die 26- jährige Bergsteigerin die Aufmerksamkeit der höheren Mächte für sich. Mai Nagumo schweigt, verneigt sich und klatscht in die Hände, damit ihre Wünsche vernommen werden. Der Shinto-Schrein, an dem sie steht, wurde im Jahr 937 an der Nordseite des Fuji errichtet. Seit mehr als tausend Jahren bitten Wanderer hier um eine sichere Passage. Und kaum haben sie das getan, kaum sind sie durch das Tor des Schreins zurückgetreten, das symbolisch die spirituelle von der realen Welt trennt, ist Schluss mit Besinnlichkeit.
Japan:Der Gipfel der Spiritualität
Lesezeit: 6 min
Goraiko! Sonnenaufgang auf dem Fuji. Das Shinto-Tor trennt die spirituelle Welt symbolisch von der realen.
(Foto: Jochen Temsch)Fuji: Jetzt ist die beste Zeit, um auf Japans höchsten und heiligsten Berg zu steigen. Auch weltlich gesinnte Wanderer lernen hier, sich in Geduld und Demut üben.
Von Jochen Temsch
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